Lehre mit Zukunft
"Was bei uns fehlt, ist Zuwanderung"
BEZIRK (alho). Die jährliche Lehrlingsmesse im Centro wird seit ihrem Start von der Bevölkerung gut angenommen, worüber sich auch Klaus Grad, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer, freut. Er bedauert allerdings auch den Rückgang der Lehrbetriebe im Bezirk.
„Wir haben laut aktueller Lehrlingsstatistik vom Dezember 2018 im Bezirk 260 Lehrbetriebe. Dies entspricht einem Minus von 15 Betrieben gegenüber dem Vorjahr. Ein Rückgang der Lehrbetriebe zeigt auch, dass große Firmen hinsichtlich Lehre mehr machen als kleinere. Kleinere bekommen letztlich schwieriger Lehrlinge oder gar keine passenden mehr und hören mit der Ausbildung auf." Die größte Herausforderung sei daher, kleinere und mittlere Betriebe für Aktivitäten zu gewinnen.
Pendler zurückholen
Die Bevölkerungsentwicklung erschwert für Grad das Problem: „Was bei uns fehlt, ist die Zuwanderung." Außerdem sei das Fernpendeln, das heißt über 20 Kilometer täglich, ebenfalls ein Mühlviertler-Problem der 20- bis 64-Jährigen. Die demographische Entwicklung zeigt zudem eine Überalterung der Gesellschaft im Jahr 2030. Um dem entgegenzuwirken, solle laut Grad eine kontinuierliche Bewusstseinsbildung für Jobs und Firmen in der Region und zugleich für die duale Ausbildung passieren. „Der Fachkräftemangel ist ein zunehmendes Thema“, so Grad weiter. Er erklärt den Begriff "Fachkräftemangel" differenzierter: „Häufig ist damit ein Mangel an ausgelernten Facharbeitern gemeint, aber auch Maturanten sind Fachkräfte. Viele der Maturanten studieren und die Quote wird immer höher.“
754 Lehrlinge im Bezirk
Die Lehrlingsanzahl ist wieder leicht gestiegen: 754 Lehrlinge gibt es aktuell im Bezirk – damit 13 mehr als im Vorjahr. Insgesamt werden in Österreich rund 200 Lehrberufe zur Ausbildung angeboten. Die Potentialanalyse ist laut WKO-Bezirksstellenleiter Grad ein neutrales Instrument, um Fähigkeiten und Neigungen zu entdecken. Es wird sehr gerne in Anspruch genommen. „Das Ergebnis wird dann mit Psychologen besprochen und es werden Gespräche mit Jugendlichen und Eltern geführt. Einerseits forcieren wir verstärkt die Lehre, andererseits kommt aber auch oft heraus, dass jemand zum Beispiel ein sehr guter Schüler ist“, informiert Grad, „Jugendlichen wird in jedem Fall das aufgezeigt, was für sie am besten passt – egal, ob Schule oder Lehre. Durch die Potentialanalyse werden sie bei der Wahl ihres Bildungsweges unterstützt.“
Anita Ehrenmüller aus St. Johann arbeitet im Sekretariat der Berufsschule Rohrbach, ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die beide einen Lehrberuf abgeschlossen und gleichzeitig eine Lehre mit Matura gemacht haben und die mit ihrer Berufswahl sehr glücklich sind. „Ich bin der Meinung, dass jeder, der für eine höhere bildende Schule geeignet ist, auch für eine Lehre qualifiziert ist. Dort gibt es die hervorragende Möglichkeit der Lehre mit Matura. Ich denke, die Lehre sollte ein fixer Bestandteil der Potentialanalyse sein und in der Beratung jedenfalls einer weiterführenden Schule gleichgestellt werden.“
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