Weihnachtsgeschäft
Sorge und Unmut bei vielen Händlern
Viele kleine Händler vermissen Chancengleichheit bei Sortimentsangeboten. Sie fürchten in diesem Jahr um ihr Weihnachtsgeschäft.
SALZBURG. Dass manche große heimische Supermärkte während des zweiten Lockdowns neben ihrem Lebensmittel-Sortiment auch Spielwaren, Elektroartikel und Blumen anbieten, stößt Harald Kratzer, Bezirksobmann des Wirtschaftsbundes Stadt Salzburg, sauer auf.
Güter des täglichen Bedarfs
Er verweist auf die Verordnung des Gesundheitsministeriums. "Demnach dürfen Geschäfte nur Waren anbieten, die dem typischen Sortiment entsprechen. Beim Lebensmittelhandel wären das etwa Lebensmittel oder Hygieneartikel – Güter des täglichen Bedarfs. Dass aber auch Spielwaren oder Blumen angeboten werden, ist für Händler, die sich auf eben diese Artikel spezialisiert haben, ein Schlag ins Gesicht, gerade jetzt im Weihnachtsgeschäft", sagt Kratzer.
Er fordert hier mehr Solidarität. "Die Supermärkte gehören sicher nicht zu den Verlierern der Covid-Pandemie, anders als die vielen Einzelhändler, die bereits im ersten Lockdown im Frühjahr schließen mussten", so Kratzer. Er geht davon aus, dass viele Konsumenten bereits jetzt ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen und nicht warten, bis der Handel Anfang Dezember – sofern die Infektionszahlen niedrig sind – wieder öffnen kann.
Kein Umsatz-Ersatz
Wenig nachvollziehen kann Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann die Kritik: "Wir verkaufen nur die Produkte, die wir typischerweise seit Jahrzehnten verkaufen. Die Kunden begrüßen dieses kleine Stückchen Normalität auch. Das ist auch deswegen wichtig, damit die Bevölkerung nicht ins Internet abwandert. Das ist nämlich die wirkliche Gefahr für die stationären Händler. Die anderen Händler bekommen zudem den Umsatz ja teilweise ersetzt, wir würden keinen Umsatzersatz bekommen", so Berkmann.
Angst um Weihnachtsgeschäft
Für den Spielwarenhändler Gerhard Thurner vom gleichnamigen Spielwarengeschäft in Maxglan ist die Situation ein "Déjà-vu-Erlebnis zum Frühjahr. Man hatte jetzt Monate Zeit, sich vorzubereiten und eine Verordnung zu gestalten, die hieb- und stichfest und ganz klar formuliert ist", ist Thurner verärgert. Dass die Regierung angesichts der hohen Coronazahlen handeln muss, sei für ihn absolut nachvollziehbar, dennoch "hätte es hier mehr Chancengleichheit gebraucht." Thurner selbst bietet zwar ein Online- und Lieferservice seiner Spielwaren an, dies sei jedoch nur bedingt hilfreich. "Gerade bei Spielwaren wollen die Kunden die Artikel in natura sehen, ausprobieren und durch das Sortiment schmökern. Auch die Beratung funktioniert online nur bedingt", so Thurner. Er hoffe jetzt auf die Treue seiner Stammkunden.
Online-Verkauf funktioniert nur bedingt
Dass Online-Angebote nur bedingt eine Alternative zum herkömmlichen Verkauf darstellen, sieht auch Norbert Größlinger, Senior-Chef von Blumen Neuhauser in der Imbergstraße, so. "Die Kunden möchten ja sehen, wie der Adventkranz aussieht, welche Farben Kerzen und Schleifen haben. Das funktioniert online nur in geringem Ausmaß", sagt Größlinger. Wenig Verständnis hat er dafür, dass in den großen Supermärkten sehr wohl Adventkränze und Blumen verkauft werden, die Blumengeschäfte ihre Waren jedoch nicht einmal zur Abholung bereitstellen dürfen. "Das ist eine Wettbewerbsverzerrung und trifft kleine Betriebe enorm. Wir mussten schon im Frühjahr schließen, da ist das Ostergeschäft eingebrochen, jetzt trifft es mit dem Advent unsere stärkste Zeit. Da muss man schauen, wie lange das kleine Betriebe noch aushalten", zeigt sich Größlinger besorgt.
Welche Bereiche der Stadtverwaltung im Lockdown-Modus sind, lesen Sie hier
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.