Da bin i her, g'hör i da hin? – Zukunftsvisionen der Jugend des Bezirks

Initiatorin Rita Schlagnitweit führte durch den Abend.
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BEZIRK (anh). Was braucht es im Bezirk, damit sich die Jugend wohl und ernst genommen fühlt und auch in Zukunft gerne in der Region bleibt? – Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich zahlreiche Besucher beim Jugendsymposium "Jugend. Zukunft. Region. – Da bin i her, g'hör i da hin?" der Jugendplattform in der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach. "Ich freue mich, dass die Jugendplattform eine derartige Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Wir haben eine sehr gute Jugendvertretung im Bezirk", sagt Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner. Der Abend zog jüngere wie ältere Menschen aus dem Bezirk gleichermaßen an, wodurch sich eine bunte Publikums-Mischung ergab. Unter den Ehrengästen der Veranstaltung befanden sich neben der Bezirkshauptfrau auch Abt Martin Josef Felhofer, die Landtagsabgeordneten Georg Ecker, Patricia Alber, Ulrike Schwarz und Ulrike Wall und Bundesrätin Elisabeth Reich sowie einige Bürgermeister wie Andreas Lindorfer, Hermann Gierlinger, Wilfried Kellermann und Thomas Bogner. Auch Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger war gekommen, genauso wie Reinhard Arnreiter vom Jugendreferat des Landes OÖ. Vertreter der Jugendplattform sowie von anderen Organisationen und Vereinen füllten die Reihen ebenso, wie Josef Öller, Martin Wakolbinger, Andreas Schönberger, Peter Rachinger, Elfriede Söllner, Peter Gabriel, Gertrud Scheiblberger, Andreas Hannerer, Günter Brandl, Hermann Stallinger, Manuela Greiner, Michaela Billinger und Renate Günthör. Auch Stefanie Poxrucker von den Poxrucker Sisters ließ sich die Veranstaltung nicht entgehen.

Was haben wir, was brauchen wir?
Die Besucher wurden von Initiatorin Rita Schlagnitweit nicht nur über aktuelle Daten zum Thema Jugend im Bezirk informiert, sondern hörten auch einen Vortrag von Referent Gerald Koller. Außerdem gab es eine kurze Theatereinlage von jungen Menschen des Jugendzentrums s'Haven in Rohrbach sowie von Poly-Schülern zu sehen. Den Einstieg bildete ein Filmbeitrag der Katholischen Jugend OÖ. Für das im Rahmen von "72 Stunden ohne Kompromiss" gedrehte Video wurden Jugendliche wie Erwachsene zu verschiedenen für den Bezirk relevanten Themen befragt. Es ging dabei um ihre Meinung zu den Themen B127 und Mühlkreisbahn, Zeltfeste, Vereine, Bier, McDonalds und Bio-Kost, die Große Mühl, Faschingsdienstag, Hallenbad oder Empire. Erste Visionen und Sehnsüchte der Jugend zeichneten sich dabei schon klar ab: So wünschen sich viele eine Verbesserung der Infrastruktur – vor allem nach Linz – oder ein Hallenbad. Die bestehenden Vereine wurden hingegen gelobt und gelten als wichtige Institutionen zum Freundschaften Pflegen. "Meine Idee wäre ein Talentecafé, bei dem jeder das präsentieren kann, was er gut kann und sich mit anderen austauschen kann", schlägt Stefanie Poxrucker vor und zeigt auf, dass es auch noch zu wenige spezielle Jugendtreffs gibt.

Was können wir tun, damit wir morgen nicht von gestern sind
"Das wichtigste, damit das Miteinander in einer Region funktioniert und Entwicklung passieren kann ist, dass die Menschen sich einander zuwenden", sagt Gerald Koller in seiner Rede "Miteinander Zukunft wagen". "Gesellige Gegenden sind dort, wo geselliges Beisammensein nicht nur als Freizeitbeschäftigung gesehen wird, sondern auch als Chance für Begegnungen aller Art. Ich hab sofort gemerkt, dass das Mühlviertel so eine Region ist und diesbezüglich großes Potential hat", führt der Autor und Experte für soziale Gesundheit weiter aus. In seinem Vortrag plädiert er für ein präventives Handeln, damit Zukünftiges rechtzeitig entstehen kann. Außerdem müssen alle an einem Strang ziehen, damit Veränderung möglich ist, als Einzelkämpfer erreicht man wenig. Auch die ganze Grundstruktur der Gesellschaft habe sich laut Gerald Koller geändert, was ein Umdenken mit sich bringt: "Früher setzten wir auf das Konzept einer Effizienz-Gesellschaft: Mit einer guten Ausbildung bekommst du Lohnarbeit, diese bedeutet Wohlstand und daraus ergibt sich Wohlbefinden. Diese Gleichung stimmt aber leider schon lange nicht mehr. Stattdessen müssen wir uns hin zu einer Suffizienzgesellschaft bewegen. Hierfür könnte das Konzept so aussehen: Durch Empathie entsteht Solidarität, daraus folgt Vielfalt und das Akzeptieren und Leben dieser Vielfalt führt zu mehr Lebensqualität." Lebensqualität stützt sich für den Referenten dabei auf vier Pfeiler: Politisch-Ökonomische Rahmenbedingungen, das soziale Netz, der Lebensstil eines jeden sowie die Lebenskultur.

