Elementarpädagogen
Großer Personalmangel in Salzburgs Kindergärten
Öffentliche und private Träger von Kindergärten und Kleinkindgruppen kämpfen mit Personalmangel. Jetzt sollen der Umstieg für Quereinsteiger erleichtert und die Ausbildungsmöglichkeiten auf breitere Beine gestellt werden.
SALZBURG. Qualifiziertes Personal für Kinderbetreuungseinrichtungen zu finden, gestaltet sich immer mehr als Herausforderung. Es zeichnet sich ein Problem ähnlich dem Personalnotstand in der Pflege ab – betroffen sind sowohl private als auch öffentliche Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen.
Längere Öffnungszeiten erfordern mehr Personal
Darauf machte der ressortzuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) gemeinsam mit Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder, Erzdiözesen-Schulamtsdirektor Erwin Konjecic und der Leiterin des Kindergartenreferats der Stadt Salzburg, Monika Baumann, aufmerksam. Der Bedarf von berufstätigen Eltern nach Betreuung steigt schnell.
"Zwar nimmt auch die Anzahl an Elementarpädagogen zu, diese kann aber mit dem schneller steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen nicht Schritt halten. Aufgrund der sich verändernden Arbeitswelt sind viele Einrichtungen auch länger geöffnet, im Sommer gibt es kürzere Schließzeiten. Aber das spiegelt die Realität der Menschen wider und ist daher für mich diskussionslos", sagt Auinger.
Breitere Basis bei Ausbildung
Vor allem bei den unter Dreijährigen sei die Steigerung deutlich erkennbar, weist Baumann hin. "Seit 2018 gibt es im Bundesland eine Zunahme von 375 Kindern in 53 neuen Kleinkindgruppen. Jede Kleinkindgruppe benötigt wie jede Kindergartengruppe 1,5 bis zwei Pädagogen. Die Anzahl der Kinder ist mit acht dabei aber wesentlich geringer als im Kindergarten mit 22", erklärt Baumann. Insgesamt seien 380 Stellen in den 34 Kindergärten, 13 Horten und drei Kleinkindgruppen zu besetzen. "Wir haben heuer bereits 29 Personen eingestellt, dennoch fehlt derzeit Personal für 30 Stellen", so Baumann.
Ähnlich zeigt sich die Situation für den Schulamtsdirektor der Erzdiözese, Erwin Konjecic:
"Für unsere 21 Kinderbetreuungseinrichtungen suchen wir zwölf Fachkräfte in Voll- und Teilzeitanstellung. Für eingruppige Kindergärten bedeutet das, dass die Einrichtung im schlimmsten Fall vorübergehend oder ganz geschlossen werden muss", sagt Konjecic.
Ein Hebel, an dem gedreht werden soll, ist, die Ausbildungsmöglichkeiten auf breitere Beine zu stellen. "Viele entscheiden sich erst im zweiten Bildungsweg für die Elementarpädagogik, für diese Zielgruppe muss der Umstieg erleichtert werden, etwa durch Fachkräftestipendien", betonen Eder und Auinger. Zusätzlich müsse das Bachelorstudium Elementarpädagogik an der Pädagogischen Hochschule für alle Maturanten zugelassen werden. Derzeit ist dieses Studium nur für Absolventen der Privaten Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) möglich.
Ebenso müssten die Kapazitäten im berufsbegleitenden BAfEP-Kolleg ausgebaut werden. "Das Interesse daran ist groß. wir könnten in Salzburg doppelt so viele Schüler aufnehmen, die Kapazitäten für mehr Kollegklassen sind aber begrenzt", so Konjecic. Wichtig für Auinger und Eder ist es, mehr Männer für den Beruf zu begeistern. Der Anteil an Männern liegt hier bei zwei Prozent im Bundesland Salzburg. "Pädagogisch wäre eine größere Balance der Geschlechter bei den Betreuern sehr sinnvoll", so Auinger.
Mehr Männer für den Beruf begeistern
Mit lediglich zwei Prozent ist der Anteil an Männern, die in Salzburg in der Elementarpädagogik arbeiten, sehr gering. Vor allem im zweiten Bildungsweg würde hier die Chance vergeben, das pädagogische Personal noch vielseitiger zu besetzen und eine größere Balance der Geschlechter zu schaffen. Bernhard Auinger und Peter Eder fordern hier auch das Bildungsministerium auf, die Lehrpläne im Bereich der Elementarpädagogik diverser zu gestalten.
Ein junger Salzburger, der sich im zweiten Bildungsweg genau für diesen Weg entschieden hat, ist Patrick Schrattenecker. Er hat während der Corona-Pandemie seinem Job als Koch den Rücken gekehrt.
"Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, habe mich dann aber für eine Kochlehre entschieden. Die schwierige Zeit für die Gastronomie während der Pandemie habe ich als Chance gesehen, mich beruflich neu zu orientieren. Ich habe ein Praktikum in einem Kindergarten und danach die Studienberechtigungsprüfung gemacht. Derzeit absolviere ich das BAfEP-Kolleg und arbeite als Kindergartenhelfer im Kindergarten Stadtwerk Lehen", erzählt Schrattenecker.
Für den jungen Salzburger ist dieser Schritt auch mit finanziellen Einbußen verbunden. "Im Vergleich zu meinem vorherigen Job verdiene ich jetzt während meiner Ausbildung und der Arbeit als Kindergartenhelfer weniger, aber ich weiß, dass es ein schöner und wichtiger Beruf ist, den ich nun ausübe", sagt Schrattenecker.
Einen Bericht zum mobilen Bücherbus der Stadtbibliothek findet ihr hier
Mehr über die neue Sonderausstellung im Haus der Natur könnt ihr hier lesen
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.