Erkundungsflug in Häselgehr
Skelette und Kadaver: Die Spur des Bären ist blutig
Jetzt hat man endgültig Gewissheit: Jener Bär, der in den Lechtaler Bergen auf Häselgehrer Gebiet unterwegs ist, hat zahlreiche Schafe gerissen oder in den Tod getrieben.
HÄSELGEHR. "28 Tiere sind wirklich weg", sagt Christian Angerer. Der Obmann der Bezirkslandwirtschaftskammer kann es selbst fast nicht fassen. Von 35 im Frühsommer aufgetriebenen Schafen und Ziegen haben nur sieben den Almsommer überlebt.
Grausame Entdeckung
Alexander Strobl wollte kürzlich seine Schafe ins Tal führen. Am Berg fand er aber keine Tiere vor, dafür im Schnee Abdrücke eines Bären. In der Ferne entdeckte er mit dem Fernglas außerdem Blutspuren. Aus Sicherheitsgründen ging er aber nicht weiter, sondern kehrte um (einen Bericht dazu lesen Sie hier).
Große Suchaktion gestartet
Am Samstag machte sich das "Notfallteam" des Maschinenrings gemeinsam mit Alexander Strobl auf die Suche nach den vermissten Schafen. Zwei Tage später, am Montag, kam das Notfallteam erneut zum Einsatz, ebenso ein Hubschrauber. Der flog das Gebiet intensiv ab. Am Ende war der Helikopter so lange in der Luft, dass ihm der Treibstoff ausging. Ein Tankwagen musste ins Lechtal geschickt werden, um den Rückflug zu ermöglich.
Der Bär blieb jedoch verschwunden. Das Bodenteam entdeckte dafür weitere Fußabdrücke des Bären. Und leider nicht nur diese.
Knochen und Kadaver in großer Zahl
Es wurden Kadaverreste wie Kiefer, Rippen und andere Knochen, aber auch ein ganzes Skelett und halbverweste Teile von vermutlich sechs bis acht unterschiedlichen Schafen und Ziegen entdeckt.
Einziger Lichtblick: in den Felsen standen ein Ziegenbock, ein Kitz und ein Schaf, die in der Folge talwärts davon eilten und selbst den Weg in den heimischen Stall fanden.
Rechnet man zu diesen drei Tieren noch jene hinzu, die schon früher in ihren Stall zurückkehrten, bzw. in diesen gebracht wurden, bleiben 28 Tiere über, die verschwunden sind und den Almsommer wohl nicht überlebt haben.
Am Ende des Almsommers fehlen 80 Schafe
Damit erhöht sich die Zahl der Schafe und Ziegen, die im Außerfern in diesem Sommer einem großen Beutegreifer - Bär oder Wolf - direkt oder indirekt zum Opfer fielen, auf 80 Stück, rechnet Angerer vor.
Inzwischen sind alle Weidetiere weitgehend wieder im Tal. Wirklich sicher sind sie aber wohl nur, wenn sie auch in den Ställen gehalten werden und nicht auf den Weiden stehen, wie der Fall eines gerissenen Schafs in Ehrwald zeigt (mehr dazu lesen Sie hier).
Wo der Bär ist weiß man nicht
Ob der Bär im Lechtal noch im Gebiet von Häselgehr umgeht, ist unklar. "Sein Beuteangebot schränkt sich jetzt aufs Wild ein. Die Schafe und Ziegen sind ja weg", sagt Angerer. Angesichts der sinkenden Temperaturen ist es denkbar, dass der Bär vielleicht in wärmere Gebiete wandert, oder sich ein Winterquartier sucht. "Da ist alles möglich. Wir wissen es nicht."
Besser informiert
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
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