Eine Rückblende in den Krieg

Georg Jung (91) betrachtet hier Fotos aus den letzten Kriegsjahren. | Foto: Christa Nothdurfter
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PINZGAU. Rückblende um ungefähr 70 Jahre: Georg Jung aus Lechnitz ist ein junger Mann und als solcher ein Soldat der deutschen Wehrmacht. Einer, der aufgrund der Propaganda wie so viele andere zunächst noch voller Begeisterung für Hitler und das deutsche Reich in den Krieg zieht. Als Frontsoldat nach Russland, schließlich hochdekoriert und Offiziersanwärter. Die dritte Kriegsverwundung ist dann so schwer, dass kein Fronteinsatz mehr möglich ist. Bei einem heimatlichen Besuch in Siebenbürgen ist es der sehr geschätzte Vater, der mit klugen Argumenten in Georg Jung die ersten Zweifel an der Sinnhaftigkeit des 2. Weltkrieges weckt. Zweifel, die sich schon bald in Überzeugung verwandeln...

Gegen den Befehl gehandelt

Wie tief diese Überzeugung schließlich geht, beweist der Soldat dann ganz kurz vor Kriegsende, als ihm im Alter von 21 Jahren die logistische Meisterleistung gelingt, 160 Kinder aus Siebenbürgen in den Pinzgau zu bringen. Gegen den ausdrücklichen Befehl seiner Vorgesetzten und im Wissen, dass er bei einer Entdeckung seines Vorhabens standrechtlich erschossen wird.

Dramatische Umstände

Einige Monate zuvor war Georg Jung hingegen damit beauftragt worden, einen Treck mit 160 Wägen und 700 Menschen - Alte, Kranke, Säuglinge und Kinder - ins rund 1.000 Kilometer entfernte Niederösterreich zu bringen. Die Umstände waren dramatisch - die ständige Angst vor den Tieffliegern beispielsweise oder unterwegs Verstorbene, die am Wegrand beerdigt werden mussten. Dieser Auftrag hatte es aber auch mit sich gebracht, dass der junge Soldat mit etlichen schriftlichen Vollmachten ausgestattet worden war, die ihm später beim Erretten der Kinder zugute kommen.

Der letzte Transport kam am 8. Mai 1945 in Zell am See an

Es sind rund 160 Kinder zwischen zehn und 15 Jahren und einige Pädagogen; mittlerweile ist Georg Jung für diese große Gruppe zuständig. Die Eltern der Kinder sind angesichts der Kriegswirren irgendwo oder schon tot. Die Russen nähern sich immer mehr, aber weil die Führung die drohende Niederlage verleugnet, sollen die Kinder bleiben, wo sie sind.
Doch der Offiziersanwärter weiß, dass den Kindern die Verschleppung gen Osten droht und aus seinem Verantwortungsgefühl heraus nutzt er seine Vollmachten aus, nimmt Kontakt mit der Gebietsleitung Salzburg auf und organisiert Ende April 1945 etliche Zugfahrten bis nach Zell am See. Der Transport mit den letzten Kindern kommt in der Nacht auf den 8. Mai 1945 im Pinzgau an - mit im Zug sitzt diesmal auch Georg Jung selber.
Er bittet die gerade eintreffenden amerikanischen Soldaten um Unterstützung für die Kinder, die im damaligen "Pinzgauer Hof", im "Sonnhof" in Thumersbach, im Gasthof "Bräurup" in Mittersill, im "Lukashansl" in Bruck und in den Volksschulen Gries und Taxenbach untergebracht werden konnten.

Bei einem Bauern untergetaucht

Als Soldat der deutschen Wehrmacht muss Georg Jung aber untertauchen, er wird für eine Weile zum Bauernknecht. Trotz komplizierter Umstände gelingt es jedoch, per Radio die Eltern bzw. Angehörigen der meisten Kinder ausfindig zu machen, die anderen werden im Herbst 1945 dem schweizerischen Roten Kreuz übergeben.

Auch später blieb Georg Jung sozial engagiert

Auch später, im Laufe seines Lebens als Mitbegründer der Holzfachschule Kuchl, als Lehrer und schließlich als erfolgreicher Unternehmer in der Holzbranche blieb Georg Jung, der nun seit 60 Jahren in Zell am See lebt, sozial engagiert - auch im Rahmen des Lions Clubs.

Persönliche Dankesbriefe

Der Ehemann, Vater und Großvater wurde auch mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, doch am meisten freu(t)en ihn persönliche Dankesbriefe. "Ich verneige mich vor Ihrer Persönlichkeit" heißt es da etwa. Treffender geht es nicht...

Georg Jung (91) betrachtet hier Fotos aus den letzten Kriegsjahren. | Foto: Christa Nothdurfter
Im Jahr 1944 führte Georg Jung (im Bild) einen Treck mit 700 Menschen von Siebenbürgen nach Niederösterreich. Später missachtete er einen Befehl, im drohte die Erschießung. | Foto: Privat
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