Psychologenmangel
"Viele Ängste und Unsicherheiten sind entstanden"
Zur Gesundheit gehört mehr als nur die körperliche Perspektive. Auch das geistige Wohlbefinden ist Teil davon. Wie es derzeit mit dem Bedarf an klinischen Psychologen aussieht und welche weiteren Angebote es für die Psyche gibt, wissen Elisabeth Vormayr vom Rieder Kinder- und Jugendschutzhaus (RiKi) und Kerstin Hofstätter, ehemalige Rieder Streetworkerin.
BEZIRK. Elisabeth Vormayr ist Obfrau vom RiKi, wo psychologische Behandlung vermittelt wird. Sie erzählt: "Im RiKi hätten wir Verstärkung gesucht. Das ist eine Stelle, wo man selbstständig arbeiten können muss. Da haben wir keine einzige Bewerbung gehabt". Grundvorraussetzung, um als Psychologe selbstständig sein zu können, ist die Ausbildung zum klinischen Gesundheitspsychologen. "Ich war erstaunt, früher war es öfter so, dass wir mehr Bewerber hatten als wir Platz gehabt hätten", führt sie weiter aus. Corona und die damit verbundene gesellschaftliche Entwicklung habe vieles bei den Kindern und Jugendlichen ausgelöst, der Krieg sei auch ein Thema.
"Viele Ängste und Unsicherheiten sind bei Kindern und Jugendlichen entstanden. Einige, die vorher sehr gut ihr Leben im Griff hatten, haben den Halt in der Gesellschaft verloren. Das Kommunizieren haben wir in den letzten Jahren durch soziale Medien ersetzt. Manche Dinge kann man schwer im eigenen Umfeld besprechen, da bräuchte man dann jemanden",
erläutert Vormayr.
"Wir brauchen es"
Kerstin Hofstätter, ehemalige Rieder Streetworkerin, nun Geschäftsführerin von Streetwork OÖ, freut sich über jede weitere Möglichkeit zur psychologischen Hilfe: "Ich bin begeistert über jegliches Angebot, wir brauchen es". Viele junge Menschen würden, verstärkt durch Corona, an Einsamkeit leiden und sich zurückziehen.
"Wenn sie mit uns in Arbeit sind und sagen, dass sie wirklich Hilfe brauchen, ist es wichtig, schnell und ohne viel Bürokratie handeln zu können",
so Hofstätter. Eine Option dazu wäre "Gesund aus der Krise": Im Zuge dessen werden gratis Plätze bei Psychologen in den Bezirken freigehalten und können so schnell an jene, die sie brauchen, verteilt werden. Einrichtungen wie das Streetwork können hier weitervermitteln. Weiters empfiehlt Hofstätter noch das "Mobile Familiencoaching Innviertel": Unterstützung wird bei allen Themen, die pandemiebedingt oder im Familienalltag auftauchen, wie bei Streit, beim Umgang mit Medien oder Erschöpfung angeboten. Unter 0800 700 734 kann man sich montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 13 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 13 bis 17.30 Uhr kostenlos, anonym beraten lassen.
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