Aktives Ideen-Sammeln
Um das Gehörte gleich in die Tat umzusetzen, animierten Gerald Koller und Stefanie Poxucker die Besucher zum aktiven Ideen-Sammeln. Die Gäste überlegten, was die Region bereits hat und was es in Zukunft noch braucht, um sie attraktiver und lebenswerter zu machen. Die Einfälle wurden auf Kärtchen notiert, untereinander ausgetauscht und auf gespannten Schnüren gesammelt. Neben der auch hier wieder oft genannten Vereinskultur, schätzen die Bürger des Bezirks vor allem auch die schöne Natur der Region sowie den großen Stellenwert der Regionalität, der vor allem auf Bauernmärkten zum Tragen kommt. Auch die vielen Aktionen in der Phase des Übergangs von Schule zu Beruf wie Schnuppertage, Jugendcoaches oder den Girls Day findet die Bevölkerung gut. Freizeitangebote speziell für Jugendliche, die Möglichkeit zur Mitbestimmung über Jugendvertreter, interkulturelle Treffs und Initiativen mit Migranten oder die Integration und Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigung sind weitere positive Punkte des Bezirks. "Wie man sieht, gibt es in unserem Bezirk eigentlich bereits ein breites Angebot für Jugendliche. Ob das genug ist, das weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall ist es eine gute Basis, die mit Sicherheit noch ausgebaut werden kann und muss", sagt Rita Schlagnitweit. Beim anschließenden Buffet vom Poly Rohrbach wurde noch weiter diskutiert. Die Ergebnisse dieses Abends werden in den nächsten Wochen in einem sogenannten "Fahrplan" veröffentlicht und im Rahmen der nächsten Bürgermeisterkonferenz vorgestellt. Dieser soll dann als Wegweiser dienen, wie es im Bezirk in puncto Jugendarbeit weitergehen soll.

Die Jungen gehen, die Alten bleiben
Jährlich ziehen etliche Jugendliche vom Land in größere Städte – allen voran nach Wien – um zu Studieren, eine bessere Arbeit zu finden oder ein vielfältigeres kulturelles Angebot genießen zu können. Dies bedeutet für ländliche Regionen nicht nur einen großen finanziellen Verlust, sondern auch eine sehr ungleichmäßige Altersverteilung: die Jungen gehen, die Alten bleiben. Dies wiederum verstärkt die ohnehin schon existierende Überalterung der Gesellschaft. Deutlich wird dieser Aspekt vor allem auch, wenn man bedenkt, dass nur 16% der Gesamtwählerschaft unter 30 sind. Es besteht also durchaus die Gefahr der "Herrschaft der Älteren", was eine aktuelle Studie auch bestätigt: 64% der Jugendlichen finden zumindest teilweise, dass Politik nur von älteren Menschen bestimmt wird. Gerade deswegen ist es wichtig, Jugendarbeit zu betreiben, der Jugend zu ermöglichen, sich selbst zu verwirklichen und ernst und respektiert zu werden, sowie ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohl fühlt. Hier setzt die Jugendplattform Bezirk Rohrbach an, welche seit 15 Jahren Jugendarbeit im Bezirk durch Informationsaustausch und gemeinsame Projekte vernetzt. Aktiv vertreten sind in dieser Organisation folgende Einrichtungen: AMS, Bürgermeister, Dekanatsjugendleiter, Frauennetzwerk Rohrbach, Jugendarbeitsassistenz der Volkshilfe OÖ, Jugendservice des Landes OÖ, Jugendzentrum s'Haven in Rohrbach, Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach, Leaderregion Donau-Böhmerwald, Regionskoordinatorin der Diözese Linz, Soziale Initiative sowie Treffpunkt Mensch & Arbeit.

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