Osterbotschaft
"Kirche muss für die Menschen lebensrelevant sein"
Dechant Alois Dürlinger über Hoffnung als "kostbaren Schatz" und über die Relevanz der Kirche für die Menschen.
SALZBURG. Das bevorstehende Osterfest stellt Pfarrer Alois Dürlinger, der für den Pfarrverband Salzburg-Mitte verantwortlich ist, unter den Begriff der "Hoffnung".
"Hoffnung ist oft Mangelware"
Dies sei es, was die Menschen in diesen herausfordernden krisenbehafteten Zeiten brauchen und was Ostern als Fest der Auferstehung näherbringen soll, so Dürlinger. "In unseren Gesprächen mit den Menschen spüren wir, dass die Hoffnung bei vielen geschwunden, zu einer Mangelware geworden ist. Die Krisen – Pandemie, Krieg in der Ukraine, aber auch die teuren Lebenskosten, die viele Menschen nicht mehr bestreiten können, haben uns mitten in unserem Frieden und Wohlstand getroffen. Ohne Hoffnung geht der Mensch ein wie eine Pflanze ohne Wasser. Die Hoffnung ist einer der drei kostbaren Schätze, die alle Widrigkeiten des Lebens überstehen – neben der Hoffnung sind es die Fähigkeit, zu glauben, und die Kraft der Liebe", erklärt Dürlinger. Dies gelte es zu Ostern zu vermitteln.
"Muss lebensrelevant sein"
Ob er eine Veränderung spüre, wie die Kirche von den Menschen wahrgenommen wird, ob mehr Menschen Trost und Halt suchen oder sich eher abwenden? "Wir erleben das ganze Spektrum. Von verbitterter Ablehnung bis zu hoffnungsvoller Hinwendung. Die Kirche muss für die Menschen lebensrelevant bleiben beziehungsweise wieder werden. Die Frage ist: Berührt die Kirche mein persönliches Leben oder ist sie zu oft mit sich selbst beschäftigt? Wenn die Menschen spüren, dass es um sie geht, dann bleibt die Kirche lebensrelevant. Ansonsten wenden sie sich ab. Wenn die Kirche nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden will, muss sie nah zu den Menschen kommen und ihnen in ihren drängendsten Fragen entgegenkommen", so Dürlinger, der für die Pfarren Gneis, Herrnau, Morzg, Nonntal und St. Paul verantwortlich ist, deutlich.
Gedanke des Teilens
Die Fastenzeit und Ostern seien auch gute Gelegenheiten, die eigenen Ansprüche zu überdenken, zu ordnen. "Wer denkt, die Fastenzeit erfülle sich darin, auf Süßigkeiten zu verzichten, verfehlt deren Sinn. Es geht darum, größer zu denken – nicht nur mit dem Verstand, sondern vor allem mit dem Herzen. Wir dürfen niemals die Bedrängnis und Not des Einzelnen kleinreden. Gleichzeitig muss uns bewusst sein, dass es wenige Flecken auf der Erde gibt, wo die Bedingungen so gut sind wie bei uns. Wenn man in den Norden Syriens schaut, ist man bedrängt von unfassbar Schrecklichem. Für uns gilt: schätzen und teilen. In Summe leben wir im Überfluss, aber die Güter sind ungerecht verteilt. Der Gedanke des Teilens, der Solidarität sollte uns in unserem Leben leiten", betont Dürlinger.
Einsamkeit als Form der Armut
Dass die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinanderklafft und die Armut bei vielen steigt, zeigt sich auch bei der Lebensmittelausgabe in der Pfarre Herrnau, die zwei Mal wöchentlich stattfindet.
"Begonnen haben wir im April 2020, da hatten wir 30 Abholungen in der Woche. Jetzt stehen wir bei 200 Abholungen pro Woche. Und wir sehen immer wieder neue Gesichter, Menschen, die sich nie gedacht hätten, dass sie jemals hier stehen würden", sagt Dürlinger.
Neben der finanziellen Not sei die Einsamkeit als "neue, äußerst schmerzhafte Form der Armut hinzugekommen". Dürlinger sieht es hier als wesentliche Aufgabe der Kirche, solidarisch nah an der Seite der Menschen zu sein. "Es braucht hier Ideen-Reichtum. Wir als Kirche müssen Orte der Begegnung schaffen, die Menschen einander näherbringen. Das sehe ich als große Aufgabe der Kirche", betont Dürlinger.
Einen Bericht zum Projekt "Armut teilen" findet ihr hier:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.