Ein Tag mit
Hausgemeinschaften statt Wohnheim

Beim "Karteln" mit Walburga und Hubert ist es der größte Spaß, wenn der Besuch verliert. | Foto: ama
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  • Beim "Karteln" mit Walburga und Hubert ist es der größte Spaß, wenn der Besuch verliert.
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Im Seniorenwohnhaus des Hilfswerks in Werfen leben die Bewohner in einem neuen Konzept der Altenpflege. Redakteurin Anita Marchgraber, begleitete einen Tag lang die Pflegekräfte in den Hausgemeinschaftswohnung.

WERFEN. Betritt man das Seniorenhwohnhaus in Werfen fällt sofort auf, dass hier etwas anders ist. Im Eingangsbereich ist es verdächtig ruhig und man sieht kaum Bewohner. Kommt man hingegen in eine der Hausgemeinschaftswohnung, trifft man sofort auf jede Menge Menschen. Je zwölf Bewohner teilen sich eine Wohnung mit großer Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsbereich. Wer hinein will muss erstmal klingeln. "Immerhin, ist das ihre Wohnung und jeder der kommt ist eigentlich Gast", sagt die Bereichsleiterin für Pflege Daniela Knauseder.

Selbst ist der Mann

Der Tag beginnt, wie sollte es anders sein, mit dem Frühstück. Für die Bewohner ist ein Buffet bereitgestellt, an dem sich jeder selbst bedient. "Ein paar Bewohner bekommen ihr Frühstück aufs Zimmer, aber der Großteil soll sich einfach machen was er will", erklärt Pflegeassistentin Bettina Bendl, die unsere Redakteurin bei ihrem Besuch unter die Fittiche nimmt. Manche Bewohner sind Morgenmuffel andere schon topfit, so kommt von Walburga gleich die Aufforderung: "Wir tun heute noch karteln, oder?"

Helfen wo es nötig ist

Die Bewohner sollen so selbstständig und eigenbestimmt, wie irgend möglich bleiben. Leider geht das manchmal einfach nicht mehr. Lisl hatte vor kurzem einen Schlaganfall und ist rechts etwas beeinträchtig, ihr wird also bei alltäglichen Dingen wie anziehen, waschen und Frühstück richten geholfen. Übrigens ist Lisl einer der Morgenmuffel. "Jetzt bist schon wieder lästig, wenn ich doch noch schlafe", sagt sie zu Bendl beim Waschen und Anziehen, um neun Uhr vormittags. Eine Aufgabe die Bendl nicht stört, aber auf unsere Redakteurin großen Eindruck macht.

Die Deko wird selbstgemacht

Auf der angeschlossenen Terrasse kümmert sich Hubert nach dem Frühstück um die Pflanzen. Jetzt macht er erstmal das Unkraut weg. Hubert ist sehr gesellig und kann sich für Hunde und Pflanzen begeistern. Das spiegelt sich in seinem Zimmer wieder. "Wenn mir etwas gefällt hänge ich es auf. Macht ja keinen Sinn die Wände nackig zu lassen", sagt Hubert. Die Zimmer werden von den Bewohnern individuell gestaltet, so hat man bei Walburga sofort ein sehr heimeliges Gefühl, wenn man sie besucht. Es könnte aber auch an ihrer Katze "Mädi" liegen die immer zum schmusen bereit ist.

Der Ball kommt ins Spiel

Nach dem Mittagessen, das alle gemeinsam essen, geht es raus zum Ballspielen. Das klingt kindisch, tut aber Bewohnern und Pflegekräften gut. Heinz ist dement und hat das Bedürfnis immer in Bewegung zu sein. Für ihn ist das Ball Kicken und Werfen eine tolle Abwechslung zu seinen Runden in der Wohnung. Hubert, der nach seinen Pflanzen gesehen hat, klingt sich auch ins Spiel mit ein. Wer hätte gedacht, dass dies auch zum Alltag in einer Hausgemeinschaft gehört?

"Hubert, schummelt!"

Beim Nachmittagskaffee ist es dann so weit. Das große Spiel gegen Walburga beginnt. Allerdings muss sie erstmal erklären wie "Neunerln" geht, denn unsere Redakteurin kann das Kartenspiel nicht. Hubert gesellt sich auch zu der Runde und schon geht es los. Hubert schummelt und Walburga hat eine diebische Freude, wenn ihre Gegner viele Karten abheben müssen. Eigentlich ganz normal, wie es zuhause im Wohnzimmer abläuft.

Eine Idee auf Bewährung

Bendl hat sich zwischen Lisl und Ursula gesetzt um Speck für das Abendessen zu schneiden. Die Pflegekräfte sind einfach immer mittendrin im Alltag der Bewohner und lassen diese großteils frei schalten und walten wie es ihnen beliebt. "Was noch geht, sollen sie selbst machen", erklärt Bendl. Dieses Konzept greift allerdings noch nicht ganz. Bei den meisten ist noch das Konzept verankert, dass es im "Altenheim" vor allem um Pflege, Beschäftigung und Betreuung geht. "Ich denke mal es wird erst mit den nächsten Generationen kommen, dass sich die Leute mehr auf Selbstständigkeit im Seniorenheim einlassen. Wenn wir mal so weit sind, wird es schon ganz anders sein", meint Bendl. In der Zwischenzeit ist es eben eine Mischung aus "WG-Leben" und Betreuung.


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Die Bezirksblätter verbringen regelmäßig "Einen Tag mit" Organisationen, Handwerkern oder außergewöhnlichen Personen. Dabei erleben unsere Redakteure schöne, traurige, eklige aber in jedem Fall spannende Momente.
Foto: Ein Tag mit der Lebenshilfe (ama)

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