Psychologie / LGBTIQA*
Muss ich meine sexuelle Orientierung preisgeben?

Muss ich mich outen, dass ich schwul, lesbisch, bisexuell oder pansexuell bin?

Nein, denn ob ich einem anderen Menschen meine sexuelle Orientierung oder sexuelle Identität mitteile oder nicht, ist meine persönliche Entscheidung. Auch das nicht-Mitteilen ist somit ein Menschenrecht. Ein Muss dazu darf es nie geben.

Das Recht auf Verschwiegenheit
Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Sie Ihre sexuelle Orientierung nicht preisgeben oder sich outen müssen, wenn Sie schwul, lesbisch oder bisexuell sind.


Film: "Rosa von Praunheim outet homosexuelle Promis"

Andere Menschen zwangszuouten oder ihre sexuelle Orientierung weiterzuerzählen ist eine Form von psychischer Gewalt und ein Übergriff auf deren Personenwürde. Rosa von Praunheim ist hier ein Musterbeispiel für die repressive Entsublimierung. Ein Zwangsouting ist aber etwa bei Politiker*innen oder Prominenten legitim, wenn diese in der Öffentlichkeit homophob oder trans*phob auftreten.

Der Druck, sich outen zu müssen - die repressive Entsublimierung

Heute leben wir in einer Gesellschaft, die oft (schamlose) Offenheit erwartet und Menschen geradezu unter Druck setzt, persönliche und intime Details preiszugeben. Früher gab es mehr Tabus und Verbote und Menschen wurden oft Schuldgefühle gemacht. Seit den 1970er Jahren hat sich zum Glück vieles gebessert, und wir haben mehr persönliche und juristische Freiheiten, wenn es um sexuelle Belange, Partnerschaften und die sexuelle Identität geht.

Allerdings lässt sich auch ein starker Trend beobachten, den man in den Sozialwissenschaften als „repressive Entsublimierung“ bezeichnet. Dieses hochtrabende Wort bedeutet der Zwang, sich frei zu geben und frei zu zeigen (ohne es innerlich zu sein) und beschreibt eine Haltung, die das Gegenteil von personaler Freiheit darstellt. So wird man als junger Mensch oft schief angesehen, wenn man behauptet, nicht auf Sex zu stehen oder sich noch nicht bereit für Sexualität zu fühlen. Mitunter drohen diesem jungen Menschen sogar Stigmatisierung und sozialer Ausschluss. Oder es gibt die gesellschaftliche Erwartung, sich als schwuler Mann/lesbische Frau/bisexueller Mensch zu outen, „Farbe zu bekennen“, an Gay-Prides teilzunehmen und sein privates Innenleben der Öffentlichkeit preiszugeben. Mit der Freiheit ist es da nicht immer weit her, und so werden neue Zwänge geschaffen.

Immer wieder lerne ich Menschen kennen, die diese gesellschaftliche Erwartung zum Coming-Out stresst und unter Druck setzt. Hier gilt es dann therapeutisch zu bergen, was das authentische Bedürfnis der betroffenen Person ist.

Ein sich-Mitteilen kann zwischenmenschliche Beziehungen vertiefen

Noch einmal: Ich kann mit mir und der Welt zufrieden sein und meine Homosexualität/Bisexualität oder trans*Identität voll akzeptieren. Ob ich diese jedoch anderen Menschen mitteile, sollte immer meine ureigene und authentische Entscheidung sein. Natürlich kann das sich-Mitteilen Vorteile bringen, etwa eine Vertiefung zwischenmenschlicher Beziehungen, aber ich sollte mich hier nicht nach den Erwartungen der Gesellschaft richten, sondern mich immer fragen, ob eine Mitteilung privater und persönlicher Belange für mich überhaupt stimmig ist.

Die sexuelle Orientierung fällt unter den Datenschutz

Nicht umsonst gilt die sexuelle Orientierung und Identität einer Person als streng vertrauenswürdig. Sie wird rechtlich geschützt und fällt unter den Datenschutz. Vergessen wir auch nicht, dass das Gefühl der Scham eine wertvolle Funktion hat, nämlich den Schutz der Personenwürde, immerhin ist es auch nicht erstrebenswert eine „schamlose Person“ zu sein.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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