Bürgerversammlung Saalfelden: "Wir sind kein Entwicklungsland"
SAALFELDEN. "Gletscher schmelzen, Wälder sterben, Gewässer sind in Gefahr - der Pinzgau wird malträtiert, aber die Politiker schlafen", kritisierte ein Diskussionsteilnehmer bei der Bürgerversammlung Saalfelden. "Wer die Augen schließt, wird die Zukunft der Region ruinieren", wetterte er.
Spannende Studie
Die Diskussionsrunde über "Leben im Pinzgau. Nachteile und Chancen" beschäftigte sich mit einer aktuellen Studie, die von den zwei Leader-Regionen des Bezirks bei der Uni Wien in Auftrag gegeben worden war. Darin wurde anhand von zahlreichen Aspekten wie Beschäftigung, Einkommen, Bildung etc. die Situation von Wald bis Unken mit dem Rest des Landes verglichen.
Niedriges Einkommen
Wenig überraschend ist das Einkommensniveau sehr niedrig, was laut Margit Pfatschbacher von der Arbeiterkammer Zell am See darauf zurückzuführen ist, dass viele Beschäftigungsverhältnisse nicht durchgehend das ganze Jahr aufrecht sind. Auch Dietmar Hufnagl von der Wirtschaftskammer sieht starke saisonale Schwankungen. Junge Leute würden zudem nicht am Wochenende arbeiten wollen. "Ihr habt eine hohe Kompetenz im Tourismus, aber kein Personal, da gibt es riesigen Handlungsbedarf", meint Landesrat Josef Schwaiger. Für ihn stellt "die Akademisierung" ein großes Problem dar. "Nicht jedes Kind hat Talent zur Matura, wir brauchen wieder mehr Hausverstand". Hufnagl richtet diesbezüglich einen flammenden Appell an Eltern: "Zeigt euren Kindern die vielen Möglichkeiten. Wir haben im Pinzgau 120 Lehrberufe. Wir brauchen Fachkräfte, Leute die anpacken können." Der Pinzgau sei außerdem Spitzenreiter bei Betriebsgründungen, allein Saalfelden habe 1200 Unternehmen, viele davon Ein-Personen-Betriebe. Für junge Start-Ups gibt es im Techno-Z eine günstige Möglichkeit einen Arbeitsplatz zu mieten. (Bei Interesse: info@regpi.at)
Gewerbe im Grünland
Für Bürgermeister Erich Rohrmoser ist es ein wichtiges Anliegen, Firmen an zu siedeln um qualitativ gute Arbeitsplätze zu schaffen. Er verteidigt daher einmal mehr das Gewerbegebiet in Harham, wo mitten im Grünland neun Hektar leistbare Gewerbeflächen geschaffen wurden. Er wünscht sich zudem vom Land Salzburg, öffentliche Einrichtungen nicht in den Ballungsräumen zu konzentrieren, sondern auch in die Landbezirke zu verlegen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Dieses Ansinnen würde jedoch am großen Widerstand der Mitarbeiter scheitern, erläutert der Landesrat.
Kein Entwicklungsland
Die Kritik eines Zuhörers aus Zell am See, dass das Gesundheitswesen im Pinzgau ausgehungert werde, ließ Schwaiger nicht gelten. Im Gegenteil, in Hinblick auf die Querelen um die Krankenhäuser in Mittersill und Zell am See warnte er ausdrücklich davor "sich zu spielen". Die Studie weist für den Pinzgau einen gravierenden Mangel an Fachärzten aus, dafür ist die Anzahl an Apotheken höher als in der Stadt Salzburg.
"Wir sind kein Entwicklungsland und kennen unsere Stärken", meint Bürgermeister Rohrmoser abschließend. Als Denkanstoß verlost er drei Exemplare des Romans "Black Out - Morgen ist es zu spät", von Marc Elsberg. Er thematisiert den Kampf ums Überleben, nachdem in ganz Europa die Stromnetze ausgefallen sind.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden übrigens in Kürze öffentlich bekannt gegeben.
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