Unterkagererhof Auberg
Von der Mehlsupp'n bis zu harten Schulbänken: Neues Angebot macht einstigen Schulweg erlebbar

- Foto: Foto: A. Höller
- hochgeladen von Annika Höller
AUBERG (anh). "Früher kam die Familie in der Früh bei einer Suppe am Tisch zusammen und der Tag wurde organisiert. Später machte man sich zu Fuß auf den Schulweg – in meinem Fall waren das vier Kilometer. Musste man am Nachmittag hin und wieder etwas länger bleiben, so hatte man oft am Heimweg schon mit der Dunkelheit zu kämpfen", verrät Michael Lehner, Bürgermeister von Auberg und Obmann des Vereins Denkmalhof Unterkagerer. Seine Erzählweise ist frisch und detailreich – so als wäre dies alles erst gestern gewesen. Doch für die meisten Kinder, die heute die Schulbank drücken, klingen solche Geschichten wie kaum vorstellbare Märchen – und sind deshalb umso spannender. Genau hier setzt der Verein in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule OÖ und dem Schulmuseum Kasten an, um die einstigen Schulverhältnisse auch heute erlebbar zu machen.
Thema Schulweg von allen Seiten beleuchten
Das Konzept Schulweg "einst und jetzt", das von den Studentinnen Hannah Gubo und Birgit Nimmervoll und Professorin Regina Steiner ausgearbeitet wurde, und für Volksschulkinder gedacht ist, startet mit einer Führung am Hof. Die Räumlichkeiten werden erklärt und die Buben und Mädchen erhalten einen Einblick in die frühere Lebensweise. Danach gibt es ein Frühstück in der Stube. "Für die Lehrer, die dieses zubereiten, haben wir Rezepte vorbereitet. Ganz klassisch gab es früher natürlich Speisen wie Brockensuppe oder Sterz, aber auch Grießkoch, über das sich die Kinder meist regelrecht stürzen", verrät Gubo und ergänzt: "Das gemeinsame Esserlebnis steht hier im Vordergrund." Anschließend wird der 1,5 Kilometer lange Schulweg bis zum Schulmuseum in Kasten in Angriff genommen. "Die Teilnehmer kommen dabei an drei Stationen vorbei", informiert Nimmervoll. Zum einen geht es darum, den Kindern die Unterschiede des Schulwegs von früher und heute aufzuzeigen und über mögliche Gefahren zu sprechen. Zum anderen wird das Thema auch in einen globalen Kontext gehoben, indem Schulwege in anderen Ländern unter die Lupe genommen werden. Bei der letzten Station steht der Selbstversorger-Aspekt früherer Bauernhöfe im Fokus, der durch die Schuljause – ein Apfel und Brot – thematisiert wird. Angekommen in Kasten, erleben die Kinder eine Unterrichtsstunde wie zur Kaiserzeit – von der Kurrentschrift über das aufrechte Sitzen und die kratzende Kreide bis hin zum – natürlich freiwilligen – Scheitel-Knien. Gewissermaßen geleitet werden sie dabei von Theresia, einem fiktiven Mädchen, das die Projektverantwortlichen hierfür zum Leben erweckt haben und dessen Erlebnisse den Schülern mit Hilfe eines Tagebuches näher gebracht werden.
Führungen auch auf Englisch
Aber auch sonst tut sich viel am alten Hof in Auberg. So ist beispielsweise derzeit ein neues Museumskonzept in Ausarbeitung, das im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Auch das Team, das Führungen anbietet, ist gewachsen. "Derzeit können wir hierfür auf acht Personen zurückgreifen, drei davon bieten sogar Führungen auf Englisch an", verrät Koordinatorin Veronika Katzlinger, die dieses Angebot gerade in Hinblick auf die Landesgartenschau in Aigen-Schlägl anspricht, die internationales Publikum ins Mühlviertel bringen könnte. Unter dem Titel "Mystisches Hollerberg" startet ein neues zwei- bis dreistündiges Wander-Angebot mit Notburga Freudenschuß. Es ginge dabei vor allem um das Spüren interessanter Plätze, "meine Kraft-Tankstellen", wie Freudenschuß, die in Haslach eine Praxis für Volksheilkunde führt, es bezeichnet. Neben dem Seminarprogramm werden auch für Schulen, Jugendgruppen und Erwachsene gleichermaßen laufend spezielle Workshops angeboten – von abenteuerlichen Entdeckungsreisen mit Glut-Brennen, Tarnen und Schleichen oder Laubhütten-Bauen für die Kleinsten bis hin zu Angeboten, die sich rund um Wildkräuter oder Streuobstwiesen drehen. Auch mit der Böhmerwaldschule kooperiert man seit ein paar Jahren. Diese bietet ebenfalls verschiedene Workshops am Hof an. Eines der Highlights ist die Initiative "Umwelt:Spiel:Raum" des Landes OÖ, die heuer im Juni sogar zweitägig über die Bühne gehen wird. "Wir wollen damit vermehrt junge Leute für das Thema Natur begeistern", sagt Maria Schietz vom Unterkagerer-Team.
Mehr Infos: http://www.unterkagererhof.at
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.