Sonderschule St. Anton: Kommunikation durch Symbole
BRUCK."Ich will noch Süßigkeiten, bitte." Diesen Wunsch kann der elfjährige Luca erst seit Kurzem äußern. Seine Kommunikationsmöglichkeiten beschränkten sich bisher darauf, durch Klopfen ein "Ja" zu signalisieren. Luca ist mehrfach behindert und kann weder sprechen noch schreiben. Ein ipad und eine spezielle Software geben dem Schüler der Sonderschule St. Anton jetzt eine "Stimme". Neue Technologien ermöglichen ihm, sich endlich mit seiner Umwelt zu verständigen. Inzwischen kann er schon ganze Sätze mit dem Computer bilden.
Leistbare Technologie
Es ist ein spektakuläres Pilotprojekt der Schule, das Kindern, die sich nur schwer oder gar nicht verständlich machen können, eine Möglichkeit bietet, sich auszudrücken. Es gibt eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die mit Symbolen arbeiten, seit rund 20 Jahren sind das auch Programme für Computer. Die dazu notwendigen speziellen Geräte waren bisher kaum erschwinglich, aber jetzt gibt es ipads mit eigenen Apps, die für diese speziellen Bedürfnisse entwickelt wurden. Das ist leistbar und praktisch. Für betroffene Kinder bieten diese eine revolutionäre Möglichkeit, die Einschränkung aufgrund ihrer Behinderungen zu lockern. Wer Durst hat, kann das per Knopfdruck vermitteln und muss nicht warten, bis ihm jemand zu trinken gibt.
Bahnbrechende Methode
In St. Anton arbeitet man mit rund 20 Schülern und Schülerinnen, die von dieser Form der unterstützten Kommunikation profitieren und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Schule ist bestrebt, die Methode anderen Institutionen und Betreuungseinrichtungen zu vermitteln. Denn wenn die Kinder die Einrichtung verlassen müssen, sollen sie in der Lage sein, sich weiter verständigen zu können. Im Pinzgau arbeite man bereits mit Lebenshilfe, Caritas und Diakonie zusammen, erklärt Direktor Stefan Aglassinger. Gedacht sei, den Anwendungsbereich so weit wie möglich auszuweiten und am besten bereits im Sonderkindergarten und in der Frühförderung anzufangen. Die Methode sei allerdings nicht für alle Kinder geeignet, das werde von Experten der Softwarefirmen abgeklärt. Auf diese Hilfsmittel besteht jedoch, im Gegensatz zu Brille und Hörgerät, kein Anspruch. Die Kosten werden von der Krankenkasse nicht erstattet. "Es ist völlig unverständlich, dass Sprachdefizite der Kinder nicht kompensiert werden", so Aglassinger.
Spenden benötigt
Die Schule ist daher auf Spender angewiesen, die die Geräte und das Programm finanzieren. Außerdem müssen die Kinder auch zu Hause ein ipad haben. So können sie auch mit den Eltern kommunizieren und von ihren Erfahrungen in der Schule berichten. "Dieses Gerät bietet unglaublich viele Möglichkeiten der Verständigung. Ich drehe auch Videos vom Unterricht, damit können die Kinder ihren Familien 'erzählen', was sie in der Schule erlebt haben", schildert Sonderschullehrer Michael Furch. Er ist die treibende Kraft hinter dem Projekt und arbeitet unermüdlich daran, es den Schülern zugänglich zu machen. Für Luca hat er beispielsweise einen speziellen Fingerführ-Raster gebastelt, weil der Junge durch das Zittern seiner Hände nicht in der Lage war, einzelne Symbole zu drücken. "Die Fähigkeiten der Kinder stehen im Vordergrund. Wer sehbehindert ist, braucht unter Umständen eine besondere Unterstützung, um die Symbole zu erkennen", erklärt der engagierte Pädagoge.
Schulungen erforderlich
Die Anwendung der Programme erfolgt erst nach einer intensiven Schulung durch Experten der Softwarefirmen. Für interessierte Personen, die mit sprachbehinderten Kindern zu tun haben, werden diese Kurse von der Sonderschule St. Anton organisiert. Je mehr sich beteiligen, umso besser für die Betroffenen.
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