Teuerungen
"Kosten sind für viele Menschen nicht mehr stemmbar"

Allein von August auf September 2022 ist die Anzahl der Menschen, die sich an die Caritas- Sozialberatung gewandt haben, um 35 Prozent gestiegen, wie die Leiterin Melanie Fritzer (im Bild) informiert.  | Foto: Caritas Salzburg
3Bilder
  • Allein von August auf September 2022 ist die Anzahl der Menschen, die sich an die Caritas- Sozialberatung gewandt haben, um 35 Prozent gestiegen, wie die Leiterin Melanie Fritzer (im Bild) informiert.
  • Foto: Caritas Salzburg
  • hochgeladen von Lisa Gold

Immer mehr Menschen in Salzburg können die Kosten für das tägliche Leben nicht mehr bestreiten. Die Caritas rechnet in den kommenden Monaten mit einem weiteren Anstieg an armutsgefährdeten Salzburgern. 

SALZBURG. Heize ich meine Wohnung oder fülle ich den Kühlschrank? Mit dieser Frage sind angesichts der Teuerungen immer mehr Salzburger konfrontiert. Bei der Caritas Salzburg geht man davon aus, dass die Anzahl der armutsgefährdeten Salzburger noch um mehrere Prozent ansteigen könnte.

Starker Anstieg bei der Sozialberatung

Allein von August auf September 2022 ist die Anzahl der Menschen, die sich an die Caritas- Sozialberatung gewandt haben, um 35 Prozent gestiegen, wie die Leiterin Melanie Fritzer bestätigt.

"Wir gehen davon aus, dass sich diese Zahl weiter erhöhen wird. Die Heizsaison steht vor der Tür, ein Ende der Teuerungswelle ist nicht in Sicht. Einen hohen Anstieg verzeichnen wir auch bei den Erstkontakten: Drei Mal so viele Menschen wie im Vorjahr bitten zum ersten Mal um Unterstützung, oft, weil sie zu wenig verdienen, um unerwartete Ausgaben bezahlen zu können. Das sind Menschen, die Vollzeit arbeiten gehen, aber zu wenig verdienen, um Geld zurücklegen zu können. Wenn dann eine Jahresabrechnung von über 1.000 Euro hereinkommt und nichts Erspartes mehr auf dem Konto ist, wissen sie nicht mehr, wie sie das bezahlen sollen", schildert Fritzer.

Melanie Fritzer ist die Leiterin der Caritas-Sozialberatung. | Foto: Caritas Salzburg
  • Melanie Fritzer ist die Leiterin der Caritas-Sozialberatung.
  • Foto: Caritas Salzburg
  • hochgeladen von Lisa Gold

Höhe an Unterstützung steigt

Bereits jetzt ist angesichts der vielen Anfragen mit Wartezeiten von bis zu zwei Wochen zu rechnen. Laut Fritzer gestalten sich die Fälle heute auch sehr viel komplexer als noch vor ein paar Jahren.

"Eine akute Notsituation konnte man zuvor oft mit Lebensmittel- oder Kleidergutscheinen abmildern. Das reicht heute einfach nicht mehr. Die Höhe an Unterstützung steigt, gleichzeitig werden die Abstände, in denen die Menschen zu uns kommen, immer kürzer", erklärt Fritzer.

Vielfach betroffen sind Alleinerzieher, Mindestpensionisten, aber auch Familien mit mehreren Kindern. "In unseren Beratungen spüren wir den großen psychischen Leidensdruck der Betroffenen. Viele kommen auch erst dann, wenn die finanzielle Situation schon sehr kritisch ist und sie einfach keinen Ausweg mehr sehen", so Fritzer.

