Schule wie zur Kaiserzeit
In der "alten Schule" im Glockenhäusl in Kasten wird der Besucher um 100 Jahre zurückversetzt.
ST.PETER (hed). Das alte Lehrerpult, der Setzkasten, der Rechenmax – etwas wurmstichig schon. In engen Reihen die Schulbänke: Ein eingebautes Tintenfass, die Schreibfeder. Am Platz die Schiefertafel mit Kreide und Schwamm. Der Schulranzen aus Leder – abgewetzt: Darin das Federpennal aus Holz. „Schule zur Kaiserzeit“. Da darf auch der Stammbaum der Kaiserfamilie mit Kaiserbild und Wappen nicht fehlen. An der Wand: Bilder und Landkarten, das ABC. In den Fensternischen allerlei Tierpräparate. „Bei den älteren Semestern werden noch Erinnerungen wach. Die Kinder sind erstaunt, wie unbequem sich die Schulbänke anfühlen. Betroffen macht sie das armselige Leben von früher“, weiß Sabina Gabriel von Erzählungen. Sie ist neu im Museumsteam. Ihre Funktion „erbte“ sie von Maria Vierlinger. Sie ist nach 28 Jahren in den wohlverdienten „Museums-Ruhestand“ gegangen. Gemeinsam mit Inge Spreitzer, die seit Anfang an dabei ist, möchte Gabriel den Schulalltag jener Zeit erlebbar machen. „Die Kinder wollen unbedingt das 'Scheitelknien' ausprobieren und haben meist viel Spaß dabei – früher war das aber alles andere als lustig“, erklärt sie.
1812 errichtet
„Errichtet wurde die alte Dorfschule im Jahre 1812. Unterrichtet wurde in einem Klassenzimmer“, berichtet Gabriel. Zur weiteren Geschichte: Von 1853 bis 1872 wurde die Schule auf den Hollerberg (Gemeinde Auberg) verlegt, am 1. Mai 1872 wurde auf Ansuchen der Dorfbevölkerung der Unterricht im „Glockenhäusl“ wieder aufgenommen. 1878 übersiedelten Schüler und Lehrer in ein neues Schulgebäude. „Das Glockenhäusl wurde seither von den Kastenern vielseitig genutzt: als Kapelle, als Greißlerei, als Tischlerwerkstatt und zuletzt für Jungscharstunden und als Gemeinschafts-Kühlhaus“, schildert Gabriel. Unter Mithilfe der Dorfbewohner wurde 1989 unter der Federführung des Heimatvereins Haslach das Schulmuseum eröffnet. „Klein, aber fein“ – ein Kleinod mitten im Dorf ist es geworden: Zu sehen sind noch der Lehrerwohnraum und zugleich Lehrmittelzimmer, eine alte Wohnstube und das „Wochnschaffö“. Es ist 12 Uhr mittags. Das Glöckchen im Turm läutet zum Mittagsgebet. “Heute macht das ein Automat. Bis vor zwei Jahren läutete die Schneider-Nani“, weiß Sabina Gabriel. Sie ist 2008 ins Dorf zugezogen. In das Schulmuseum hat sie sich verliebt.
Zur Sache:
Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, nach Voranmeldung bei Sabina Gabriel, Tel.: 0680/2018768 oder Inge Spreitzer, Tel.: 0664/73434426. Hinweis des Museumsteams: Besonders auch für Volksschulklassen von Interesse. Auch in Kombination mit dem Besuch des Museums am Unterkagererhof.
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