Gesundheit
Vortrag "Mikroplastik im Körper" lockte Zuhörer nach Mittersill

- Die Veranstaltung war gut besucht.
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Der Vortrag zum Thema "Mikroplastik im menschlichen Körper" lockte Mitte Mai rund 50 interessierte Zuhörer zum Veranstaltungszentrum EGO Mittersill.
MITTERSILL. Mitte Mai fand im Veranstaltungszentrum EGO Mittersill ein hochkarätig besetzter Vortrag zum Thema „Mikroplastik im menschlichen Körper“ statt. Rund 50 interessierte Zuhörer waren der Einladung des Salzburger Bildungswerks Mittersill gefolgt. Als prominenter Gastreferent war Prof. Dr. Lukas Kenner vertreten, ein renommierter Krebsforscher, der sich seit mehreren Jahren intensiv mit den Auswirkungen von Plastik auf die menschliche Gesundheit beschäftigt.
Plastik wird seit über 150 Jahren in unzähligen Varianten weltweit verwendet. Jährlich werden derzeit rund 450 bis 500 Millionen Tonnen Kunststoff produziert – nur ein Bruchteil davon wird vollständig recycelt. Der Großteil landet in der Umwelt, wo er sich zunehmend zerkleinert und als Mikro- beziehungsweise Nanoplastik weiterverbreitet. Laut Prof. Kenner stammen etwa 97 % dieser Kleinstpartikel vom Abrieb von Autoreifen: „Wenn man bedenkt, dass pro Reifen rund 1 bis 1,5 Kilogramm Mikroplastik entsteht, jedes Auto vier Reifen hat und es in Österreich circa 5 Millionen PKW gibt, ergibt das eine beachtliche Menge an Mikroplastik allein durch Reifenabrieb.“

- Jährlich werden rund 450 bis 500 Millionen Tonnen Kunststoff produziert (Symbolbild).
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Ergebnisse lassen aufhorchen
Besorgniserregend sei zudem, dass bei der Kunststoffherstellung rund 10.000 unterschiedliche Zusatzstoffe – von Weichmachern bis hin zu Hitzestabilisatoren – eingesetzt werden. Viele dieser Additive stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.Im Zentrum des Vortrags standen aktuelle Erkenntnisse zur Wirkung von Mikroplastik auf den menschlichen Körper. Die Forschung steht zwar noch am Anfang, doch erste Ergebnisse lassen aufhorchen: So konnte etwa im AKH Wien Mikroplastik in Stuhlproben von Mitarbeitern nachgewiesen werden. In Tierversuchen wurde Mikroplastik bereits zwei Stunden nach Aufnahme in allen Organen festgestellt.
Im menschlichen Darm können Mikroplastikpartikel entzündliche Prozesse fördern und das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen. Die Vielfalt nützlicher Bakterien nimmt ab, während krankheitserregende Keime zunehmen. Sogar die Blut-Hirn-Schranke kann Mikroplastik offenbar überwinden – erste internationale Studien deuten auf eine erhöhte Mikroplastikbelastung im Gehirn von demenzkranken Personen hin. Zudem scheinen Tumorzellen Mikroplastik aufnehmen und an Tochterzellen weitergeben zu können, was möglicherweise die Metastasenbildung beschleunigt. Auch Antibiotika könnten in ihrer Wirkung durch Mikroplastik beeinträchtigt werden – ein alarmierender Befund im Hinblick auf zunehmende Antibiotikaresistenzen.

- Der Großteil des produzierten Kunststoffes landet in der Umwelt. (Symbolbild)
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Was man selbst tun kann
Was also lässt sich im Alltag tun? Prof. Kenner empfiehlt, möglichst auf Plastikprodukte zu verzichten: „Schon ein einziger Dreh an einem Salzstreuer aus Plastik kann zahlreiche Partikel freisetzen. Eigentlich müsste man von einem ‚Mikroplastikstreuer‘ sprechen.“ Besondere Aufmerksamkeit gilt einer derzeit laufenden Studie, in der gesunde und erkrankte Probanden mehrere Wochen lang bewusst auf Plastik verzichten, die Ergebnisse werden im Herbst erwartet. Die wissenschaftliche Gemeinschaft blickt mit Spannung auf die Resultate.
Ein herzlicher Dank gilt dem Salzburger Bildungswerk Mittersill, dem Team von EGO Mittersill, der Tauern-Apotheke Mittersill unter der Leitung von Astrid Brandstetter sowie dem Hotel Bräurup für die großzügige Unterstützung dieser Veranstaltung.
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