„Manchmal brichst du bis über die Knöchel im Sand ein“

- Leben ist Bewegung.
- hochgeladen von Werner Gattermayer
Pfarrer Gerhard Kobler war beim "Marathon des Sables" und lief quer durch die Sahara-Wüste.
HASLACH (gawe). Zum 50er bekommen viele Menschen besondere Geschenke. Der Haslacher Pfarrer bekam vom Abt ein ganz spezielles: die Teilnahme am härtesten Lauf der Welt, dem „Marathon des Sables“ – 256 Kilometer durch die Wüste Sahara bei sengender Hitze.
Rad- und Bergtour
Lange Strecken aus eigener Kraft zu überwinden, sah der schnelle Diener Gottes immer schon als seine ganz besondere Herausforderung: eine Radtour von Haslach nach Gmunden, hinauf auf den Traunstein und zurück nach Haslach oder: mit dem Rad von Haslach bis zur Edelweißspitze auf dem Großglockner; jeweils an einem Tag. „Es geht hier nicht um die Zeit. Du musst nicht schneller sein, als die anderen“, schildert er diese Leistungen. 65 Stunden und zehn Minuten lang hat sich der Ordensmann heuer quer durch die marokkanische Wüste gequält: „Ich habe das nie als Wettbewerb gesehen.“
Stürmischer Beginn
„In der ersten Nacht hat uns ein Sandsturm das Zelt dreimal auf den Kopf gehauen. Am Start ist mir alles etwas unwirklich vorgekommen. Ich habe zehn Jahre lang von diesem Rennen geträumt“, hatte der 51-Jährige ein Gefühl von Respekt und Freude. „Du bist mit 1000 Leuten aus 40 Nationen unterwegs, die friedlich die ganze Woche miteinander verbringen. Auf der längsten Etappe, am vierten Tag über 84 Kilometer, war ich auch noch die halbe Nacht lang mit der Stirnlampe unterwegs." Einmalig dabei: die Wüstenerfahrung: "Allein in der Nacht – die absolute Stille. So etwas erlebst du sonst nirgendwo. Die Sterne kommen dir viel heller vor als daheim."
Läufer wurden sandgestrahlt
Ein Roadbook und angesprayte Steine sollen dabei helfen, die günstigste Route durch die Dünen zu finden. Tragfähiger Sand ist gefragt. Aber: „Manchmal brichst du bis über die Knöchel ein. Trotz Gamaschen hatte ich Sand in den Schuhen. Der Sand reibt dir die Haut auf. Von den kleinen Zehen hat es mir die Zehennägel abgehoben, an den Füßen hatte ich Blasen“, erzählt der schnelle Priester davon, dass Waschen nicht möglich war.
Selbstversorgung angesagt
Alles, was man vom Veranstalter kriegt, sind ein Zelt über dem Kopf und zehn Liter (warmes) Wasser am Tag. Zähneputzen ist da gerade noch drin. „Ohne dass du Durst hast, musst du ständig trinken – sonst kann es zu spät sein“, lernte er, Wasser wieder so richtig zu schätzen. Obwohl: „Manchmal träumst du von einem kalten Bier.“ Alles, was er an diesen sieben Tagen brauchte, musste er selber im Rucksack mitschleppen. Zehn Kilogramm waren es bei ihm.
Sonderbare Verpflegung
Unbedingt nötig sind Kompass, GPS Tracker, Rettungsdecke, Kochgeschirr, Lebensmittel für sieben Tage, ein (!) Paar Reservesocken. Das Menü sind 20 dag Müsli und Kakaopulver in der Früh, gesalzene Nüsse unterwegs und gefriergetrocknete Nahrungsmittel in warmen Wasser gequollen, abends. Etwa 2000 kcal muss man mithaben. Von 11 bis 16 Uhr hat es mehr als 40 Grad – allerdings eine trockene Hitze bei leichtem Wind. Nachts, wenn man geschlaucht im Zelt liegt, hat es dann 5 Grad.
Grenzen im Kopf
"Die natürliche Art der Fortbewegung sind die Füße – viele glauben, es sei das Auto und eine gewisse Leidensfähigkeit bei solchen gnadenlosen Rennen ist schon gefragt", so Kobler. Sein Resümee: "Du musst bereit sein, dich etwas zu quälen. Die Grenzen sind im Kopf. Der Körper schafft normalerweise viel mehr, als du glaubst. Wenn schon der Schmerz nicht dein Freund wird, musst du trotzdem mit ihm auskommen. Ich bin bereit, mich etwas zu plagen, auch wenn mir etwas weh tut. Du lernst, die Latte bei der Toleranzschwelle spielerisch etwas höher zu legen – auch als Schule fürs Leben. Nicht: 'Ich laufe, solange es mir gut geht', sondern: 'Ich will da durch'.“
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