Braucht nachhaltige Lösungen

Einmalzahlungen vom Staat, wie der Klimabonus, seien vielfach nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und würden nur einen kurzfristigen Effekt erzielen. "Die Teuerungen treffen die Betroffenen jeden Monat und es ist kein Ende dieser Preissteigerungen in nahezu allen Lebensbereichen in Sicht. Es braucht nachhaltige Lösungen, damit die laufenden Kosten bezahlt werden können. Etwa eine Anpassung der Gehälter, eine Erhöhung der Pensionen. Die Politik ist gefordert, Lösungen zu schaffen, mit denen eine langfristige Stabilisierung möglich ist", fordert Fritzer.

Hohe Nachzahlungen bei Betriebskosten

Einen Zuwachs an Anfragen verzeichnet auch Thomas Neureiter, Leiter des Projekts "Armut teilen" der Erzdiözese Salzburg. Die gestiegenen Kosten für Energie, Strom und Lebensmittel seien auch hier großes Thema.

Thomas Neureiter von "Armut teilen" rechnet mit vielen Anfragen am Umverteilungstag in den Pfarren in der Stadt Salzburg.  | Foto: Lisa Gold
  • Thomas Neureiter von "Armut teilen" rechnet mit vielen Anfragen am Umverteilungstag in den Pfarren in der Stadt Salzburg.
  • Foto: Lisa Gold
  • hochgeladen von Lisa Gold

"Gestiegen ist sowohl die Anzahl der Haushalte, die wir finanziell unterstützen, als auch die Häufigkeit. Wir müssen auch zunehmend mit größeren Summen unterstützen. Wenn Menschen, die ohnehin nur ein sehr geringes Einkommen haben, dann plötzlich eine Betriebskosten-Nachzahlung in Höhe von 500 Euro begleichen müssen, dann geht sich das schlichtweg nicht mehr aus. Menschen, die früher drei Mal im Jahr zu uns gekommen sind, kommen jetzt fast jeden Monat. Das belastet die Menschen natürlich auch psychisch. Die Sorge, wie hoch die nächste Stromrechnung ausfallen wird, sorgt bei vielen für ein diffuses Unsicherheitsgefühl", sagt Neureiter.

Umverteilungstag in den Pfarren

Es brauche jetzt politische Antworten auf die Teuerungen.

"Zumindest für die untersten Einkommensschichten, da müssen die Richtsätze angehoben werden, etwa, was die Höhe des Arbeitslosengeldes betrifft", betont Neureiter.

Um akute Notsituationen zu entschärfen, findet am zwölften November in sechs Stadtpfarren wieder der "Umverteilungstag" statt, der vom Projekt "Armut teilen" initiiert wird. Das Motto dahinter ist so simpel wie sinnvoll: „Wer kann, der gibt, wer an der Armutsgrenze lebt, bekommt." An diesem Tag öffnen die Pfarren ihre Pforten, um hilfesuchenden Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Lebenssituation und ihre finanziellen Sorgen darzulegen. "Wir laden hier aktiv jene Menschen ein, die auch unterm Jahr zu uns kommen. Es ist ein bisschen so etwas wie eine vorweihnachtliche Unterstützungsaktion", so Neureiter.

Der Umverteilungstag sei aber auch ein Ausdruck des von Papst Franziskus jährlich ausgerufenen "Welttags der Armen" am 13. November. "Beim letzten Umverteilungstag konnte eine Summe von 48.200 Euro an 225 Haushalte mit weit über 500 Betroffenen umverteilt werden. Ich rechne für heuer mit einer ähnlich hohen Zahl an Anfragen", so Neureiter.

Die Caritas bittet die Bevölkerung für Menschen in Not zu spenden. 
Online über den https://wirhelfen.shop/schenk-einen-zuschuss-zu-energiekosten/ oder https://wirhelfen.shop/schenk-ein-heizpaket/ erfolgen oder per Überweisung:

Spendenkonto: 
Caritasverband der ED Salzburg
IBAN: AT11 3500 0000 0004 1533
Verwendungszweck angeben: Menschen in Not im Inland

Einen Bericht zum Caritas-Projekt "easy" könnt ihr hier lesen:

"Wir sind wie eine 'Tankstelle' für schwierige Zeiten"
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.