ZukunftsRundSchau
"Unsere Zeit ist schnelllebiger denn je"

Jurist Jakob Kepplinger stammt aus dem Bezirk Rohrbach. | Foto: Privat
  • Jurist Jakob Kepplinger stammt aus dem Bezirk Rohrbach.
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Im Interview mit der BezirksRundSchau thematisiert Jakob Kepplinger seine aktuellen Forschungstätigkeiten und erklärt, was er mit seiner Arbeit bewirken möchte. 

BEZIRK. Jakob Kepplinger aus dem Bezirk Rohrbach ist als Habilitand am Institut für römisches Recht in der Abteilung für zivilistische Hermeneutik an der Johannes Kepler Universität tätig.

BezirksRundSchau: In welchem Bereich forschen Sie und wo liegt Ihr Schwerpunkt?
Jakob Kepplinger: Ich beschäftige mich aktuell mit der historischen Entwicklung unserer Privatrechtsordnung bis zurück in die Antike. Dabei interessieren mich in erster Linie Texte der sogenannten „klassischen“ Juristen zur Zeit des Prinzipats und ihre Bedeutung für die Genese geltender Rechtsvorschriften. Die Ausrichtung der Forschung erhellt, wenn man weiß, dass eines der zentralen österreichischen Gesetze – nämlich das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch von 1811 – von Redaktoren verfasst wurde, die stark römischrechtlich dachten.

Welches Projekt steht für Sie gerade im Vordergrund?
Kepplinger: Ich arbeite momentan an meiner Habilitationsschrift zur konsensualen Streitbereinigung, die ich bis Ende 2024 fertigstellen möchte. Um ein derartiges Projekt bewältigen zu können, muss man sich über einen relativ langen Zeitraum auf ein Thema konzentrieren. Für sonstige Forschungsarbeiten bleibt kaum Raum.

Blickt man in die Zukunft: Was möchten Sie mit Ihrer Forschungsarbeit erreichen? Was kann Ihre Arbeit im besten Fall bewirken?
Kepplinger: Meine Arbeit zielt vor allem darauf ab, die Entwicklungsstufen wichtiger Privatrechtsinstitute offenzulegen. Der Erwerb und die Vermittlung dieses Wissens (im Rahmen der Lehre) ermöglicht es angehenden Juristen, Rechtsprobleme tiefergehend analysieren zu können. Man versteht Wertungsentscheidungen des Gesetzgebers und ältere Leitentscheidungen von Höchstgerichten besser, wenn man sie in ihrem historischen Kontext betrachtet.

Welche Herausforderungen kommen in Ihren Augen künftig auf uns zu, was rechtliche Themen betrifft?
Kepplinger: Unsere Zeit ist schnelllebiger denn je. Juristen sehen sich heute mit einer wahren Flut an ständig neuen Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien konfrontiert. Die zentrale Herausforderung für Juristen besteht meines Erachtens darin, trotz dieser Regelungsdichte einen Gesamtüberblick zu behalten. In legistischer Hinsicht wird es immer schwieriger, die Einheit der Rechtsordnung zu wahren, und so für Rechtssicherheit zu sorgen.

Jus hat oft einen eher verstaubten Ruf und muss sich oft den Vorwurf gefallen lassen, ein „trockenes“ Fach zu sein. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium auszuwählen? Stimmt der Vorwurf für Sie? 
Kepplinger: Neigungen und Interessen sind subjektiv. Daher kann ich es bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wenn manche die Jurisprudenz als trist und ermüdend wahrnehmen, und ihr Studium nach einigen Semestern aufgeben. Mein persönliches Interesse rührt daher, dass ich mich bei der Lektüre von Normen auch mit den dahinterstehenden Sachproblemen beschäftige. Wohl deshalb fasziniert mich die historische Dimension meines Faches besonders: Sie gibt Möglichkeit, sich in einstige Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen hineinzudenken. Das verändert auch den Blick auf Aktuelles.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die selbst gerne Jus studieren und später in diesem Bereich eine Forschungsarbeit aufnehmen möchten? 

Kepplinger: Die Zahl an Juristen, die langfristig im Forschungs- und Lehrbetrieb tätig sind, ist schwindend gering. Jungen Menschen rate ich, sich vor Beginn des Studiums mit der praktischen Seite unserer Disziplin vertraut zu machen; etwa indem man gelegentlich Verhandlungen vor einem Straf- oder Zivilgericht beiwohnt, die in aller Regel volksöffentlich sind. So gewinnt man einen ersten Eindruck, ob man später in diesem Bereich tätig sein möchte.

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