Kija Salzburg
"Bei den Kinderrechten gibt es noch viel zu tun"

Die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt | Foto: Kija/Marco Riebler
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Die Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt fordert Gesundheits-Teams an allen Schulen.

SALZBURG. 30 Jahre Kinderrechte in Österreich, drei Jahrzehnte, in denen "viel Positives" vorangebracht wurde, ist Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kinder- und Jugendwanwaltschaft Salzburg (Kija) überzeugt. Aber dennoch sei es keineswegs an der Zeit, sich "auszuruhen". Zu viel gibt es nach wie vor zu tun, sowohl was die Schule als auch die psychosoziale Betreuung von Kindern und Jugendlichen und das große Thema der Kinderarmut betrifft, so Holz-Dahrenstaedt im Interview.

Rund um den Weltkindertag wurde auch Bilanz über 30 Jahre Kinderrechte in Österreich gezogen. Worin sehen Sie die größten Meilensteine?
Holz-Dahrenstaedt:
Der Grundsatz der gewaltfreien Erziehung wurde sowohl im schulischen als auch im familiären Bereich gesetzlich anerkannt. Dass Kinder nicht nur "blind gehorchen" müssen, sondern Menschen mit eigenen Rechten sind, nicht alles über ihren Kopf hinweg entschieden werden kann, sondern dass Kinder vielmehr ein Recht darauf haben, ihre Meinung zu äußern - das alles hat viel zu einem veränderten Denken in der Gesellschaft beigetragen.

Die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt | Foto: Kija/Marco Riebler
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Dennoch gibt es nach wie vor viele Herausforderungen. Sie sprechen von großen Lücken bei der psychischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Woran mangelt es hier?
Holz-Dahrenstaedt:
Ob in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, den Wohngemeinschaften oder der Kinder- und Jugendhilfe, überall herrscht ein großer Mangel an Fachkräften, die Kinder unterstützen, mit den Belastungen fertigzuwerden. Die Warteliste auf Therapieplätze ist lang und das Angebot an psychosozialer Unterstützung ist viel zu gering im Vergleich zur Nachfrage. Gerade Kinder und Jugendliche waren durch die Pandemie enorm belastet. Kontaktreduktionen, Abstand halten, Homeschooling, all das sind Dinge, die völlig kontraproduktiv für Kinder sind und die Auswirkungen auf die Psyche haben.

Wo müsste man ansetzen, um hier für Entlastung zu sorgen?
Holz-Dahrenstaedt:
Wir fordern schon lange eine echte Reform der Schule. Das beinhaltet eine stärkere Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Talente, eine Entrümpelung des Lehrplans und mehr Raum für informelles Lernen, wie etwa gemeinsame Projektarbeiten. Ganz zentral und dringend ist der Ausbau der psychosozialen Fachkräfte an Schulen. Es braucht Gesundheits-Teams an jeder Schule, mit Schulpsychologen, Gesundheits-Nurses und Sozialarbeitern. Und zwar als fester integrativer Bestandteil an jeder Schule und so niederschwellig wie möglich. In der Gesellschaft rückt angesichts der vielen Krisen und Herausforderungen die mentale Gesundheit immer mehr in den Fokus, da müssen wir ganz besonders die Kinder und Jugendlichen mitdenken.

Durch die Teuerungen in nahezu allen Lebensbereichen wird der Druck auf Familien weiter steigen. Kosten für Schule, Nachhilfe oder Exkursionen können viele Familien kaum mehr stemmen, die Kinderarmut ist im Steigen. Was fordern Sie als Kinder- und Jugendanwältin von der Politik?
Holz-Dahrenstaedt
: Empfehlungen zur Bekämpfung von Kinderarmut gibt es viele, ganz wichtig ist eine sogenannte Grundsicherung für alle Kinder. Es sollen auch die Richtsätze der Sozialunterstützung für Kinder angehoben werden, damit sie den realen Lebenserhaltungskosten entsprechen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.

Das Gefühl des "Nicht-Mithalten-Können" sorgt für enormen Druck in vielen Familien. Man geht arbeiten und trotzdem reicht das Geld nicht aus, um dem Kind den Schulausflug zu bezahlen. Laptop, Smartphone, Wlan in den eigenen vier Wänden, das wird heute mehr oder weniger vorausgesetzt, um schulische Aufgaben zu erledigen. Verursacht aber zusätzliche Kosten und ist für viele Familien nicht leistbar. Wir müssen hier also auch von einer Art "Technologie-Armut" sprechen. Bildung darf aber keine Frage der finanziellen Möglichkeiten der Eltern sein.

Einen Bericht zur "Schulsachen-Tauschbörse" findet ihr hier:

Reger Besuch bei der Schulsachen-Tauschbörse
Die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt | Foto: Kija/Marco Riebler
Die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt | Foto: Kija/Marco Riebler
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