Erste "Kunstroas"
Im Hüttschlager Talschluss kann man Kunst erwandern

Bei der "Kunstroas" im Talschluss von Hüttschlag können bis Ende November Kunstwerke zum Thema "Die Vermessung der Natur" erwandert werden. Zur Eröffnung haben wir gemeinsam mit den Künstlern das hinterste Großarltal erkundet und einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen erhalten. 

HÜTTSCHLAG. Wer aktuell den Hüttschlager Talschluss erwandert, kann nicht nur die einzigartige Natur bewundern sondern auch die Werke der Künstlerinnen und Künstler bestaunen, die im Rahmen der ersten "Kunstroas" im Großarltal präsentiert werden.

Der "Kees" und der Klimawandel

Wenn man vom Talwirt in Richtung des Ötzlsees spaziert, erscheint am Wegesrand plötzlich ein großes, plakatives Foto auf einem Holzgestell. Darauf abgebildet ist ein in Planen gehülltes Baugerüst. Dahinter ist der Keeskogel mit den letzten, ausgeaperten Resten seines einst für ewig befundenen Gletschereises zu sehen.

Die Darstellung des Gletschers am Keeskogel, der bis auf die letzten Eisreste ausgeapert ist, soll den Klimawandel in Erinnerung rufen. | Foto: Felix Hallinger
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Durch die Gegenüberstellung der Realität — der echte Keeskogel ist von der Stelle ebenfalls zu sehen — und des Abbildes konfrontiert Jörg Auzinger vorbeikommende Wanderer mit der unangenehmen Realität, dass der Klimawandel auch im Großarltal voranschreitet. "Mir ist bewusst, dass diese Darstellung des Keeskogels nicht der Idealvorstellung entspricht. Es ist mir aber wichtig den Klimawandel in meiner Kunst zu thematisieren", erklärt der Künstler

Der Heustadel geht mit der Zeit

Nur wenige Gehminuten weiter wird bei unserem Besuch vor der offiziellen Eröffnung der "Kunstroas" noch kräftig gearbeitet. Clemens Bauder lässt hier seine "Heustadel-Variationen" entstehen. "Die Heustadeln sind hier so ein wichtiger Teil der Landschaft", schildert der Künstler, "und daher habe ich mir die Frage gestellt, welchen Nutzen sie in Zukunft haben könnten, wenn sie landwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden."

Clemens Bauders "Heustadel-Variationen" waren heute noch in Arbeit, sollten bis zur Eröffnung morgen aber fertiggestellt sein. | Foto: Felix Hallinger
  • Clemens Bauders "Heustadel-Variationen" waren heute noch in Arbeit, sollten bis zur Eröffnung morgen aber fertiggestellt sein.
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Clemens Bauder erklärt die Pläne seiner Heustadel. | Foto: Felix Hallinger
  • Clemens Bauder erklärt die Pläne seiner Heustadel.
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Seine zwei Bauwerke passen sich mit ihrer einzigartigen Architektur einerseits an das Landschaftsbild an und brechen andererseits auch klar mit der Ruhe des Hüttschlager Talschlusses. "Die Stadel sollen zum Verweilen und Zusammenkommen einladen und eine neue Perspektive ermöglichen", so Bauder.

Wippende Bänke und Hirsche auf Glas

Am Ötzlsee angekommen, sticht sofort das nächste Exponat ins Auge. Das Künstler- und Architektenduo "heri & salli" hat hier Sitzbänke aufgestellt, die allerdings nicht automatisch für Entspannung sorgen — es handelt sich dabei nämlich um Wippen. Platzgenommen darf hier natürlich trotzdem werden und so kann man sich gleich auf die Suche nach dem Gleichgewicht auf der Wippe, aber auch nach dem Gleichgewicht mit sich selbst und mit der Natur machen.

