Personalsuche: In der Region Purkersdorf brennt der Hut

REGION PURKERSDORF (bt). "Heute geschlossen – Kein Personal aber 500.000 Arbeitslose. Sorry, Der Wirt!" Worte mit denen ein oberösterreichischer Wirt schon im Vorjahr auf sich Aufmerksam gemacht hat. Und auch dieser Tage kursiert das Foto der mit Kreide beschriebenen Tafel wieder im Netz. Die Bezirksblätter haben sich auf diversen Jobportalen umgesehen und mit Gastronomen der Region über den Ernst der Lage gesprochen.

"Fast nicht mehr zu erhalten"

„Gäste zu finden ist leicht, gutes Personal schwierig“, beschreibt Franz Rieger, Chef vom Hotel Restaurant Wienerwaldhof die Lage. Vier bis fünf Personen würde er für Service und Küche suchen. Aktuell besteht sein Team aus 17 Leuten, einige Mitarbeiter sind schon länger als 15 Jahre dabei. Aber: „Der Betrieb ist so fast nicht mehr aufrecht zu erhalten.“
Rieger spricht von schwindender Stressresistenz und bekritelt die Moral der neuen Generation: „Die Work-Life-Balance hat sich so entwickelt. Wenn alle frei haben, wollen die auch frei haben", so der Gastronom. Witzig sei das nicht. "Wenn man mit motivierten Leuten arbeitet ist das lustiger als wenn jeder mit einem Schnoferl dasitzt.“

Neussers heizen Politikern ein

Auch Familie Neusser vom Gasthaus Steinerhof kann ein Lied von der leidigen Personalsuche singen. Seit drei Monaten herrscht vor allem in der Küche Not am „Mann“. „Wir suchen wirklich intensiv, natürlich brennt da der Hut. Das Geschäft ist da, aber man braucht Personal um gescheit arbeiten zu können“, sagt Sigrid Neusser. Lediglich an den Arbeitszeiten liege die Situation laut ihr nicht. „Das ist ein Fehler der Politik. Das AMS schickt uns Leute, die teilweise gar nicht kommen. Da frage ich mich warum bekommen die noch Arbeitslosengeld?" Ihre Meinung will die Wirtin im August bei einem Termin im Büro Mikl-Leitner kundtun.

Chefs müssen reinbeißen

„Ich habe seit vier Monaten ein Inserat drinnen, es ist ganz schlimm“, schließt sich Petra Heinisch von der Hochramalpe ihren Kollegen an. „Ich glaube da kann man zahlen was man will“, so die Wirtin, die nun besonders gefordert ist. „Natürlich macht es keinen Spaß mehr wenn die Chefs rund um die Uhr arbeiten müssen, um Leute zu ersetzen."
„Es gibt nur Ecken und Kanten. Wir kriegen immer mehr Auflagen und im Endeffekt sehen Sie eh, wieviel in der Runde zugesperrt haben. In den letzten Jahren sechs Gasthäuser. Irgendwann kann auch ein Chef nicht mehr.“ Auch in Punkto Krankschreibungen sieht sie Handlungsbedarf.

AMS versucht zu lindern

Doch warum finden die Gastronomiebetriebe des Bezirks kein Personal, obwohl sie händeringend suchen? "Viele die eine Ausbildung absolviert haben, wollen den Job wegen den Arbeitszeiten nicht mehr ausüben", ortet Karl Lanzenbacher, stellvertretender Leiter des Arbeitsmarktservice St. Pölten eine Ursache. Viele unserer Fachkräfte ziehen zwecks Saison- und Verdienstmöglichkeiten auch in den Westen. "Wir müssen zusammen alle miteinander etwas tun, angefangen von Dienstgebern und Arbeitssuchenden bis hin zur Öffentlichkeit", ist sich Lanzenbacher sicher. Denn für Menschen ohne Auto oder Führerschein sei oft die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ein K.o.-Kriterium.
Mit einem speziellen Tourismuscenter, das Fachkräfte ausbildet, und einer Lehrstellenförderung versucht das AMS den Fachkräftemangel zu relativieren.

Zur Sache:

Im Bezirk St. Pölten gibt es 7.784 Arbeitslose. Darunter 263 Personen die in der Gastronomie tätig waren oder tätig werden wollen. 38 von ihnen haben eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen. Derzeit sind 131 offene Stellen im Gastrobereich beim AMS St. Pölten gemeldet. 76 dieser Arbeitgeber suchen speziell Fachkräfte mit Ausbildung.