Bei Rosi Nill aus Niedernsill hat das Schicksal beinhart zugeschlagen

Nur kurzzeitig kann Rosi Nill den PC bedienen. So kann sie vor allem den Kontakt zu den anderen Mitgliedern der Selbsthilfegruppe aufrecht erhalten. | Foto: Christa Nothdurfter
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NIEDERNSILL (cn). Rosi Nill war eine gesunde Frau. Die gebürtige Brambergerin hatte ihr Leben im Griff und managte den Haushalt, erzog die beiden Töchter und ging arbeiten. Und dann, im Alter von knapp 30 Jahren, wurde plötzlich alles anders: Es war Winter, es war eisig, sie rutschte aus und es kam zu einem Riss im Bereich des Handgelenks. Rosi Nill bekam einen Gips - und unter dem Gips so heftige Schmerzen, dass sie kaum zum Aushalten waren. Zunächst hieß es, sie müsse einfach Geduld haben.
Aber freilich, angesichts der nach etlicher, ewig scheinender Zeit mit Therapien und Untersuchungen dann gestellten Diagnose CRPS halfen weder Geduld noch sonst etwas gegen die wahnsinnigen Schmerzen, die zunächst eben "nur" in der glänzenden, geschwollenen und sich immer mehr krümmenden Hand auftraten.

"Bitte amputiert die Hand!"

"Ich habe nur noch gefleht und gebettelt, mir die Hand doch einfach zu amputieren, damit der Schmerz endlich aufhört. Da wusste ich ja noch nicht, was mit mir los ist und dass sich die Schmerzen sowieso ausbreiten werden. Seit Ende März 2016 bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen - mein linker Fuß ist jetzt ebenfalls gekrümmt und steif und ich brauche so viele und so starke Schmerzmittel, dass ich gar nicht weiß, ob all meine anderen Zustände Nebenwirkungen von den Medikamenten sind oder Symptome meiner Krankheit."

Morbus Sudeck - ein seltenes, sehr komplexes Schmerzsyndrom

CRPS oder auch Morbus Sudeck genannt ist ein seltenes, sehr komplexes Schmerzsyndrom, das durch verschiedene Verletzungen oder auch durch Überlastung entstehen kann. Angegriffen werden vor allem die Gelenke und die inneren Organe, wobei aber auch viele andere Funktionen des Körpers - Atmung, Verdauung, Stoffwechsel usw. - in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wie die 41-Jährige tapfer schildert, gibt es wegen der noch mangelnden Erforschung dieser heimtückischen Krankheit weder ein spezielles Medikament noch eine erfolgsversprechende Therapie. "Und bei allen zwanzig Betroffenen in Österreich, die mir bekannt sind (Anm. d. Red.: Die Niedernsillerin hat 2007 mit Hilfe des Internets eine Selbsthilfegruppe gegründet), werden die Symptome ständig schlimmer. Ich zum Beispiel halte es wegen meiner Schmerzen und auch, weil ich zu schwach bin, nicht einmal aus, meine kleine Enkelin Laura auf dem Schoß zu haben."

Keine dauerhafte Invalidität

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, musste und muss die schwer kranke Frau auch noch um ihre finanzielle Lebensgrundlage und um einen für sie perfekt passenden Rollstuhl kämpfen. "Mir wird keine dauerhafte Invalidität zuerkannt. Am Anfang meiner Erkrankung musste ich eine für mich enorm anstrengende Umschulung zur Bürokauffrau machen, aber wegen der Schmerzen und meines Gesamtzustandes schaffte ich es einfach nicht mehr, arbeiten zu gehen." Dann war da lange auch die fehlende Zuständigkeit - die einen Behörden sprachen von einem Unfall, die anderen von einer Krankheit. Nur dank ihres Rechtswanwaltes bekommt Rosi Nill mittlerweile sogenanntes Reha-Geld in Höhe von 890 Euro im Monat und das Pflegegeld der Stufe 3, das sie für ihre Betreuung durch Volkshilfe-Mitarbeiterinnen braucht.

Privates Engagement: Spendenaktion und Hilfe von Politikern

Eine engagierte Dame aus Bruck, Maria Buberl, initiierte im Vorjahr eine private Spendenaktion, sodass Rosi Nill das Bad und die Küche barrierefrei einrichten lassen konnte. Auch der Club "Round Table 28" in Zell am See zeigte diesbezüglich jede Menge finanzielles bzw. soziales Engagement.
Aber da war dann auch noch das Rollstuhl-Problem: "In einem Standard-Rollstuhl bin ich wie gefangen, weil er viel zu schwer und zu unbeweglich ist. Ich brauche einen genau an mich angepassten Aktiv-Rollstuhl. So ein Rollstuhl gibt mir ein Stück meines Lebens zurück. Ich bekam ihn von einem Sanitätshaus leihweise zur Verfügung gestellt. Zu meinem großen Glück bezahlen ihn nun Markus Steiner und Rupert Doppler von der Partei FPS aus ihrer eigenen Tasche. Die beiden hätten mir geholfen, sind aber ebenfalls am Gesetz gescheitert. Ich verstehe das Ganze einfach nicht."

Hier die schriftliche Stellungnahme seitens der SGKK:

"Die Salzburger Gebietskrankenkasse hat Frau Nill einen Elektro-Rollstuhl für draußen und einen zweiten individuell auf sie abgestimmten Rollstuhl für die Wohnung zur Verfügung gestellt. Frau Nill lehnte diese Versorgung ab und bestand auf einem speziellen Produkt. Dieses Produkt ist allerdings keine Kassenleistung, da es die gesetzlich zulässigen finanziellen Höchstgrenzen deutlich überschreitet. Der Chefarzt der SGKK und der zuständige Abteilungsleiter waren persönlich bei Frau Nill, um vor Ort mit ihr über ihre optimale Versorgung zu sprechen. Die Salzburger Gebietskrankenkasse würde sich freuen, Frau Nill die beiden auf sie angepassten Rollstühle zur Verfügung stellen zu können."

Nur kurzzeitig kann Rosi Nill den PC bedienen. So kann sie vor allem den Kontakt zu den anderen Mitgliedern der Selbsthilfegruppe aufrecht erhalten. | Foto: Christa Nothdurfter
Rosi Nill: "Ich halte es nicht einmal aus, meine kleine Enkelin Laura auf dem Schoß zu haben." | Foto: Christa Nothdurfter
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