Die wippenden Bänke des Duos "heri & salli" bieten einen herrlichen Blick auf den Ötzlsee. | Foto: Felix Hallinger
  • Die wippenden Bänke des Duos "heri & salli" bieten einen herrlichen Blick auf den Ötzlsee.
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Unweit der wippenden Bänke versteckt sich direkt am Ufer eines Baches die Kunstinstallation von Ingrid Schreyer. Mit einem Fernglas kann man hier ihre filigranen Glasgravur-Zeichnungen, die sie in der Natur des Hüttschlager Waldes verteilt hat, erspähen. "Als ich mit dem Grundbesitzer die erste Begehung gemacht habe, war er total glücklich, weil er am Vortag einen 30-Ender-Hirsch erlegt hatte", erzählt Schreyer, "daher musste ich natürlich auch auf meinen Glasgravuren einen Hirsch verewigen."

Um Ingrid Schreyers Glasgravuren zu betrachten, sollte man einen Blick durch das Fernglas wagen. | Foto: Felix Hallinger
  • Um Ingrid Schreyers Glasgravuren zu betrachten, sollte man einen Blick durch das Fernglas wagen.
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Die Umrisse des Hirsches lassen sich durch die Kameralinse nur erahnen.  | Foto: Felix Hallinger
  • Die Umrisse des Hirsches lassen sich durch die Kameralinse nur erahnen.
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Neben dem Hirsch haben auch viele kleinere Lebewesen aus dem Nationalpark Hohe Tauern in ihrem Werk Berücksichtigung gefunden. "Ich wollte die Biodiversität hier abbilden und dafür ist jeder noch so kleine Teil von Bedeutung", so die Künstlerin. 

Zäune als Mittel zur Landnahme

Den Abschluss der "Kunstroas" bilden Dóra Medveczky und Fabio Spink mit ihrem überdimensionierten Zaunkreis aus Holz. "Bei unserer Recherche in Großarl haben uns vor allem die alten Schrägzäune, die ohne Nägel und Schrauben zusammenhalten, beeindruckt", berichtet Medveczky. Zäune hätten demnach in der Geschichte stets Räume des Zusammenlebens aber auch der Abgrenzung definiert.

Fabio Spink und Dóra Medveczky sind mit ihrem Kunstprojekt "Landnahme" Teil der Kunstroas in Großarl. Bis Ende November sind die Werke unter dem Motto "Die Vermessung der Natur" noch im Talschluss zu bewundern. | Foto: Felix Hallinger
  • Fabio Spink und Dóra Medveczky sind mit ihrem Kunstprojekt "Landnahme" Teil der Kunstroas in Großarl. Bis Ende November sind die Werke unter dem Motto "Die Vermessung der Natur" noch im Talschluss zu bewundern.
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An diesem Punkt setzt auch das Werk "Landnahme" an. "Beide Seiten des Zaunes haben ihre Vor- und Nachteile", schildert Spink. Während man sich im inneren des Kreises etwa sicherer fühle, dominiere außerhalb das Gefühl der Freiheit. Es bleibt den Besuchern der "Kunstroas" letztlich selbst überlassen, sich für eine präferierte Seite zu entscheiden.

Hüttschlagerin bringt Kunst ins Tal

Bis November dieses Jahres ist die "Kunstroas" im Hüttschlager Talschluss nun frei zugänglich. Außerdem kann die Ausstellung an jeweils zwei Terminen im Juli und August, im Zuge von geführten Besichtigungen, auch mit Yogaeinheiten oder einer Kräuterwanderung kombiniert werden. Initiiert wurde das durch Leader-Gelder geförderte Projekt von Alexandra Viehhauser. Die gebürtige Hüttschlagerin ist seit Jahren in Wien zu Hause und arbeitet in der Bundeshauptstadt für das Museumsquartier.

Alexandra Viehhauser ist die Ideengeberin für das Kunstprojekt im Großarltal. | Foto: Felix Hallinger
  • Alexandra Viehhauser ist die Ideengeberin für das Kunstprojekt im Großarltal.
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"Wenn mich meine Familie besucht, höre ich oft wie schade es sei, dass es in Hüttschlag keine zeitgenössische Kunst gibt. Das wollte ich mit so einem Projekt ändern", erklärt sie. Die angefragten Künstlerinnen und Künstler hätten sich von der Idee meist sehr schnell überzeugen lassen und so habe man die Ausstellung letztlich in der nun bestehenden Form umsetzen können.

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