Rauris, Uttendorf
Wolf stellt Pinzgau vor "Tierschutzkatastrophe"

In Rauris, Uttendorf und Mittersill wurden in den vergangenen Tagen Schafe gerissen. | Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
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Zahlreiche tote und vermisste Schafe im Pinzgau sorgen für Unruhe, nicht nur betroffene Bauern sind besorgt. Bezirksbauernkammer-Obmann Klaus Vitzthum spricht von einer Tierschutzkatastrophe.

PINZGAU. Der Wolf ist zurück im Pinzgau. In Rauris, Mittersill und Uttendorf wurden Schafe gerissen. "Wir wissen mit ziemlicher Sicherheit, dass es sich um zwei Wölfe handelt", informiert Klaus Vitzthum, Obmann der Bezirksbauernkammer Zell am See.

Er beschreibt die Stimmung der Pinzgauer Bauern im Moment als "extrem aufgebracht": "Innerhalb von wenigen Tagen wurden sehr viele Schafe gerissen. Das ist eine Tierschutzkatastrophe und man müsste rasch reagieren – dürfen wir aber nicht. Das ist natürlich sehr ärgerlich."

Aufnahmen einer Wildkamera deuten eindeutig darauf hin, dass der Wolf im Pinzgau zurück ist. | Foto: Wildkamera/Renn
  • Aufnahmen einer Wildkamera deuten eindeutig darauf hin, dass der Wolf im Pinzgau zurück ist.
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"Tier muss man bekämpfen"

Von offizieller Seite handelt es sich bei den Vorfällen derzeit noch um einen "Wolfsverdacht", DNA-Proben sollen Gewissheit geben. Für Klaus Vitzthum ist die Sache klar: "Wer soll es denn sonst gewesen sein?", fragt er.

"Jetzt warten wir auf die DNA-Analyse, danach auf den Bescheid, dass es sich um einen Problemwolf handelt und den Antrag auf Entnahme, gegen den dann wahrscheinlich Einspruch erhoben wird,… Das ganze dauert ewig und wir müssen derweil zuschauen, wie uns die Tiere wegsterben", fasst er zusammen. "Egal, ob es sich bei den Vorfällen um einen Wolf handelt oder nicht: Wenn ein Tier in ein Weideschutzgebiet kommt und so viele andere Tiere reißt, muss es bekämpft werden können."

"Viele Schafe wurden gerissen, jedoch keines gefressen", schildert Josef Renn von der Wiedrichtshauser Alm in Uttendorf. | Foto: Josef Renn
  • "Viele Schafe wurden gerissen, jedoch keines gefressen", schildert Josef Renn von der Wiedrichtshauser Alm in Uttendorf.
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"Großer emotionaler Wert"

"Wir fühlen uns einfach machtlos", ergänzt Josef Renn von der Wiedrichtshauser Alm in Uttendorf. Dort wurden die Schafe seiner Verwandten und Nachbarn gerissen. "Kein einziges der Schafe wurde gefressen – hier handelte es sich um reine Mordlust; das Verhalten des Wolfes gleicht hier dem des Marders im Hühnerstall. Er war im Blutrausch", beschreibt er. "Das Gebiet ist hochalpin und sehr groß, das kann man auch nicht einfach einzäunen", gibt er zu bedenken.

Eine weitere Sorge: "Es bleibt ja nicht bei den Schafen. Bald treiben wir unsere Rösser und Kühe auf, da sind auch Fohlen und Kälber dabei. Im Falle eines Risses wäre der Schaden dann noch höher. Wobei es hier weniger um den finanziellen als um den emotionalen Verlust geht. Das ist keine Massentierhaltung, wir haben alle eine enge Bindung mit unseren Tieren. Wenn von den eigenen Schaf dann die Fetzen davon hängen, trifft einen das schon sehr hart." Auftreiben will er seine Tiere trotzdem. "Wenn die Tiere auf der Alm nicht mehr ihre Freiheit genießen können, können wir es gleich lassen."

Landesrat Josef Schwaiger – hier mit Salzburgs Wolfsbeauftragten Hubert Stock – sagt: "Man muss schauen, dass man diese Problemwölfe abschießen kann." | Foto: Land Salzburg/Stock (Archivfoto)
  • Landesrat Josef Schwaiger – hier mit Salzburgs Wolfsbeauftragten Hubert Stock – sagt: "Man muss schauen, dass man diese Problemwölfe abschießen kann."
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Landesrat Schwaiger um Lösung bemüht

Landesrat Josef Schwaiger war vergangene Woche in Rauris und sprach dort mit den betroffenen Bauern. Er hofft darauf, dass man die betroffenen Wölfe bald abschießen kann. "Das heißt ja nicht, dass wir gleich wolfsfrei werden – aber jeden Wolf brauchen wir nicht. Außerdem wird die aktuelle Wolfspopulation durch die Entnahme eines Tieres auch nicht gefährdet", sagt er. Auch er plädiert für eine rasche Abschussfreigabe. "Wir müssen den Bauern die Freude an der Bewirtschaftung der Almen erhalten, sonst steuern wir auf eine Katastrophe zu."

"Ohne Lösung sieht's düster aus"

Auch die Landwirtschaftskammer hat angesichts der Übergriffe über die weitere Strategie beraten. Obmann Jakob Pirchner sieht den kommenden Wochen mit Sorge entgegen: "Die Futterflächen für Schafe und Ziegen sind auf Salzburgs Almen extrem weit verteilt und ein Schutz der Tiere, etwa mit Zäunen, ist in den allermeisten Fällen weder zumutbar noch vom Kostenaufwand machbar. Ohne praktikable Lösungen sieht es hier für viele Almen düster aus."

"Ohne praktikable Lösungen sieht es hier für viele Almen düster aus", gibt Landwirtschaftskammer-Obmann Jakob Pirchner angesichts der jüngsten Risse zu bedenken. | Foto: Josef Renn
  • "Ohne praktikable Lösungen sieht es hier für viele Almen düster aus", gibt Landwirtschaftskammer-Obmann Jakob Pirchner angesichts der jüngsten Risse zu bedenken.
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Wolf-Verdachtsfälle im Pinzgau:

Auf der Website des Landes Salzburg finden sich folgende aktuelle Schadensmeldungen:

  • ​Uttendorf, am 7. Juni 2021: ​11 tote und 7 verletzte Schafe und Lämmer; ​DNA-Probe wurde entnommen
  • Rauris, am 6. Juni 2021: 20 tote und verletzte Schafe; ​DNA-Probe wurde entnommen
  • Mittersill, am 5. Juni 2021: ein totes und ein vermisstes Lamm;  ​DNA-Probe wurde entnommen
  • Mittersill, am 4. Juni 2021: ein totes Schaf,  ​DNA-Probe wurde entnommen
Was meinst du: Sollte der Wolf zum Abschuss freigegeben werden?

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