Regionale Schätze aus Stoff
ST. MARTIN. "Handwerk hat einen goldenen Boden", lautet die Lebensweisheit von Rosa Maria Aigner. Daher war es ihr wichtig, nach der Landwirtschaftsschule noch einen Beruf zu erlernen. Die Wahl fiel nicht schwer: "Schneidern ist wie ein Kunsthandwerk, es erfordert viel Kreativität, das passt sehr gut zu mir", erzählt die Schneidermeisterin in ihrem "Nähstüberl" in St. Martin. Nach der Lehre und der Trachtenklasse in Salzburg hat sie bei der Trachtenwerkstätte Beuerle in Lofer gearbeitet und ist seit 2012 selbstständig. Derzeit arbeitet sie an einer Mitterpinzgauer Festtracht für die jungen Frauträgerinnen, die zu Fronleichnam erstmals in ihrer neuen "Uniform" ausrücken dürfen. Aigner wird es ebenso mit einer persönlichen Note versehen, wie all ihre Anfertigungen. "Kreativität ist mir wichtig, ich bin nicht so streng, was die 'echte Tracht' ausmacht, die war immer schon von Mode beeinflusst", erklärt Aigner.
Tracht ist Kulturgut
"Jede Frau soll sich ein passendes Kleid zusammenstellen, das ihre Persönlichkeit unterstreicht", findet die gebürtige Mühlbacherin, die ihre Kundschaft auf Wunsch auch zum Stoffkauf begleitet. Die Damenschneiderin näht hauptsächlich Trachten, denn dafür zahle sich die echte Handarbeit noch aus. "Diese Werke können jahrzehntelang getragen werden. Man kann sie auch immer wieder verändern, mit einem neuen Rock oder einer anderen Schürze, das sind Schätze, die man in Ehren halten sollte", so Aigner, die selber natürlich sehr gern und oft Dirndl trägt. "Sie sind kleidsam und ich fühle mich damit sehr fraulich".
Spinnrad in Gebrauch
Weil ihr wichtig ist, dass das Handwerk nicht ausstirbt, gibt sie ihre Kenntnisse gerne an Interessierte weiter. Geplant ist auch die Gründung einer Spinngruppe, denn Aigner beherrscht auch diese heute kaum noch bekannte und praktizierte Fertigkeit. Aus der selbst gesponnenen Wolle strickt sie Jacken und fertigt Filzpatschen an. Zum Ausgleich ist das Multitalent auch noch sehr musikalisch - spielt Klarinette, Saxophon und Zither und singt im Saalachtaler Mosaikchor.
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