Gruseliges Salzburg
Streifzug durch finstere Gassen, wo Hexen brannten
Fremdenführerin Sabine Rath wandelt auf düsteren Wegen. Sie führt durch Salzburgs gruselige Seiten. Meist bei Vollmond. Sie betont jedoch, dass ihre Gruselführungen keinen "Halloween-Spuk" darstellten, sondern auf Wahrheit und Geschichte fußten.
SALZBURG. Der weiße Mond leuchtet hell über dem Kapitelplatz. Die Straßen sind beinahe leer. In der Festungsgasse, in der sich sonst die Besucher vor der Festungsbahn tummeln, warten die Teilnehmer der "Gruselführung" auf den Glockenschlag, der die achte Stunde ankündigt. Sabine Rath empfängt die Ankommenden mit schwarzem Hut und dunklem Cape.
Passend zum Thema, denn in den nächsten eineinhalb Stunden vermittelt die Fremdenführerin alles rund um die düstere Geschichte der Stadt. Die Steirerin und Wahlsalzburgerin seit 22 Jahren erzählt von Mord, Hexenverbrennung und Folter, die einst hier in der Mozartstadt stattgefunden haben.
Vom Friedhof zum Henker
Seit 17 Jahren führt Rath durch die gruselige Altstadt und beginnt beim Friedhof St. Peter. Nächster Stopp ist die Herrengasse, ein Henkerhaus, wo Rath über den Beruf informiert, der damals an die nächste Generation "vererbt" wurde.
Sie erklärt, dass mit achtzehn Jahren die Henker-Söhne auszogen, auf Wanderschaft gingen und sich eine Stadt suchten, um dort zu arbeiten. Damit sie auch Referenzen vorweisen konnten, wurde bereits im frühen Alter an Tieren geübt.
"Man hat geglaubt, dass in diesen Gassen die ‚Drud’ am Werk war." Sabine Rath
"Pro Stadt durfte nur eine Henkersfamilie vorkommen", erklärt Rath und gibt Einblicke in das Leben dieser Schicht und das damalige "Entertainment-Programm" in Salzburg.
Von der Drud zum Salzburger Rathaus
Weiter geht es zum Haus, wo einst der Arzt und Alchemist Paracelsus arbeitete. Und während der Salzburger Stier von der Festung brüllt, erzählt Rath die Sage von der Drud, einer Frau, die Säuglingen das Leben raubte und Männer verführte.
"Die Menschen haben das damals geglaubt und Gegenmittel erfunden: den Drudenfuß oder aufgehängte Mistelzweige." Es folgt der Residenzplatz, wo man auf dem ehemaligen Domplatz Skelette verscharrte, dann schließt die Führung am Rathaus.
Geschichte und keine Show
"Ich mache das das ganze Jahr über. Nur im Jänner und Februar gibt es nicht so viele Termine", so Rath, die gerne auch von Firmen gebucht wird. Mit ihren Führungen spezialisiert sie sich vorwiegend auf Salzburger.
Gerade jetzt rund um Allerheiligen sei die Nachfrage besonders groß. Lachend gibt Rath zu:
"Zu Halloween könnte ich mich vierteilen, um beim Thema zu sein" Sabine Rath
Sie betont jedoch, dass es bei ihr keine Führungen mit Geisterbegegnungen gebe, sondern die Inhalte auf historischen Tatsachen beruhen. Nur der Mond füge sich immer wie von Zauberhand. "Tatsächlich ist es so, dass die Termine von Voll- und Neumond oft auf meine Freitage treffen. Das war nicht geplant, aber ich liebe es, wenn der Mond über der Stadt strahlt."
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