Wenn Familie zum Angstfaktor wird

Unterstützen bei der Aufarbeitung von schrecklichen Erlebnissen: Sabrina Galler und Adele Lassenberger vom Kinderschutzzentrum.
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SALZBURG (lg). Die Zahlen sind alarmierend: Allein im Bundesland Salzburg werden pro Jahr 600 bis 700 Kinder und Jugendliche Opfer sexuellen Missbrauchs. Die Zahl jener, die von körperlicher oder seelischer Gewalt betroffen sind, ist noch weit höher. Noch einmal höher ist die Zahl der Kinder bzw. Familien, die eine schwere Krise durchleben und diese ohne professionelle Hilfe nicht lösen können – so die Fakten, die das Kinderschutzzentrum Salzburg kürzlich präsentierte.

Kontakt nach häuslicher Gewalt

Besonderen Fokus legt das Kinderschutzzentrum Salzburg dabei auf die Auswirkungen häuslicher Gewalt auf die Kinder. "Lange Zeit wurden Kinder, die Zeugen häuslicher Gewalt waren, nicht oder zu wenig wahrgenommen. In Fachkreisen wird mittlerweile aber kaum mehr unterschieden, ob die Kinder selbst misshandelt wurden oder Zeugen von häuslicher Gewalt geworden sind, da die Auswirkungen ähnlich sind. Sie sehen, wie der Vater die Mutter schlägt oder die Mutter sich einsperrt, sie hören Eltern schreien oder weinen", schildert Adele Lassenberger, Vorsitzende des Bundesverbands Österreichischer Kinderschutzzentren.

Familie als Bedrohung

Zudem bestehe die große Gefahr, dass Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, auch direkt von Gewalt betroffen sind. Speziell in diesen Fällen erfordert die Frage eines weiteren Kontaktes des Kindes zum gewalttätigen Elternteil Fingerspitzengefühl. "Man muss sich das so vorstellen, dass genau jene Person, die dem Kind Schutz gewähren soll, wenn es Angst hat, zur Bedrohung für das Kind wird. Die Familie, die für Sicherheit stehen soll, wird dadurch zum Stressfaktor Nummer eins", erklärt Lassenberger, die betont, dass der Erhalt der Familie oberstes Ziel ist.

Plötzliche Verhaltensänderung des Kindes

"Das Credo lautet Hilfe statt Strafe, wir erarbeiten mit den Betroffenen Konzepte für ein positives Miteinander und versuchen Empathie herzustellen und den Eltern aufzuzeigen, was es für ihre Kinder bedeutet", so Lassenberger. Was sich im Laufe der Jahre verändert hat, ist das gesellschaftliche Bewusstsein. "Es gibt heute kaum Eltern, die Gewalt verteidigen. Aber dennoch kommt sie leider vor", so Lassenberger. Kinder, die von Gewalt betroffen sind, erleben im Alltag bereits die kleinsten Dinge als Bedrohung. "Da reicht es, beim Uno-Kartenspiel zu verlieren und die Kinder erleben das als existenzbedrohend und schlagen auf ihre Spielkameraden ein. Der Großteil dieser Kinder kommt selbst aus Familien, wo Gewalt an der Tagesordnung ist. Wir hatten einen Fall, wo der Vater im Gefängnis saß, die Mutter wusste nicht, ob sie dem Kind die Wahrheit über den Vater sagen soll. Der ältere Bruder ist dann auch mehr und mehr auf die schiefe Bahn geraten, das Ganze ist ein Teufelskreis", erklärt Sabrina Galler, fachliche Leiterin des Kinderschutzzentrums Salzburg.
Doch woran kann man als Außenstehender erkennen, ob ein Kind von Gewalt betroffen ist? "Es sind meist starke Verhaltensauffälligkeiten, wenn das Kind sehr apathisch wird oder Zwänge, wie etwa einen Wasch-Zwang, entwickelt. Oder eine plötzliche Verhaltensänderung, wenn ein eigentlich ruhiges Kind auf einmal sehr quirlig wird", so Galler.
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