Projekt "easy"
"Wir sind wie eine 'Tankstelle' für schwierige Zeiten"
Im Beschäftigungsprojekt "easy" der Caritas Salzburg werden Jugendliche für den Einstieg in den Arbeitsmarkt gestärkt.
SALZBURG. Schwierige soziale Verhältnisse, psychische Belastungen und fehlende Tagesstruktur – die Probleme, mit denen die Jugendlichen, die zum Projekt "easy" der Caritas Salzburg kommen, konfrontiert sind, sind vielfältig.
In geregelten Tagesablauf finden
"Es sind junge Menschen, die in keiner Schule oder Lehrstelle angebunden sind, oft in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und schon mehrmals im Leben gescheitert sind, etwa durch einen Lehr- oder Schulabbruch. Bei uns finden sie die Möglichkeit, auf sehr niederschwellige Art einer Beschäftigung nachzugehen und so Schritt für Schritt in einen geregelten Tagesablauf hineinzufinden. Vor allem geht es um die Stärkung und Wertschätzung der Jugendlichen, damit sie Selbstvertrauen gewinnen und Perspektiven entwickeln", erklärt Bettina Wippel, die seit Februar 2021 Einrichtungsleiterin bei "easy" ist.
Produkte aus Holz und Textil
Jetzt feierte "easy" seinen zehnten Geburtstag – und genau so lange ist Wippel als Mitarbeiterin dort beschäftigt. Im "easy" lernen die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren, ihr Durchhaltevermögen auszubauen. Gearbeitet wird dort in der Werkstatt, mindestens eine Stunde pro Tag lernen sie gegen einen Stundenlohn von fünf Euro, sich im Holz- und Textilbereich kreativ zu betätigen und stellen Produkte wie Taschen, Stofftiere oder Aufbewahrungsboxen her.
"Die Jugendlichen können dabei selbst entscheiden, wie viele Stunden sie arbeiten, maximal sind es 15 Stunden in der Woche. Manche kommen sehr regelmäßig, andere sehen wir nur ein Mal im Monat, das ist sehr unterschiedlich und wir wissen nie, wer morgen kommt. Die Erfahrung zeigt, dass jene Jugendlichen, die schon länger zu uns kommen, dann öfter auch 15 Stunden in der Woche hier sind und bereits auf andere Perspektiven hinarbeiten, also in Richtung Eingliederung in einen Kurs des Arbeitsmarktservices, eine weiterführende Schule oder eine Lehrstelle. Die meisten jungen Menschen bei ‚easy’ sind aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder über Freunde zum Projekt gelangt, es gibt auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendcoaching", schildert Wippel.
Die Jugendlichen stärken
"Das Wichtigste ist, die Jugendlichen zu stärken, ihnen zu zeigen, dass sie etwas können, und positive Erfahrungen zu ermöglichen. Dann trauen sie sich weitere Schritte in Richtung Arbeitsmarkt zu. Rund zwei Drittel schaffen es, in den Arbeitsmarkt oder eine weiterführende Ausbildung zu wechseln", so die Einrichtungsleiterin.
Immer mehr Mädchen bei "easy"
Der Großteil der jungen Menschen kommt aus der Stadt Salzburg. Seit 2020 sind es immer mehr Mädchen, die an dem Projekt teilnehmen. "Heuer hatten wir zum ersten Mal mehr Mädchen als Burschen bei ‚easy’, aber den Trend verzeichnen wir eigentlich seit Ausbruch der Pandemie", sagt Wippel. Immer wieder würden auch ehemalige Teilnehmer zu Besuch kommen und von ihrem gelungenen Einstieg in das Berufsleben erzählen.
"Unser Fokus ist ein sehr positiver. Wir arbeiten mit den Ressourcen, die die Jugendlichen mitbringen. Zu sehen, wie sie dann dranbleiben und sich weiterentwickeln, ist für mich eine sehr schöne Bestätigung. Ich sehe das ‚easy’ wie eine Art Tankstelle, an der man auftanken kann und danach mit einem vollen Tank auch längere Wegstrecken schafft. Und wenn es dennoch zu einer Panne kommt, dann weiß man, dass man wieder zurückkommen kann. Dieses Gefühl wollen wir den Jugendlichen vermitteln", so Wippel.
Ein Interview mit Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt zum Thema "Kinderrechte" findet ihr hier:
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