Europa und wir
Europa nach Corona – Neustart oder Comeback
Salzburg lädt im September zum 17. Europe Summit ein. Teilnehmer aus 25 Ländern werden erwartet. Sie diskutieren über das Comeback Europas nach der Krise.
SALZBURG. Der Vorsitzende des Instituts der Regionen Europas (IRE), Franz Schausberger, lädt zum 17. "Salzburg Europe Summit" ins Kongresszentrum Salzburg ein. Das Thema des Summit lautet "Europa und Frieden – das Comeback Europas". Teilnehmer und Interessierte aus 25 Ländern werden erwartet.
"Vieles ist nicht mehr richtig gelaufen"
"Nach eineinhalb Jahren Pandemie und ihren gravierenden gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesundheitlichen Auswirkungen, ist es dringend notwendig, die richtigen Schritte für ein Comeback Europas zu setzen", sagt der ehemalige Salzburger Landeshauptmann, Franz Schausberger. „Comeback“ begreift der Sonderberater der Europäischen Kommission nicht als Rückkehr zur Vor-Corona-Zeit. "Vieles in unserer Gesellschaft ist schon damals nicht mehr richtig gelaufen – ich denke an Klima- und Umweltschutz. 'Comeback' meint also mehr ein solches im erweiterten Sinn", so der Salzburger Politiker.
Geladene Experten werden vom 26. bis 28. September 2021 im Salzburg Congress zu folgenden Themen diskutieren:
- Westbalkan-Erweiterung: Sackgasse oder freie Fahrt?
- Demokratie und Freiheit im Europa nach Corona
- Wirtschaft, Arbeit und Finanzen: Schafft Europa den Neustart?
- Green Deal – Frieden mit der Natur
- Corona: Von der Landflucht zur Stadtflucht?
- Mobilität und Tourismus ohne offene Grenzen?
- Meeting des Sotschi-Dialogs: Österreich – Russland Wirtschaftsdialog auf regionaler Ebene
Herr Schausberger, vor einem Jahr habe ich Sie gefragt, was Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung der Corona-Situation für die EU sei. Sie haben gesagt: "Die Bewältigung der Zeit danach". Wie gelingt das?
FRANZ SCHAUSBERGER: Dass wir uns "nach Corona" befinden, kann man noch nicht sagen. Die EU hatte zu Beginn gute Absichten, zum Beispiel Masken und Impfungen zentral einzukaufen und diese fair zu verteilen. Das ist nicht gelungen, weil das bürokratische System der EU ein Hindernis war. Der Weg bis zur Entscheidung ist in der EU zu lange. Daraus muss man für künftige Krisen lernen. Was die EU aber über den Aufbaufonds an finanzielle Unterstützung für die Mitgliedsstaaten aufgestellt hat, war bemerkenswert. Auch der Druck auf die Mitgliedstaaten, Regionen in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, wo das Geld eingesetzt werden soll, war wichtig.
Nach dem Corona-Ausbruch haben alle Staaten ihre Grenzen dicht gemacht. Ist das die EU der Zukunft – wieder in Nationalstaaten fragmentiert?
FRANZ SCHAUSBERGER: Keinesfalls. Wir müssen die krisenfreie Zeit dazu nutzen, diese Situation zu evaluieren, damit das in Zukunft nicht mehr so passiert. Die Maßnahmen unter den Mitgliedstaaten müssen besser abgestimmt sein. In solchen Krisen muss die EU mehr Möglichkeiten haben, zu koordinieren und Maßnahmen zu setzen.
Ein Dialog des Summit beschäftigt sich mit Demokratie und Freiheit in Europa nach Corona. Häufig wurden die Corona-Maßnahmen als Einschnitte in Demokratie und Freiheit gesehen. Wie stehen Sie dazu? Hätten wir mehr dagegen aufbegehren müssen?
FRANZ SCHAUSBERGER: Das Aufbegehren, z.B. mittels Demonstrationen, ist in Österreich moderat verlaufen, weil Österreich moderate Maßnahmen gesetzt hat. Die einschränkenden Maßnahmen waren notwendig, müssen aber sobald wie möglich wieder zurückgenommen werden – ich denke, das wird auch der Tenor des Panels beim Summit sein.
Der Summit greift auch für die Salzburger Regionen relevante Themen auf – beispielsweise, ob die Landflucht durch die Krise zur Stadtflucht wird. Zeigt sich dieses Phänomen in der gesamten EU?
FRANZ SCHAUSBERGER: Der Trend ist wahrscheinlich bei uns sogar noch moderater, weil bei uns alles noch recht kleinstrukturiert ist. Das enge Zusammenleben in Großstädten wurde in der Krise als Bedrohung gesehen und die Menschen erkannten die Vorzüge des Landes. Schnell zeigte sich aber – und das auch bei uns –, dringender Aufholbedarf in den ländlichen Regionen. Die Probleme sind überall ähnlich: Es fehlt an schnellem Internet, guter digitaler Infrastruktur, öffentlichen Verkehrsverbindungen, ausreichender Kinderbetreuung, medizinischer Versorgung und an raumordnerischen Maßnahmen gegen den Bodenverbrauch. Das Panel zeigt konkrete Möglichkeiten für die Regionen über bestehende Projekte auf.
Auch der Dialog "Tourismus nach Corona", ist salzburgrelevant. Die Frage ist, wollen die touristischen Regionen Europas diesen grenzenlosen Tourismus überhaupt wieder zurück?
FRANZ SCHAUSBERGER: Wir haben jetzt die Gelegenheit darüber nachzudenken, ob wir den Massentourismus, Kurzstrecken- und Billigflüge oder Businessreisen als Selbstzweck wieder zurückwollen. Gezeigt hat sich in der Krise: Die engere Umgebung ist für Urlaube wieder attraktiv geworden. Dazu passend, ist auch das Interesse an den regionalen Produkten, der Kultur und den Werten der Urlaubsdestination gestiegen. Im Dialog stellen wir die Frage, wie dieser Trend nachhaltig funktionieren kann. Wir werden von einem Konzept zur Besucherstromlenkung aus Kroatien hören und die Schlösserstraße aus der Steiermark kennenlernen. Es kommen also praktische Anregungen.
Mehr zum Summit:
Wer am Europe Summit teilnehmen möchte, kann sich bis zum 17. September anmelden. >>HIER<< Die Diskussionen werden übersetzt und können durchwegs auf Deutsch verfolgt werden.
Die gesamte Konferenz kann außerdem in mehreren Sprachen im Livestream mitverfolgt werden. >>HIER<<
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