Betriebsreportage in St. Johann
Hansinger wollen gute Bedingungen für künftige Generationen sichern

- Bezirksbauernkammerobmann Martin Mairhofer, die Seniorchefs Sepp und Agnes Weigl mit Anita und Johannes Schaufler und BBK-Dienststellenleiterin Elke Leitner (v. l.).
- Foto: MeinBezirk Rohrbach/Schütz
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Eine nachhaltige Bewirtschaftung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen, um auch künftigen Generationen gute Wirtschafts- und Lebensbedingungen zu sichern: Das ist das erklärte Ziel des Betriebs Schaufler vulgo Reindlsberger in St. Johann.
ST. JOHANN. In einer 60er-Zone, nicht einmal einen Kilometer vom Hansinger Ortszentrum entfernt, befindet er sich: der Betrieb der Reindlsberger. Den Innenhof zieren eine Rosenstaude, zahlreiche farbenfrohe Blumen und viele weitere blühende Pflanzen, die direkt aus dem Boden sprießen oder in einem Grander, einem Steintrog, gepflanzt sind. Steintische und Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und runden das Gesamtbild ab. Auch rund um das Haus befinden sich allerlei blühende Pflanzen. Die Fassade ist auffallend gelb gestrichen, und die Fenster sind mit einem dunkelroten Rahmen versehen. Ebenso vorhanden sind zahlreiche Obstbäume, ein Gewächshaus und ein kleiner Garten sowie ein "Krautland". Für eigenes Obst und Gemüse ist somit ausreichend gesorgt.

- Der Betrieb befindet sich in der Gemeinde St. Johann.
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Den Hof haben die beiden Seniorechefs Josef und Agnes Weigl vor drei Jahren an Tochter Anita Schaufler übergeben, welche diesen zusammen mit Ehemann Johannes – er ist in der voestalpine beschäftigt – bewirtschaftet. Schluss ist für die beiden Weigls jedoch nicht. Auch im Unruhestand packen sie noch kräftig mit an. Die Arbeit ist dabei genau aufgeteilt: Während sich Agnes und Anita um den Stall und die 32 Milchkühe kümmern, sind Josef und Johannes im Wald beschäftigt. Fad wird ihnen dabei nicht. Schließlich sind das 27,5 Hektar, die sie regelmäßig hegen und pflegen.

- Seniorchef Sepp Weigl mit Bezirksbauernkammerobmann Martin Mairhofer und Johannes Schaufler (v. l.) bei der Lagebesprechung im Wald.
- Foto: MeinBezirk Rohrbach/Schütz
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Plenterwald mit allen "Altersklassen"
Familie Schaufler verfolgt das Ziel, eine Dauerwaldstruktur durch Einzelstammentnahme zu etablieren. Dank gezielter Entnahme einzelner Bäume ist nahezu auf der gesamten Fläche eine baumartenreiche Naturverjüngung vorhanden. Doch was bedeutet das? "Durch die 'Samen', die abfallen, wächst schon die nächste Generation heran, obwohl der 'alte' Baum noch steht", informiert Johannes Schaufler. Fichten, Tannen, Buchen, Douglasien und Ahorn bilden hier den Hauptbestand des Waldes.
Regelmäßig und mit offenen Augen durch den Wald gehen, steht hier am Programm, damit sich der Wald auch weiterhin gut entwickelt. Wächst am Boden etwas? Dringt genug Licht durch? Sind die Bäume von Schädlingen, etwa von Pilzen oder dem Borkenkäfer, befallen? Haben die Bäume ausreichend Platz, um zu wachsen? All diese Kriterien sind für einen "gesunden" Wald ausschlaggebend. "Das Ziel ist es, einen Plenterwald mit allen 'Altersklassen' zu schaffen. Das erreichen wir, indem wir einzelne Stämme entnehmen, statt eine große Fläche kahlzuschlagen. Das ist auf lange Sicht das Gesündeste", erklärt Johannes Schaufler. Schwierig sei es hierbei, herauszufinden, welche Bäume umgeschnitten und welche gefördert werden sollen.

