Regionalitätspreis 2023
Felbertauernsamer erhalten Geschichte am Leben
Zehn Kategorien gab es beim Regionalitätspreis 2023. In der Kategorie Brauchtum konnten die Felbertauernsamer von sich überzeugen und den Gewinn mit nach Hause nehmen. Der Verein setzt sich dafür ein, dass die Säumergeschichte von Mittersill nicht in Vergessenheit gerät.
MITTERSILL. Der Regionalitätspreis in der Kategorie Brauchtum ging an den Verein Felbertauernsamer. Die Felbertauernsamer sorgen seit 30 Jahren dafür, dass das Kulturerbe Mittersills erhalten bleibt. Saum ist eine Maßeinheit und umfasst 150 Kilogramm – das ist das Gewicht, das ein Saumpferd tragen kann. Säumer waren laut Obfrau Barbara Loferer-Lainer Spediteure des Mittelalters.
Transport von Waren
Damals brachten die Säumer Waren vom Süden in den Norden und umgekehrt. Vom Norden aus wurden Salz, Felle und Fleisch transportiert, vom Süden brachte man Wein, Südfrüchte, Samt, Seide und Gewürze. Neben Waren wurden aber auch Wissen und Ideen transportiert. Durch die Reisen über den Tauern konnten die Säumer Lebensweisen mit in die Region nehmen und diese mit den Leuten hier teilen.
Säumer und ihre Begleiter
Begleitet wurden die Säumer von Saumtieren, das sind zum Beispiel Esel oder Pferde. Jedes Tier ist jedoch nicht für die Aufgabe geeignet, sondern muss dafür trainiert werden. Nur ein Tier, welches das Saummaß gewöhnt ist, ist auch geeignet. Aus diesem Grund befinden sich viele Pferdezuchtzentren auch in Orten, in denen Säumer unterwegs sind. Neben diesen Zuchtzentren hängen aber auch viele Betriebe mit der Säumer-Geschichte zusammen. Auch Kraxen-Träger begleiteten die Säumer.
Die Geschichte bewahren
Auf Überkopfkraxen wurden bis zu 80 Kilogramm getragen. Bei den Saumwanderungen schlossen sich außerdem auch (Vieh-)Händler, Pilger, Arbeitssuchende und Handwerker an – damals waren Säumer diejenigen, die den Weg am besten kannten. Der Verein der Felbertauernsamer sorgt dafür, dass dieser Teil der Geschichte nicht verloren geht. Dafür organisieren sie Saumwanderungen, führen mit der Landwirtschaftsschule Bruck einen Säumerkurs durch und arbeiten auch mit der Mittelschule Mittersill zusammen, um den Kindern diesen Teil der Ortsgeschichte näherzubringen.
Eine Familie
Weiters wird auch mit internationalen Säumern zusammengearbeitet. So findet alle zwei Jahre ein internationales Säumertreffen mit Säumern aus Deutschland, Italien, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Österreich statt. "Das ist dann eine große Familie. Einmal haben wir im Urlaub zufällig andere Säumer getroffen, die wir von solchen Treffen kennen", erklärt Barbara Loferer-Lainer mit einem Schmunzeln.
Holzwürmer und Motten sind natürliche Feinde
Die Wanderungen sind vor allem auch für den Verein von großer Bedeutung. Bei diesen Wanderungen kommt dann auch oft die traditionelle Kleidung zum Einsatz. Teile dieser – genauso wie einige Kraxen – sind noch original, andere wurden nachgenäht. "Der größte Feind eines Samers sind die Holzwürmer und die Motten", erklärt die Vereinsobfrau. Die alte Ausrüstung wird von den Felbertauernsamern in Ehren und Instand gehalten, meint sie. Mit dem Felbertauernmuseum in Mittersill wird ebenfalls zusammengearbeitet. Dort gibt es eine Ausstellung, welche die Strecke der Säumer veranschaulicht und die Mittersiller Säumergeschichte darstellt. Der Verein besteht seit 1991 und zählt inzwischen 53 Mitglieder, welche sich aus den verschiedensten Leuten zusammensetzen.
"Vor allem bei jungen Frauen ist er beliebt, aber auch Handwerksmeister und Studenten, Einheimische und Zugezogene sind Teil unserer Gruppe. Die Menschen in unserem Verein sind total unterschiedlich und wir sind offen für alle."
Barbara Loferer-Lainer, Vereinsobfrau
Wissen, was einen Samer ausmacht
Einen Säumer macht vor allem das Wissen aus. Es ist mehr als nur ein "Auf und los", meint die Vereinsobfrau, da ein Säumer über die Geschichte Bescheid weiß. Nicht nur muss man wissen, wie man die Last verteilt, sondern auch das Beherrschen von Knoten ist wichtig. Vor allem für die Region Mittersill war der Saumhandel von großer Bedeutung. Als Mittersill das Marktrecht erlangte, wurden in der Ortschaft Lagerräume errichtet. Von dort aus wurden dann Waren weiterverteilt. Loferer-Lainer liegt der Verein besonders am Herzen, da es wichtig für das Land ist, diesen Teil der Geschichte zu bewahren. Je mehr Leute man damit erreichen kann, umso besser ist es auch, um so die Säumertradition aufrecht zu erhalten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.