Nationalsozialismus im Pinzgau

Die Nazi-Gräuel von Bruck sind nun dokumentiert

BRUCK (cn). Später als angebracht, viel viel besser als gar nicht und früher als andere: Die Gemeinde Bruck gab eine wissenschaftliche Forschungsarbeit mit dem Titel "Bruck unterm Hakenkreuz" in Arbeit. Der Historiker Rudi Leo aus Bramberg hat dieses Werk nun fertiggestellt; es  wird im Februar 2015 im Otto Müller Verlag erscheinen.

"Opfer der Zeit"

Außerdem entstand die Arbeit "Opfer der Zeit", welche von der Caritas Salzburg beauftragt wurde. In diesem Werk der Zellerin Christina Nöbauer geht es um das Schicksal ehemaliger Bewohner der Caritas-Einrichtung Dorf St. Anton, das einst den Namen "Anstalt für Schwachsinnige" trug. Diese wissenschaftliche Arbeit wird nicht im Original veröffentlicht, da Namen, Diagnosen und Schicksale der Euthanasie-Opfer akribisch angeführt sind, Menschen mit Behinderungen aber besonders strenger Datenschutz-Regelung bedürfen.
Caritas-Direktor Johannes Dines: "Der Text wird gekürzt und in Form eines gebundenen Heftes veröffentlicht."

In der Beschützerrolle

Zur Rolle der Caritas im Nationalsozialismus sagt Christina Nöbauer übrigens folgendes: "Über das damalige Agieren der Katholischen Kirche ließe sich viel Kritisches sagen, aber die Caritas hat sich meinen Recherchen zufolge hier beschützend vor die potentiellen Opfer gestellt."

Erschütternde Bilanzen

Die wissenschaftlichen Fakten und Bilanzen beider Werke sind erschütternd: 77 Brucker und Bruckerinnen waren Opfer des NS-Regimes, mindestens 52 von ihnen wurden zwischen 1938 und 1945 ermordet.
Und: 38* ehemalige Bewohner von St. Anton sind im Rahmen der Euthanasie getötet worden; 36 in Hartheim bei Linz, zwei "Am Spiegelgrund" in Wien. Sieben weitere verstarben unter ungeklärten Umständen in anderen Anstalten, eine ehemalige Bewohnerin wurde zwangssterilisiert.

*Einige von ihnen gehören zu den oben genannten 52 ermordeten Bruckerinnen und Brucker.

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