Trauer - Resilienz
Meine Gedanken zum Thema Trauer und Resilienz

Durch mehrere, zeitlich nahe aufeinander folgende Todesfälle in meinem engsten Familienkreis und die dadurch erlebten Ereignisse und Gefühle ist mir erstmals bewusst geworden, dass ich für all das noch keine Strategie zur Bewältigung und Verarbeitung hatte.

Ein lieber Mensch ist verstorben. Noch halb betäubt von der Nachricht und ungläubig, was da gerade passiert war, lief parallel der Alltag weiter.
Wie sage ich es meinen Kindern, dass Oma, Opa, Onkel, Nichte nicht mehr leben?
Oder meinem Chef?
Ich kann mich noch an einen Moment erinnern, als ich tatsächlich an dem Morgen nachdem mein Vater verstorben war, zur Arbeit fahren wollte, obwohl ich noch drei Stunden vorher an seinem Totenbett zur Verabschiedung gestanden habe. Einfach weil ich mit der Situation total überfordert war. Zum Glück traf ich bei meinem Arbeitgeber auf viel Verständnis und so konnte ich ein paar Tage zuhause bleiben.

Nach den Beerdigungen ging der Alltag wieder los. Für alle anderen ging es weiter wie bisher, nur für mich war alles anders. Ich habe es als extremen Balanceakt empfunden, so als würde ich in zwei Welten leben. Die Welt im „Außen“ bei der Arbeit, Freunde, Schule, usw. und meine Welt „Innen“ die noch immer heftig mit der Verarbeitung beschäftigt war.
Durch meinen offenen Umgang mit meiner Trauer habe ich mein Umfeld sicher auch oftmals überfordert. Viele Menschen wollen möglichst nicht mit Tod oder Trauer „belästigt“ werden.
Das ist insoweit verständlich, da sich die allermeisten von ihnen noch nicht mit dem Thema Tod und Sterben auseinandergesetzt haben oder selbst noch nicht betroffen waren.

Für die Außenstehenden ist so ein Trauerfall spätestens ein paar Tage nach der Beerdigung erledigt.
Wie aber damit als Betroffene im Alltag umgehen? Mir ist aufgefallen, dass mich die fröhlich aufgekratzte Art mancher Mitmenschen oder die bevorstehende Firmenfeier sehr aus der Bahn warfen.
Meine Gedanken waren ein einziger Vorwurf: „Wie können alle so tun, als wäre nichts passiert?“
Da habe ich eine Zeit lang übersehen, dass meine Trauer ja nur MEINE Trauer war. Alle anderen hatten meinen lieben verstorbenen Menschen ja nicht gekannt und es war somit logisch und verständlich, dass sie hier so reagierten. Es konnte ja keiner wissen, was in meinen Gedanken gerade los war und welche Gefühle ich hatte.

Trauer verläuft meist in Wellen und zieht sich über einen längeren Zeitraum. Mal ist es ein Lied oder ein Geruch oder es ist einfach die sowieso schon sentimentale Weihnachtszeit, die spontan wieder so eine Trauerwelle auslösen kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man sich seinem Gegenüber erklärt, dieses auch oft froh über die Aufklärung ist. Dadurch haben alle die Chance, mit der Situation besser umgehen zu können.

Überhaupt finde ich es besonders in der Trauer wichtig, seine Gefühle zuzulassen und nicht zu verdrängen. Es kann auch einige Zeit dauern, bis die Trauer wieder hoch kommt. Sich darauf einlassen, hineinspüren, Gefühle aufschreiben – das kann richtig gut tun. Oder sich einen Tag frei nehmen und Zeit in der Natur verbringen um Gedanken zu ordnen und Gefühle zu fühlen.
Ich habe gelesen, dass Gefühle so heißen, weil sie GEFÜHLT werden wollen, sonst hießen sie ja GEDRÄNGE, wenn wir diese verdrängen sollten.

Ich habe mir eine Strategie erarbeitet. Ich lebe das Leben so, wie es die Natur uns vormacht.
Wenn im Frühling und Sommer die Tage länger, schöner und wärmer werden, TANKE ich mich auf. Mit Sonne, Freude und schönen Erinnerungen. Und dann im Herbst und Winter genieße ich die Ruhe und Stille und zehre von den Erinnerungen der schönen Tage.
Übertragen kann man also sagen, sollte mich erneut ein Trauerfall betreffen, so werde ich von der schönen Zeit und Erinnerung an diesen Menschen zehren, welche ich mir sozusagen als Vorrat schon zu Lebzeiten angelegt habe.
Das macht mir aber auch bewusst, dass ich dazu solche Momente als Ressource erschaffen und aus vollem Herzen genießen muss.
Ich will nichts mehr auf später verschieben, denn für später gibt es heute keine Garantie.

Für alle, die sich im Umgang mit Trauernden schwer tun: Ich glaube jeder freut sich über eine Umarmung, wenn Worte fehlen. Oder es ganz ehrlich zu sagen: „Du mir fehlen da grade die Worte.“
Oder ein : „Kann ich was für dich tun? Was würde dir denn jetzt gut tun?“ – als Anregungen.

Es ist mir selbst auch schon einmal passiert, dass der Trauernde mit: „Lass mich in Ruhe“ geantwortet hat. Auch das ist natürlich OK, dann weiß man eben auch das.
So kann man einen respektvollen Umgang im Mitgefühl leben.

Ich habe mich viel mit dem Thema Trauer und Resilienz beschäftigt und auch eine Resilienztrainer-Ausbildung gemacht. Das hat mir bei der Aufarbeitung sehr geholfen.

Durch die Ausbildung habe ich neue Möglichkeiten kennen gelernt um Krisenzeiten besser zu bewältigen und möchte nun mein Wissen auch an andere weitergeben.

Seit Jänner 2022 wirke ich im Verein Herzensfreu(n)de, welcher eine Begleitung auf den Weg in die Herzensfreude durch Resilienz-, Achtsamkeitstraining und Hypnose anbietet.
Verein Herzensfreu(n)de
5722 Niedernsill, Tel: 0650 2512399
VRZ 195528213

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