"Grenzgänger" Podcast
Wie man mit Aids, HIV und Schicksalsschlägen umgeht
Der Salzburger Christian Leser lebt seit 20 Jahren mit der Diagnose Aids und ist Organisator des Festes "Viva la Vida". Im neuen "Grenzgänger"-Podcast spricht er über seine Erkrankungen und warum er trotz alledem niemals seine Zuversicht verlor.
SALZBURG. Dass man den Sticker "Gib AIDS keine Chance" aufgrund der Pandemie verfremdet hat und man nun "Gib Gates keine Chance" lesen kann, findet Christian Leser "grauenvoll". Ebenso wenn im Fernsehen eine Sendung mit dem Titel "positiv" ausgestrahlt wird und es dabei inhaltlich um Corona und nicht um das HIV-Virus geht. "Es gibt nach wie vor HIV. HIV ist nicht tot, auch wenn viele glauben, dieses Virus gebe es nicht mehr."
"Die Menschen bringen das Wort ‚positiv’ mehr mit Corona in Verbindung als mit HIV" Christian Leser
Diskriminierung wegen Aids findet statt
HIV-positive Menschen erfahren oft aufgrund ihrer Krankheit eine Diskriminierung. Das reicht von Tratsch und Vorurteilen bis hin zum Jobverlust. Aus diesem Grund empfiehlt die Aidshilfe Salzburg allen Betroffenen, ihre Krankheit gegenüber dem Arbeitgeber zu verschweigen. Aber auch bei Ärzten können Vorurteile und Ablehnung entstehen: So musste Leser mit seiner Diagnose sieben Zahnärzte aufsuchen, bis ihn jemand behandeln wollte. Dabei sei HIV längst kein Todesurteil mehr.
HIV ist heute behandelbar
"Es gibt ungefähr 30 Therapien gegen HIV, die man kombinieren kann", weiß Willi Maier, Geschäftsführer der Aidshilfe Salzburg. Er erklärt: "Die Wirkung ist so gut wie immer die gleiche: Das Virus wird unterdrückt." Auch bei Leser helfen die Medikamente. Er lebt seit zwölf Jahren unter der Nachweisgrenze. Das heißt, er kann niemanden mehr anstecken.
HIV ist kein Todesurteil mehr
"Die Krankheit ist kein Todesurteil mehr", sagt Leser und betont, dass er sich an die "Regeln" halte. Er verzichtet auf Alkohol, übermäßigen Fleischkonsum und raucht nicht. Nur bei Süßem wird er schwach. Doch diese kleine "Sünden" macht er mit seiner positiven Einstellung wett. Der Pensionist ist sich sicher, dass man viel mit dem Kopf steuern kann. "Es gehört auf der einen Seite eine gewisse Disziplin dazu, auf der anderen Seite eine positive Einstellung, was das Wichtigste ist", behauptet Leser über den Umgang mit HIV und Aids.
Aids-Test hilft anderen Menschen
Durchschnittlich stecken sich täglich in Österreich eineinhalb Menschen mit HIV an. "Die meisten Menschen wissen erst sehr spät von ihrer Erkrankung", sagt Maier und erklärt, dass die Gefahr bei jenen liege, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind, denn sie können in der Zwischenzeit weitere Menschen anstecken, und das über Jahre hinweg. Und obwohl sich während Corona weniger Menschen auf HIV testen ließen, hätte es auch ein Gutes, wie Maier meint: "Durch Corona haben die Leute gemerkt, wie ein Virus funktioniert."
Trotz Krankheit optimistisch bleiben
Leser ist mit seinen 63 Jahren und seiner Krankengeschichte – zweimal Lymphdrüsenkrebs, Bypass-Operation, Aids – alles andere als ein "gebrechlicher" Mann. Der "Stehaufmann", der selbst zugibt, einen "Sturschädel" zu haben, zeigt sich kämpferisch und denkt immer optimistisch. Kraft geben ihm dabei seine Hunde und die Liebe zur Natur.
"Ich bin auf das, was ich geschafft und überlebt habe, stolz, und das schreie ich in die Welt hinaus" Christian Leser
Das von ihm organisierte Fest "Viva la Vida – es lebe das Leben" will für mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit werben. Es soll laut derzeitigem Stand wieder im Jahr 2022 stattfinden – coronabedingt könnte das Event allerdings wie bereits heuer verschoben werden. Aber Leser ist zuversichtlich. Er will anderen Menschen Hoffnung schenken und gibt ehrlich zu, dass – egal, was war – er nie auch nur einen einzigen Gedanken ans Aufgeben gehegt habe, denn dazu sei ihm "das Leben zu viel wert. Es gibt sicher den Moment, wo das Leben endet, aber bis dahin gilt: kämpfen!"
Aidshilfe Salzburg bietet Aids-Test an
Jeden Montag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr kann man sich in der Aidshilfe Salzburg (anonym) auf HIV, Syphilis und Hepatitis testen lassen. Zusätzlich bietet die Aidshilfe persönliche und telefonische Beratung sowie psychosoziale Betreuung an.
Hör dir auch diesen Podcast an:
Mehr Infos aus der Stadt Salzburg findest du >>hier<<
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