Unsere Erde
Gemeinsam nutzen, statt allein besitzen
Zwei Forscherinnen der Fachhochschule Salzburg beschäftigen sich mit Commons (dt. Gemeingütern) als Ergänzung zum "grünen Wirtschaftswachstum".
SALZBURG. "Aktuelle Umstände wie die Klimakrise oder die Corona-Pandemie machen andere Denkmuster möglich und nötig", sagen Christine Vallaster, Professorin an der Fachhochschule Salzburg (FH) sowie fachliche Leiterin der Weiterbildung Kreislaufwirtschaft und Cornelia Huis, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt CE Responsible im Fachbereich Marketing am Studiengang Betriebswirtschaft an der FH Salzburg.
"Wirtschaft kann anders funktionieren"
"Für einige Wochen zeigte uns Covid-19, wie teilen, helfen und schenken wirken können", sagen Vallaster und Huis und führen als Beispiel den Online-Hackathon "Hack the Crisis" an, wo Ende März 500 Freiwillige an nur einem Wochenende insgesamt 52 Projekte und Lösungen in Kategorien wie "Wirtschaft", "Bildung", "Notfallhilfe" oder "Gesundheitswesen“ erarbeitet haben. Auf Basis dieser Corona-getriebenen Entwicklungen sei jetzt der richtige Zeitpunkt zu zeigen, wie Wirtschaft anders funktionieren könne, sind sich die Salzburger Wissenschaftlerinnen einig.
"Grünes Wachstum ist trotzdem Wachstum"
„Bei uns in den westlichen Industrieländern wird die Idee vom grüne Wachstum (Green Growth) aktuell als gangbarster Weg zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme angesehen. Dabei sollen neuentwickelte technische Lösungen den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ermöglichen. Bei diesem Ansatz für nachhaltiges Wirtschaften, bleibt aber dennoch das Ziel 'steigende Wirtschaftsleistung' aufrecht", erklärt Cornelia Huis, die auch Teilnehmerin an der Weiterbildung Circular Economy (dt. Kreislaufwirtschaft) der FH Salzburg ist. Dieses Konzept sei daher zu hinterfragen, weil steigende Wirtschaftsleistung meist mit steigender Produktion verbunden sei, was wiederum zu einer Übernutzung von Ressourcen, Umweltverschmutzung und sozialer Ausbeutung führen könne.
"Ich denke, dass wir anfangen müssen, wirtschaftlichen Erfolg anders zu definieren, so wie es z.B. die Holländer mit ihrer Doughnut-Economy machen."
Professorin Christine Vallaster
Gemeinsam kümmern und besitzen
Die kritische Auseinandersetzung mit der Idee vom grüne Wachstum hat die beiden zu den sogenannten "Commons" geführt (dt. Gemeingut). Commons sind gemeinsam hergestellte, gepflegte und gemeinsam genutzte Produkte oder Ressourcen unterschiedlicher Art. "Commons zeigen uns, dass nicht jeder alles selbst besitzen muss, um es nutzen oder konsumieren zu können", so Vallaster.
Gemeinsamer Gemüsegarten
Beispiele für Commons in Salzburg könnten Grünflächen sein, die von den Bürgern selbst aktiv gestaltet werden können. Innerhalb der Stadt könnte ein Gemeinschaftsgarten entstehen auf dem Lebensmittel angebaut werden. Basierend auf dem Verständnis der Permakultur könnte hier jeder, der Interesse hat, mitarbeiten und mitgestalten.
Zusammengehörigkeitsgefühl steigt dadurch
„Es gibt einige wissenschaftliche Abhandlungen darüber, dass gerade in Krisenzeiten die Etablierung von Commons sehr gut funktioniert“, so Huis. "Es ist anzunehmen, dass Commons zu einer höheren Identifikation mit der eigenen Stadt führen, das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern, soziale Ungleichheiten abfedern und gemeinsames Lernen fördern", fügt Vallaster hinzu. Gemeinsam haben die Bezirksblätter und die FH Salzburg das Projekt "Naturwiese" ins Leben gerufen. Corona-bedingt musste es allerdings ins Jahr 2021 verlegt werden. Generell sei die Zeit in Salzburg reif, sich dem Thema Commons zu widmen. Unternehmen und Landwirte, die z.B. an Gemeinschaftsgärten Interesse hätten, können sich jederzeit bei der FH melden und bei uns Infos einholen, lädt Professorin Christine Vallaster ein. (christine.vallaster@fh-salzburg.ac.at)
Ein erfolgreiches Beispiel aus Salzburg: Seit zwei Jahren bietet das Walser Biobauernpaar Rosina und Georg Feldinger interessierten Städtern die Möglichkeit ihr Gemüse selbst zu ziehen.
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