Fest der Begegnung
Wenn Integration ein Gesicht bekommt
Zwei Jahre hatte Corona eine Zusammentreffen verhindert. Aber nun war es endlich wieder so weit: Der Verein "für mich und du" und die Integrations-Arbeitskreise von St. Georgen an der Gusen und Luftenberg luden zum weihnachtlichen "Fest der Begegnung" ins Johann Gruber Pfarrheim. Frieden, Freude und Menschlichkeit, die Emotionen der Adventzeit , wurden an diesem Abend sichtbar und spürbar. Die BezirksRundschau war dabei.
ST. GEORGEN, LUFTENBERG, LANGENSTEIN. Dieser Abend ist so ein rarer Moment, an dem Menschen, die zum Spielball zynischer Politik werden, ein Gesicht, Hände und Stimmen erhalten. Wo aus anonymen, zur Bedrohung hochstilisierten "Migranten und Asylwerbern" sympathische Familien wie du und ich werden. Wo entzückende Kinder mit dunklen Augen ausgelassen durch den Saal kurven oder junge Leute stolz erzählen, wie sie den Sprung in Ausbildung oder Job geschafft haben. Mitten darunter finden sich aber auch stille Frauen, Kinder und Enkel, die zwar im österreichischen Adventidyll in Sicherheit sind, sich aber jeden Tag vor Sorge verzehren - um den Ehemann, Vater oder Bruder, der in der Ukraine für seine Heimat kämpft.
Viele Helfer ermöglichen gelungene Integration
Aktuell leben in der Pfarre St. Georgen an der Gusen etwa 150 Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge, die in Österreich Schutz suchen. Aber auch viele, deren Verfahren mittlerweile positiv abgeschlossen wurden und die nun stolze Bürger von St. Georgen, Luftenberg und Langenstein sind. "Nach so langer Zeit ist es für uns richtig emotional, eine ganze Reihe unserer teils im ganzen Land verstreut lebenden Schützlinge wiederzusehen. Sie kommen manchmal von weit her extra für diesen Abend nach St. Georgen" freuen sich Reinhard Kaspar (Obmann Verein "für mich und du"), Andrea Wahl und Michaela Neuhauser (Obfrauen der Integrations-Arbeitskreise St. Georgen und Luftenberg) und ihre Vereinskollegen.
Und es sind viele Gäste, die gemeinsam mit ihren österreichischen Freunden eine interkonfessionelle und -kulturelle Adventfeier genießen. Allerseits wird stürmisch umarmt, Freudentränen fließen. Es ist das beeindruckende Miteinander tatkräftiger Einzelner, Vereine und Initiativen aus drei Gemeinden und der Pfarre, die Schutzsuchende zuallererst einmal als Menschen annehmen. Mit einem klugen Mix aus tatkräftiger Alltagshilfe, aber auch konsequentem Einfordern von Eigeninitiative, Spracherwerb und aktiver sozialer Integration ins Ortsleben gelingt es weitgehend friktionsfrei, aus Fremden Freunde, vertraute Nachbarn und akzeptierte Vereins- und Schulkollegen zu machen.
Große und kleine Erfolgsgeschichten
In einigen Fällen trug auch die BezirksRundschau zum positiven Erfolg bei. Etwa beim irakischen Journalisten Munjid Ali, über dessen abenteuerliche Flucht wir berichtet haben. Er arbeitet bei einem Logistikunternehmen im Bezirk und kreiert nebenbei mit großem Erfolg orientalisches Parfüm. Als Fotograf und Filmer ist er im St. Georgener Ortsleben fest verankert. Oder der junge Afghane Faramarz Karimi, der in kürzester Zeit hervorragend Deutsch lernte, in unserem Artikel Handyladen mittels Fahrraddynamo präsentierte, und erfolgreich die HAK-Matura schaffte: Er ist jetzt im Marketingbereich tätig, seine Schwester erlernt das Konditorhandwerk und sein Bruder wird Zahntechniker. Die Beiträge der BezirksRundschau über diese vorbildlichen Integrationsbemühungen lagen im Akt des Asylgerichts und unterstützten den positiven Verfahrensverlauf.
Mehlspeisen von den Goldhaubenfrauen
Für das Festbuffet haben alle Teilnehmer einen individuellen Teil zubereitet und mitgebracht. Von heimischen Gerichten bis zu exotischen Speisen aus Afghanistan oder dem Nahen Osten verlockt das Buffet zum Durchkosten. Ebenso mangelt es auch nicht an Nascherei: Dafür haben die St. Georgener Goldhaubenfrauen ihre Rezepte ausgepackt. Die Gesichter der Damen und jene der großen und kleinen Naschkatzen aus aller Welt leuchten an diesem Abend um die Wette.
Über die gelebte Gemeinschaft erzählt auch das Gruppenfoto, für das alle stolz posieren. Als dann auch noch ein weihnachtlicher Geschenktisch für die Kinder eröffnet wird, ist die Freude riesig. Ein afghanischer Knirps im Kindergartenalter, der zuerst Ochs und Esel in der Krippe streichelt und dann mit strahlenden Augen ein Spielzeug entgegennimmt, bringt es im schönsten Mühlviertlerisch auf den Punkt: "I mog' Weihnachten!""
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.