Der Ton macht die Musik
"Ich schreibe auf ein Pferd auch nicht Pferd."
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, so ist es auch im Zusammenhang von Film und Musik. Ohne Musik kann mitunter nicht das gezeigt werden, was eigentlich die Basis der Geschichte ist. Erwin Kiennast gab uns einen Einblick in seine Arbeit.
GABLITZ. Sein Auftritt im Rahmen des Purkersdorfer Kulturkreises am 11.04.2024 soll die Premiere einer Reihe von insgesamt sechs Konzerten in Purkersdorf sein. "Ich möchte den Leuten Erwins musikalische Welt näherbringen", so der Komponist. In seinen fast 100 dramaturgischen Musikstücken ging es in erster Linie darum, dem Film seine emotionelle Identität zu geben.
Leeres Blatt Papier
Zu jeder Anfang sieht der Künstler den Film. Erwin Kiennast spricht von einer gewissen Zeit, die im Anschluss benötigt wird, um sich davon zu lösen, "das sehe ich als Schwangerschaft". Impulse, die er sich durch etliche Reisen einholt, so spricht er von den Momenten, die ihm für dieses Stück Klarheit verschaffen, sind die Grundlage, um ebenso bestimmen zu können, welche Musikinstrumente verwendet werden sollen. "Du gibst dem Film etwas mit, was die Zuschauer empfindet. Sie sollten es nicht mitbekommen", sagt Kiennast. Das sei das Erfolgsrezept. Er läge über eine "böse" Szene keine "böse" Musik. So macht er etwas Unsichtbares sichtbar.
Cliffhanger, Teaser und Höhepunkt
Früher waren Melodien wichtig, heutzutage haben Verdichtungen einen wesentlich wichtigeren Teil eingenommen. Unter Verdichtungen kann man sich ein Didgeridoo vorstellen, einzelne Töne verschmelzen ineinander. Den Teaser findet man am Anfang des Films. "Wenn man den Teaser hat, dann hat man den Film", so Kiennast. "Obwohl dieser nur aus mindestens vier Tönen bestehen muss." Manchmal, so erzählt er, hat er die Basis in einer Minute, in manchen Fällen kann dieser aber auch fünf Tage dauern. Für einen 90-minütigen Spielfilm, indem das Thema, also einzelne Passagen, wiederholt werden können spricht man von ungefähr 35 bis 40 Minuten reiner Musik. Das Handwerk, welches zum Beispiel Musik aus dem Radio oder Geräusche bei einer Verfolgungsjagd beinhaltet, zählt hiebei nicht dazu. Wie viel Budget man hat, bestimmt auch einen gewissen Grad welchen Klang, welche Melodien und ob man ein Orchester hat. "Manchmal zwingen Limitationen zu neuen Ideen", so entgegnet der Künstler. Ein Plan B sei nie eine schlechte Idee.
Trend hin oder her
In seiner 35-jährigen Erfahrung bei der Komposition von cineastischer Musik hat er so Einiges erlebt. "Man kann mich wie der Herr der Klänge bezeichnen. Es geht um die Verdichtung der Emotionen auf dem kleinsten musikalischen Raum." Statt immer zu hören, was andere sagen, sei es wichtiger sein eigenes Ding zu machen. "Wenn etwas im Trend ist, dann mach das Gegenteil", empfiehlt Erwin Kiennast. "Ich schreibe auch ein Pferd auch nicht Pferd. Das Kopfkino der Zuschauerinnen und Zuschauer soll aktiviert werden."
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