Evangelische Kirche
Pfarrer Andreas Gripentrog legt sein Amt nieder
Andreas Gripentrog macht sich langsam aber sicher bereit für seinen Abschied vom Pfarreramt der evangelischen Gemeinde in Radstadt. Er blickt auf eine bewegte Laufbahn mit zahlreichen Experimenten und schönen Erinnerungen zurück. Ganz von der Kommune verabschieden wird sich der Pfarrer aber auch in der Pension nicht.
RADSTADT. Seit 1991 betreut Pfarrer Andreas Gripentrog die rund 400-köpfige evangelische Gemeinde in Radstadt. Nun legt der aus Deutschland Stammende im Herbst sein Amt nieder und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück.
"Ich bin froh, meine Interessen und Begabungen hier eingebracht zu haben. Wir haben stets vieles probiert und experimentiert. So waren wir die erste evangelische Gemeinde in Österreich, die ein kinderoffenes Abendmahl veranstaltet hat. Mir war immer wichtig, mich nicht starr an ‘Zielgruppen‘ und ihren Bedürfnissen zu orientieren. Ich wollte generationenübergreifend – mit Jung und Alt gemeinsam – ein Programm schaffen, das alle anspricht", resümiert Gripentrog.
Viel ausprobiert
Und experimentiert wurde in Radstadt genug. Vom Kletterer, der Konfirmanden aus dem Kirchenschiff per Seil unter staunenden Blicken, der beim Gottesdienst anwesenden Gemeinde, in das Gebälk gezogen hat, über ein Wasserspiel im Gottesdienst und zahllose Theater-Darbietungen bis hin zum bewussten Fokus auf die Sprache, denn "der Glaube sollte für jeden verständlich und das heißt auch anschaulich kommuniziert werden."
Zweifel gehören dazu
Durch den Kontakt mit einem alten Studienfreund zog es Gripentrog nach Radstadt: "Ich habe mit dem Pfarrer der evangelischen Gemeinde Schladming in der Schweiz studiert. Durch die Verbindung der Muttergemeinde Schladming mit der Tochtergemeinde Radstadt wurde diese zweite Pfarrstelle überhaupt erst möglich. Ansonsten würde es hier in Radstadt keine eigene evangelische Pfarre geben – dafür wäre die Gemeinde zu klein." Auf die Frage, ob er trotz seines religiösen Lebens jemals am Glauben gezweifelt habe, erklärte Gripentrog: "Immer. Man kann Gott nicht beweisen und nur auf ihn vertrauen. Zweifel ist nicht das Ende vom Glauben, sondern der Beginn des echten Glaubens.”
Zeit nach der Arbeit
Für seine Zeit nach der Tätigkeit als Pfarrer hat Gripentrog schon Pläne: "Ein großer Traum wäre es, mir einen speziellen E-Scooter zuzulegen. Ob ich den mit meiner Parkinson-Erkrankung dann noch fahren kann, weiß ich allerdings nicht, aber ich hoffe es. Generell werde ich aber der evangelischen Gemeinde hier in Radstadt in irgendeiner Form erhalten bleiben."
Unklare Nachfolge
Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich aber als durchaus schwierig. "Der Pfarrermangel beschäftigt uns auch hier in Radstadt. Wenn wir bis Herbst noch keinen gefunden haben, sind wir auf die Mithilfe aus der evangelischen Gemeinde angewiesen und eventuell müssen dann auch Gottesdienste ohne Pfarrer abgehalten werden. Es müsste ein Wunder geschehen, dass wir jetzt noch eine Bewerbung erhalten – aber derzeit sieht es leider nicht danach aus", erklärt Gripentrog, der sich mit zwei Publikationen bereits unter die Autoren gemischt hat. Im jüngsten Werk "Anfang hat er selber keinen, aber Gott gibt allem einen" versucht er die biblischen Anfänge in Reimform verständlich und knapp zu erklären. Und im Erstlings-Werk "Prototyp Kirche" setzt er sich mit den jüngsten Entwicklungen der Kirche auseinander und hebt dabei hervor, dass die größte Religion der Welt auf sein Urbild vergessen hat. Viel zu oft würde sie krampfhaft versuchen relevant und aktuell zu sein, dabei müsse sie sich nur auf ihre fünf speziellen Kernkompetenzen besinnen: Gottesdienst als Feier der Gotteskindschaft, Kleingruppen zwecks Gemeinschaft, Lebensveränderung durch Jüngerschaft, Diakonie aus Dienstbereitschaft, Weitergabe ihrer Frohbotschaft .
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