Personalmangel im Sozialbereich
Angebot für Jugendliche in Notsituation fehlt

Immer weniger Pinzgauer Familien erhalten Erziehungshilfe. | Foto: Symbolfoto: pixabay.com
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Experten sehen fehlendes Angebot für Pinzgauer Jugendliche in Notsituationen. Vor allem Krisenwohnplätze seien dringend notwendig.
 
PINZGAU. 2.662 Kinder und Jugendliche befanden sich 2021 salzburgweit in Erziehungshilfe, das ist ein Anstieg um 8,1 Prozent gegenüber 2020 – das geht aus dem Sozialbericht des Landes für das Jahr 2021 hervor. Während die Zahl an Erziehungshilfen in allen Bezirken gestiegen ist, sank sie im Pinzgau um 4,8 Prozent.

Personal im Sozialbereich fehlt

Das sei kein gutes Zeichen, heißt es von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn: "Im Pinzgau ist das dem fehlenden Personal geschuldet." 2017 wurden im Pinzgau bereits mehr Familien betreut als im Jahr 2021. In keinem anderen Bezirk gab es in diesen vier Jahren einen derartigen Rückgang.

Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfen, Stand: 19.07.2022 | Foto: Land Salzburg/Grafik
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Jugend bleibt trotz Problemen

Dass sich im Pinzgau ein "heftiger Personalmangel bemerkbar macht", bestätigt auch Roland Ellmer, Referatsleiter der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendämter) im Land Salzburg. "Das teilweise fehlende Angebot trägt zu den geringen Fallzahlen mit bei", bestätigt Ellmer: "Beispielsweise müssten Jugendliche aus dem Pinzgau, um in eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft zu ziehen, derzeit den Bezirk verlassen und würden so das soziale Umfeld verlieren. Das bewegt manche dazu, trotz prekärer Verhältnisse lieber bei den Eltern zu bleiben." Derzeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe um die Schaffung einer neuen Wohngemeinschaft mit Krisenwohnplätzen in Zell am See.

Derzeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe um die Schaffung einer neuen Wohngemeinschaft mit Krisenwohnplätzen in Zell am See. | Foto: Symbolfoto: pixabay.com
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Streetwork fängt akute Fälle ab

Bei Streetwork Pinzgau (Einrichtung der Caritas), zuständig für fünf Gemeinden im Bezirk, schlagen immer wieder Jugendliche auf, die akut Unterstützung brauchen würden. "Der Bedarf in unserer Region wird immer mehr", bestätigt Streetworkerin Jacqueline Leitinger. "Der Bezirk braucht dringend mehr Angebot für Jugendliche in Notsituationen, vor allem Krisenwohnplätze wären wünschenswert." Bei Bedarf versuche man bei Streetwork Pinzgau – in Absprache mit der Kinder- und Jugendhilfe – kurzfristig eine alternative Unterbringung aufzutreiben. "Das ist nicht immer einfach. Die Möglichkeiten sind begrenzt", sagt Leitinger, die mit ihrer Kollegin in den sogenannten "Szenepräsenzen" auf der Straße täglich viele Jugendliche antrifft.

Jacqueline Leitinger von Streetwork Pinzgau: "Ein Ausbau von Streetwork ist wünschenswert. Im Oberpinzgau wäre großer Bedarf da." | Foto: Johanna Grießer
  • Jacqueline Leitinger von Streetwork Pinzgau: "Ein Ausbau von Streetwork ist wünschenswert. Im Oberpinzgau wäre großer Bedarf da."
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"Streetwork sollte auf gesamten Bezirk ausgerollt werden"

"Auch unser Angebot müsste ausgeweitet werden. Im Oberpinzgau beispielsweise wäre großer Bedarf für Streetwork", sagt Leitinger, die sich wünscht, dass sich alle Gemeinden im Pinzgau an dem Streetwork Projekt finanziell beteiligen würden. "Aktuell können wir nur Jugendliche aus unseren fünf Gemeinden betreuen." Ob man für eine Ausweitung dieses Angebotes Personal mit entsprechender Qualifikationen finden würde, bleibt eine andere Frage.

"Mangel strukturell bedingt"

Der Pinzgauer Fachkräftemangel im Sozialbereich hänge mit hohen Wohnkosten und Abwanderung gebürtiger Pinzgauer in den Zentralraum zusammen, heißt es vom Land. Helfen könnte laut Ellmer z.B. ein Studiengang an der Fachhochschule für Soziale Arbeit, der direkt an die Matura anschließt.

Roland Ellmer, Referatsleiter der Kinder- und Jugendhilfe im Land Salzburg, bei der Kampagne "Gewaltschutz" des Landes im Juni 2021. | Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
  • Roland Ellmer, Referatsleiter der Kinder- und Jugendhilfe im Land Salzburg, bei der Kampagne "Gewaltschutz" des Landes im Juni 2021.
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"Derzeit ist die Ausbildung ausschließlich berufsbegleitend möglich", sagt der Referatsleiter der Kinder- und Jugendhilfe. "Dafür kämpfen wir schon lange. Auch über den Ankauf von 'Dienstwohnungen' im Raum Zell am See haben wir nachgedacht", sagt Ellmer.

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