"Das Mobilitätsdenken der Menschen muss sich ändern"

Der wissenschaftlichen Leiter der Ionica, Martin Faulstich (re.) mit Sebastian Vitzthum Projektleiter der Ionica.
  • Der wissenschaftlichen Leiter der Ionica, Martin Faulstich (re.) mit Sebastian Vitzthum Projektleiter der Ionica.
  • hochgeladen von Julia Hettegger

SALZBURG, ZELL AM SEE (jb). Bei der "Ionica" in Zell am See informieren die führenden Köpfe der Branche über die neuesten Erkenntnisse und Zukunftsvisionen der E-Mobilität. Vier Tage lang zeigen die Anbieter das nächste Level der Elektromobilität zu Wasser, Land und Luft. Die Bezirksblätter haben beim wissenschaftlichen Leiter der Ionica und E-Mobility-Experten Martin Faulstich nachgefragt:

Herr Faulstich, E-Bikes sind mittlerweile Mainstream geworden, wird das bei den Autos auch bald so sein?
MARTIN FAULSTICH:
Das wird nicht nur, das muss sogar so sein! Das unterzeichnete Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, dass Österreich, wie andere EU-Länder, bis 2050 klimaneutral bewirtschaftet wird. Das geht nur, wenn der Verkehr weitgehend auf E-Mobilität umgestellt wird.

Es wird von drei Problemen der E-Mobilität gesprochen: zu geringe Reichweite, zu hoher Preis, zu wenig Ladestationen. Ist E-Mobilität also wirklich breitentauglich?
FAULSTICH:
Das Mobilitätsdenken der Menschen muss sich grundlegend ändern: Wann muss ein Auto 1.000 Kilometer Reichweite ermöglichen? Einmal im Jahr, wenn wir in Urlaub fahren. Sonst fahren die Menschen nur 50 Kilometer täglich. Brauche ich ein Auto, das jeden Tag alles kann, wenn ich bestimmte "Funktionen" nur einmal pro Jahr brauche? Wenn ich nur 50 Kilometer täglich fahre, reicht das Laden an der herkömmlichen Steckdose in der Garage. Mehr Schnellladestationen sind also für den Alltag nicht nötig.

Und für den Urlaub?
FAULSTICH:
Da mieten wir uns ein Auto. Wir müssen erkennen, dass Autos in der Garage oft eher totes Kapital sind.

Reden wir über den Preis.
FAULSTICH:
Elektroautos sind teurer als vergleichbare Diesel- oder Benzin-Modelle. Grund ist die geringe Stückzahl in der Produktion. Werden mehr produziert, werden sie günstiger.

Blicken wir Richtung 2050, wie wird der Verkehr in Salzburg aussehen?
FAULSTICH:
Es fahren 80 bis 90 Prozent der Menschen mit E-Autos. Was sich stärker durchsetzen wird, ist autonomes Fahren und wir werden vernetzter mobil sein. Das bedeutet, wir nutzen für unsere Wege öffentliche Verkehrsmittel, Car-Sharing, automom fahrende E-Autos sowie E-Bikes.

Und die Lastkraftwagen?
FAULSTICH:
Die Autobahn könnte mit Oberleitungen ausgestattet sein, sodass Lkw wie Obusse fahren. Das wäre wichtig, weil der Güterverkehr auf der Straße nach wie vor zunimmt. Bei der Ionica gibt es einen Vortrag dazu.

Haben wir für 80 bis 90 Prozent E-Mobilität genügend erneuerbare Energie?
FAULSTICH:
Nein. Über 60 Prozent des Stroms in Österreich wird erneuerbar gewonnen. Wir werden aber mehr sauberen Strom brauchen, also mehr Windparks, Wasserkraftwerke etc.; E-Mobilität und Stromgewinnung müssen sich gleichermaßen entwickeln.

Man hört, der ökologische Fußabdruck eines Akkus im E-Auto sei schlechter als das Tanken von Benzin oder Diesel...
FAULSTICH:
Lithium, Kobalt usw. müssen abgebaut werden. Diese Ressourcen sind endlich. Sie müssen recycelt werden. Daher verleihen einige Hersteller die Batterie des E-Autos nur, dann können die Rohstoffe später wieder genutzt werden. Hier müssen wir auch auf die Entwicklungen der nächsten zehn Jahre vertrauen.

Sie haben autonomes Fahren angesprochen – wird sich das durchsetzen?
FAULSTICH:
Autonomes Fahren ist ein komplexes Thema, bietet aber auch große Chancen z.B. für den demographischen Wandel. Viele alte oder beeinträchtigte Menschen wären wieder mobil.

Worauf konzentriert sich die Forschung aktuell?
FAULSTICH:
Die Forschung will das ganze Verkehrssystem in Bewegung bringen – nicht nur einen Motor austauschen. Dazu gehören auch vielfältige Sharing-Modelle. Für Schiffe und Flugzeuge wird an "Power to Liquid" gearbeitet – einem Verfahren, bei dem über Elektrolyse und chemische Synthese erneuerbarer Strom in Treibstoffe umgewandelt wird.

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