- Seniorchef Sepp Weigl mit Bezirksbauernkammerobmann Martin Mairhofer.
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Größere Herausforderungen gab es für die Hansinger schon einige. Dazu zählt unter anderem ein Sturmschaden im Jahr 1985, der 1.400 Festmeter forderte. "Vier Monate dauerte die Aufarbeitung. Dabei hatte ich einen 48-PS-Allradtraktor und eine drei Tonnen Seilwinde zur Verfügung", berichtet Seniorchef Josef Weigl. "Es folgten noch drei weitere Ereignisse mit Schadholzmengen von 500 bis 800 Festmetern. In Relation dazu ist der Borkenkäfer als gering einzustufen", so Weigl.
Im Jahr 2019 war der Wald der Hansinger von einem massiven Schneedruck betroffen. Die betroffenen Flächen präsentieren sich heute – sechs Jahre nach dem Schadereignis – durch Aufforstung mit Mischbaumarten und Naturverjüngung bereits wieder vollbestockt. "In den letzten Jahren wurde hier vorbildlich gewirtschaftet", betont Forstberater Stefan Stelzer, welcher sich bei einem Besuch gemeinsam mit Bezirksbauernkammer-Obmann Martin Mairhofer und BBK-Dienststellenleiterin Elke Leitner einen Einblick verschaffte. Seniorchef Weigl informiert in Zuge dessen außerdem, dass auf einer Fläche von zweieinhalb Hektar eine Bestandsumwandlung durchgeführt wurde. "Mit Zaununterstützung wurde auf einer Stelle eine Bestärkung mit 14 verschiedenen Baumarten erreicht", freut er sich.
Wohlbefinden und Leistung müssen passen
Für die Versorgung der 32 Milchkühe bewirtschaftet Familie Schaufler 36 Hektar Grünland sowie zehn Hektar Ackerland. Wenn es um das Wohlbefinden und die Leistung der Tiere geht, muss alles passen: "Da sind wir irrsinnig hoaglig", betont Betriebsführerin Anita Schaufler. Dass das zutrifft, zeigen die Zahlen. So lag beispielsweise die Zellzahl im letzten Jahr durchschnittlich bei 34.000 – was sehr wenig ist. Diese dient als Bewertungskriterium für die Rohmilchqualität. Anhand des Zellzahlgehalts der Milch kann die Eutergesundheit der Milchkühe beurteilt werden.
Großen Wert legen die Hansinger auch auf eine Bewirtschaftung ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger. So wird der Betrieb bereits seit 31 Jahren aus Überzeugung biologisch geführt. Zudem arbeiten die Hansinger mit Effektiven Mikroorganismen (EM). Diese sorgen unter anderem für natürlich gestärkte, robuste Pflanzen, die weniger anfällig für Schädlings- und Pilzbefall sind. Zudem wird dadurch die Geruchsbelästigung beim Ausbringen der Gülle reduziert. "Das macht wirklich einen großen Unterschied", betont Betriebsführerin Anita Schaufler.

- Bezirksbauernkammerobmann Martin Mairhofer, Forstberater Stefan Szelzer, Anita und Johannes Schaufler sowie die Seniorchefs Sepp und Agnes Weigl (v. l.).
- Foto: MeinBezirk Rohrbach/Schütz
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Weitere Zahlen und Daten
- Der älteste geschlägerte Baum war eine Fichte mit 250 Jahren
- Der größte Baum war ebenfalls eine Fichte, mit einem Alter von 85 Jahren, einem Stammdurchmesser von etwa 1,4 Metern und einerr Kubatur von zehn Festmetern.
- Für die Art der Bewirtschaftung wurde dem Betrieb im Jahr 2009 der Waldpreis des Landes OÖ verliehen.
- Durchschnittliches Alter der Bäume: 66 Jahre
- In den letzten Jahren wurde auf Initiative des Betriebsnachfolgers ein Wegnetz von mehr als einem Kilometer angelegt.
- Der Betrieb wird seit 1994 biologisch geführt.
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