"Am meisten berühren mich die Begegnungen mit den Menschen"
Anlässlich seines einjährigen Amtsjubiläums lud Erzbischof Franz Lackner zu einem offenen Pressegespräch und einem Rundgang durch seine Räumlichkeiten
"Ich bin oft gefragt worden, wie der Erzbischof wohnt und da habe ich mir gedacht, ich könnte ja eine Art Tag der offenen Tür machen und Sie durch meine Räumlichkeiten führen", begrüßt Erzbischof Franz Lackner die zahlreich anwesenden Journalisten. Bevor es in den zweiten Stock des erzbischöflichen Palais am Kapitelplatz geht, erzählt Erzbischof Lackner aber noch aus seinem ersten Jahr in der Erzdiözese Salzburg: "Ich treffe hier in der Erzdiözese auf sehr viel guten Willen, auf sehr viel Kompetenz und auf viele Impulsgeber und das sind die Begegnungen, die mich am meisten berührt haben, Begegnungen mit den Menschen."
Dass die Erzdiözese ein Haus für Flüchtlinge geöffnet hat, sein ihm persönlich eine große Freude, denn "das sollte uns als Christen schon auszeichnen, dass wir unsere Türen öffnen, für Menschen, die eine der schwersten Erfahrungen überhaupt machen mussten, nämlich ihre Heimat zu verlassen." Auch wenn hier einiges gelungen sei, so bleiben dennoch offene Fragen und auch Wünsche. "Das bringt natürlich auch Schwierigkeiten mit sich, und manchmal scheitert es an Kleinigkeiten, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen nicht gelingt." Konkret meinte Erzbischof Lackner, dass die Regelmentierung kleinster Details ein Hindernis für Menschen sein könne, die aus einem "Raum der Gesetzlosigkeit" zu uns kommen.
Um die Kirche und die Erzdiözese zukunftsfähig zu machen, will Lackner 2018 ein Diözesanforum veranstalten. "Für die Kirche ist es momentan nicht ganz leicht, und es gehört dazu, sich immer wieder seinen Standpunkt neu zu definieren, einen neuen Platz zu finden." Immer mehr Menschen seien der Meinung, sie könnten gläubig sein und dabei aber auf eine Institution wie die Kirche verzichten. Er selbst glaube nicht, dass das auf Dauer funktioniere und sagt: "Die Kirche ist sehr hilfreich bei den vielen Alltagsproblemen, die das Leben bringt. Und hier müssen wir uns mehr bemühen, damit diese Übersetzung von Glaube und Kirche in den Alltag gelingt."
Geübt werden müsse auch das Zugehen auf die "Brüder und Schwestern anderer Religionen" wie den Islam. Auf manchen Ebenen funktioniere das sehr gut, bei seinem Besuch der Sternsinger habe er gesehen, dass auch moslemische Mitbürger den Sternsingern die Tür öffneten und spendeten. Aber wir müssten uns angesichts der "Greueltaten von Paris" fragen, wo unsere Ängste seien. "Wir kennen den Islam überhaupt nicht, wir müssen uns fragen, wo wir uns besser informieren. Denn es besteht die Gefahr, dass wir den Islam auf den Extremismus reduzieren."
Keine große Hilfe habe die Kirche und insbesondere die Bischofskonferenz beim geplanten Fortpflanzungsmedizingesetz erfahren. Lackner kritisierte die kurze Begutachtungsfrist des Gesetzes. Dort solle der Wunsch "Ein Kind um jeden Preis" erfüllt werden, mache aber gleichzeitig die Tür zu "Bestimmte Kinder um keinen Preis" auf. "Da hätte ich mir mehr Zeit und vor allem einen breiteren Gesprächsprozess gewünscht, denn das Wohl des Kindes wurde hier nicht in Bedacht gezogen."
Besonders am Herzen liegt Erzbischof Lackner die Jugend, er plant sogar eine Fahrt mit Jugendlichen nach Brüssel, an der er selbst auch teilnehmen möchte. Das Projekt hat er als Weihbischof in der Steiermark begonnen, und jetzt machen die beiden Erzdiözesen das gemeinsam. Aber Lackner hat noch mehr Pläne: "In Salzburg haben sich 800 Jugendliche an der Aktion '72 Stunden ohne Kompromiss' beteiligt, es gibt das Projekt 'Base', bei dem Jugendliche für Jugendliche da sind und ich kann mir vorstellen, dass wir uns auch bei den Festspielen mit einer 'Ouverture spirituelle' einbringen, das wäre eigentlich ein aufgelegter Elfer."
Apropos Elfer: Ein Fixtermin in seinem Terminkalender ist das Spiel Red Bull Salzburg gegen Sturm Graz am 14. März in Salzburg.
Erbischof Lackner ist selbst begeisterter Sportler, ihm bleibt dafür aber nicht so viel Zeit, wie er das gerne hätte. "Mein Fahrrad steht immer noch im Keller, aber ich habe schon Anfänge beim Laufen gemacht. Das Salzachufer kennen ich mittlerweile schon ganz gut. Und seit neuestem habe ich mit Kieser-Training zum Muskelaufbau begonnen", erzählt er schmunzelnd.
Und wo holt sich ein Erzbischof spirituelle Kraft für seinen anstrengenden Job? "In der Einsiedelei Thierberg im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg."
Link zum Portrait von Franz Lackner (von Nadja Schilling, Bezirksblatt Kitzbühel):
http://www.meinbezirk.at/sankt-johann-in-tirol/chronik/der-suender-und-der-lieber-gott-d1210140.html
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.