Brigitte-Höfert-Preis
Radstädter Schüler haben NS-Zeit aufgearbeitet
1.000 Euro Preisgeld erhielten Radstädter Schüler durch den Brigitte-Höfert-Preis für ihr Schulprojekt zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Das Geld wird an Opfer in der Ukraine gespendet.
RADSTADT. Den neu ins Leben gerufenen Brigitte-Höfert-Preis konnten Schüler der 7. Klassen – mittlerweile Maturanten – des BORG Radstadt gemeinsam mit ihrem Lehrer Michael Andreas Kroiss gewinnen. Am 8. März verlieh der Verein der "Goldegger Deserteure" erstmals diesen Preis für besondere Schulprojekte im Zusammenhang mit nationalsozialistischem Wiederstand.
Stolpersteine statt Maderweg
Die Schüler haben sich ausgehend vom Buch „Schwedenreiter“ der Autorin Hanna Sukare intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus in der Region befasst. Sie beschäftigten sich mit der Biografie des Lehrers und Geschichtenerzählers Herbert Mader, bekannt als "Mader Bascht", und dessen Verbindungen zur NSDAP und zur SS. Die Schüler verfassten ein Dossier über Herbert Mader für die Radstädter „Stadtnachrichten“ und stießen eine Diskussion über den nach ihm bzw. seinem Vater benannten Maderweg in Radstadt an. Am 24. März werden sie diese Fragen mit der Radstädter Gemeindevertretung besprechen und ihre Vorschläge präsentieren. Sie möchten in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein „Das Zentrum“ den bislang dokumentierten 14 NS-Opfern von Radstadt im Rahmen einer Verlegung sogenannter Stolpersteine eine dauerhafte Erinnerung sichern.
Schüler präsentieren neue Erkenntnisse
"Die Gemeindevertretung hat im Jahr 1987 die Straßenbezeichnungen in der Stadt beschlossen und verordnet. Unseren Informationen nach wurde der Weg nach Maders Vater benannt, der nicht NS-belastet gewesen sein soll – offenbar ist es aber doch so. Es gibt Erkenntnisse von den Schülern, die wir noch nicht kennen, die wir aber am 24. März in der Sitzung der Gemeindevertretung bei der Präsentation des Schulprojektes besprechen werden", sagte Vizebürgermeister Christian Koller (ÖVP) bei der Preisverleihung.
"Ich bin überrascht und sprachlos, dass das im Jahr 1987 noch passieren hat können."
– Radstadts Vize-Bgm. Christian Koller (ÖVP)
Koller gratulierte den Schülern im Namen der Stadtgemeinde Radstadt herzlich zum Gewinn des Preises.
Geschichte mit Gegenwart verbunden
"Sie verknüpfen mit ihrem Projekt Geschichte und Gegenwart. Wir alle haben größten Respekt vor der Courage, diese geschichtspolitische Diskussion in Radstadt zu führen", sagte der Historiker Michael Mooslechner in seiner Rede, ehe Brigitte Höfert den von ihr gestifteten Preis an die Schüler verlieh. Der Brigitte-Höfert-Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, ausgeschrieben wurde er im Jahr 2020 für Projekte in Schulklassen von der 8. bis zur 13. Schulstufe im Bundesland Salzburg.
"Eingereicht werden konnten Projekte rund um das Thema Widerstand und Zivilcourage im Kontext von Nationalsozialismus und Gegenwart. Wir wollen den Preis auf jeden Fall weiterhin vergeben, sowohl für abgeschlossene als auch für geplante Schulprojekte. Das Preisgeld kann auch dazu dienen, Projekte zu realisieren, die mit finanziellen Kosten verbunden sind", sagt Paul Chalupny, stellvertretender Obmann des Vereins.
Preisgeld geht in die Ukraine
Brigitte Höfert ist Obfrau des Vereins und hat den Preis selbst ins Leben gerufen. Ihr Vater Karl Rupitsch wurde 1944 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet, nachdem er sich weigerte, für die Wehrmacht zu kämpfen. Sie überreichte den Preis an die Klassensprecher der beiden Klassen und an Lehrer Michael Kroiss. Zutiefst gerührt zeigte sie sich, als die Klassen verkündeten, das Geld an die "Ärzte ohne Grenzen" für die Soforthilfe in der Ukraine spenden zu wollen.
Mehr Informationen findest du auf der Website des Vereins.
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