"Pepi" Reiter
Einst bekam er die erste olympische Medaille im Judosport für Österreich
Josef "Pepi" Reiter aus Niederwaldkirchen erzählt von seinen Erfolgen als Judokämpfer und der Karriere als Trainer.
NIEDERWALDKIRCHEN (gawe). „Mein Nervenkostüm ist gut gestrickt. Mich bringt selten etwas aus der Ruhe. Ich wusste lang gar nicht, was Nervosität überhaupt ist“, antwortet der gelernte Landwirt auf die Frage: „Warst du vor einem Wettkampf je aufgeregt?“ Der Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn war zweifellos der dritte Platz im Halbleichtgewicht (bis 66 Kilogramm) 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles.
So holte er nach 20-jähriger Wartezeit das erste olympische Edelmetall für Österreichs Judoka. Dabei hatte Reiter nicht den direkten Weg gewählt, sondern es auf dem Umweg über die Hoffnungsrunde geschafft. Der Judoka nützte diese Chance, entschied zwei Kämpfe für sich und setzte sich im entscheidenden Duell um Bronze gegen den italienischen WM-Dritten Sandro Rosati durch. „Der Kampf endete mit 0:0, ohne Wertungen. Weil ich der aktivste Kämpfer war und die meisten Angriffe gestartet hatte, habe ich hauchdünn durch den Kampfrichterentscheid gewonnen“, schildert der 62-Jährige den größten Erfolg seiner Karriere.
Verletzungen inklusive
Dabei gab es auf dem Weg zur Bronzemedaille auch einen herben Rückschlag zu überwinden: „Fünf Monate vor den Spielen habe ich mir beim Training mit der Nationalmannschaft im Sprunggelenk drei Bänder gerissen“, berichtet er von einem großen Schock: „Ich dachte fast, es wäre aus. Irgendwie war die Verletzung aber auch nicht so blöd, weil ich damit für die Konkurrenten scheinbar komplett von der Bildfläche weg war. So konnte ich mich ganz ruhig auf die Olympischen Spiele vorbereiten.“ 1988 bereitete er sich auf die Spiele in Seoul in einem Kloster in Jugoslawien vor, schied jedoch wie in Moskau 1980 (Extraleichtgewicht, bis 60 kg) vorzeitig aus.
Ansehnliche Erfolgsbilanz
Neben seiner Olympiamedaille stehen aber auch noch großartige Erfolge bei den Europameisterschaften auf seiner Visitenkarte. Bei Weltmeisterschaften war das beste Ergebnis ein fünfter Rang. Täglich drei Stunden Training haben also Früchte getragen. Zum Drüberstreuen gab es auch noch einige Staatsmeistertitel mit seiner Mannschaft vom UJZ Mühlviertel. Einen Staatsmeistertitel holte er auch als Trainer seines Teams ins Mühlviertel. „Ich habe Platz gemacht für Jüngere“, sagte Reiter, als er vor drei Jahren seinen Trainerjob beendete. Er hat das Team seit 1995, mit Unterbrechungen in den Jahren 1999 und 2003, trainiert.
"Fotografisches Gedächtnis war Vorteil"
„Ich habe Gegner beobachtet, wie sie ein Problem lösen. Ich habe praktisch von der Tribüne aus 'mitgekämpft'. Mein fotografisches Gedächtnis war dabei immer ein großer Vorteil“, schildert er seinen Weg zum Siegen. Außerdem sei ihm seine bessere Kondition immer ein großer Vorteil gewesen. Ein guter Judoka könne rechts und links angreifen. Seinen Lieblingswurf, den Moroto seoniga (Mit beiden Händen Schulterwurf) konnte er allerdings nicht immer anbringen. Seine Gegner wussten das, und so versuchte er auch immer, einen anderen Wurf anzuwenden.
Judo als Lebensschule
Man darf nie überreagieren. Eine gewisse „Andächtigkeit“, eine gewisse Demut und Respekt vor dem Gegner sind wichtig. „Ich habe mehr Kämpfe verloren, als mir lieb war", sagt er. Umso großartiger war das Bad in der Menge nach einem Sieg: „Du stehst in einer bumvollen Halle und kommst dir vor wie in einem Theater vor großer Kulisse", erinnert sich der 62-Jährige an seine Erfolge.
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