Psychologie
Wie verhalten sich narzisstische Väter?

Wie bedürftige kleine Buben im Kindergartenalter

Väter mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen verhalten sich oft wie kleine bedürftige Buben im Kindergartenalter und eifern mit dem/der Neugeborenen um die Gunst und Aufmerksamkeit der Partnerin. Sie sind extrem bedürftig und gekränkt, wenn das Baby mehr Aufmerksamkeit als sie selbst erhält. Sie sind eifersüchtig auf ihr Kind, und nun wird deutlich, dass der narzisstische Partner in seiner Frau eine mütterliche Versorgerin sieht. Eine Partnerschaft auf selber Augenhöhe zwischen zwei erwachsenen Eltern ist nur schwer möglich.

Rückzug durch Mauern, Schweigen oder Fremdgehen

Der narzisstische Mann tut sich äußerst schwer, die Vaterrolle anzunehmen und ist zutiefst verletzt, weil seine Partnerin als frische Mutter nun ihre ganze Mütterlichkeit und Fürsorge dem Baby zukommen lässt. Sie ist nun mehr Mutter für ihr Kind und weniger Partnerin. Auch als Sexualpartnerin fällt sie oft oder ganz aus. Der narzisstische Vater ist jedoch aufgrund seiner Störung nicht fähig oder bereit, sich mit seiner eigenen Not und seinen Schattenseiten konstruktiv auseinanderzusetzen. Oft zieht er sich dann zurück, mauert oder geht fremd, sucht sich außereheliche Affären, One-Night-Stands oder besucht ein Bordell, um seine innerseelische Krise abzuwehren. Dieses Fremdgehen ist ein verzweifelter Copingmechanismus, welcher die Partnerschaft und Elternschaft massiv gefährdet.

Die Sucht nach der Dyade

Narzisstische Menschen wollen eine allumfassende Zweierbeziehung. Werden sie Väter, dann wird aus der Dyade eine Dreierbeziehung, und die gesamte Partnerschaft konstituiert sich neu. Es ist ein mühsamer aber gesunder Prozess, diese Veränderung und Triangulierung anzunehmen, sich als Partner weiterzuentwickeln, zu wachsen, den Verlust der Dyade zu betrauern und in die Vaterrolle hineinzuwachsen. Mit dieser Herausforderung sind narzisstische Männer jedoch nur allzu oft überfordert.

Die Not der Mütter

Die Not der frisch gebackenen Mutter ist nun groß: Sie hatte sich von ihrem Partner Unterstützung, Hilfe und Beistand erwartet, nun hat sie in ihm ein zweites kleines, leicht kränkbares und bedürftiges Kind. Nicht selten beginnt nun die Partnerschaft zu kriseln, und die Eltern bleiben oft nur noch des Kindes wegen zusammen.

Der narzisstische Vater auf neurotischem Niveau

Bei einer narzisstischen Neurose ist die oben geschilderte Psychodynamik weniger starr und rigide ausgeprägt. Väter auf neurotisch-narzisstischem Niveau sind zwar auch schnell gekränkt, haben aber viel mehr Einsicht in ihr Leiden, können sich rascher davon distanzieren und sich auch bei der Partnerin entschuldigen. Eine Selbstdistanzierung ist ihnen gut möglich, da diese Männer einen durchschnittlich guten Zugang zu ihren gesunden Bedürfnissen haben und auch schwierige Emotionen besser aushalten können. Oft können sie dann in die Vaterrolle hineinwachsen und sich zusammen mit ihrer Partnerin weiterentwickeln.

Ein gesunder Vater oder durchschnittlich narzisstischer Mann wird auf Schuldzuweisungen verzichten oder diese relativieren und sich dafür im Nachhinein entschuldigen. Er ist darum bemüht, eigene Anteile an Konflikten zu verstehen, persönliche Schwächen zu ergründen, Verbesserungsvorschläge für die Partnerschaft und Elternschaft einzubringen, alternative Verhaltensweisen auszuprobieren und an sich selbst zu arbeiten. Er hat auch die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und sich in seiner Persönlichkeit zu entfalten.

Er kann mit Konflikten besser umgehen, angemessen trauern und Kränkungen schnell verarbeiten. Er liebt seine Partnerin und seine Kinder meist um ihrer selbst willen, bleibt auch nach einem Streit und nach Konflikten in der Beziehung, kritisiert konstruktiv und kann seine Schwächen und seine Hilflosigkeit besser aushalten, ohne gleich in blindes Agieren zu kommen.

Ein durchschnittlich gesunder Mann kann mit seinem Schmerz, seinen Kränkungen und Verletzungen umgehen, ohne sich diese Gefühle wegzuerklären, zu rationalisieren oder abszuspalten. Er missbraucht seine Partnerin nicht als Mutterersatz. Er hat keine Angst vor der Sexualität und den sexuellen Bedürfnissen seiner Frau, wie das bei Männern mit Persönlichkeitsstörungen oder Bindungsstörungen oft der Fall ist. Er muss sich und seiner Partnerin nichts beweisen, um Aufmerksamkeit heischen oder darum kämpfen. Er steht zu seinen Gefühlen, Bedürfnissen, Emotionen und zu seiner Meinung, ohne Angst zu haben, deshalb verlassen zu werden.

Film: "6 Signs that You Have Narcissistic Parent"

Dieser Film richtet sich an die Kinder narzisstischer Väter.

Der Vater mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung jedoch ist die Psychodynamik viel zu stark, sodass in der Regel keine Selbstreflexion und Selbstdistanzierung möglich ist. Hier ist dann in der Wahrnehmung des Vaters an allem die Partnerin oder das Kind Schuld. Die eigene Störung wird projektiv an ihr bekämpft. Schwierige Emotionen können gar nicht ausgehalten werden und müssen gleich verdrängt oder abgewehrt werden. Auch der Zugang zu den authentischen Bedürfnissen ist verschüttet. Oft spüren diese Männer sich selbst gar nicht, weshalb sie ja permanent die Bestätigung von Außen benötigen.

Bei der Persönlichkeitsstörung manipulieren narzisstische Männer ihren Partnerinnen oder Kindern massive Schuldgefühle. Sie können sich nicht von diesem übergriffigen Verhalten distanzieren, ziehen sich zurück, strafen mit Liebesentzug oder reagieren in Konflikten völlig unangemessen und übertrieben, mitunter auch mit körperlicher Gewalt.

Die ver-rückte Normalität und Verstrickungen

Oft sind Frauen mit ihren narzisstischen Männern sehr verstrickt. Oder die Abwertungen und psychischen Übergriffe sind schon so sehr zur perversen Normalität und zum Alltag geworden, dass den betroffenen Partnerinnen der Narzissmus und die psychische Gewalt gar nicht mehr auffallen. Mitunter glauben sie ihren Männern irgendwann, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimme und dass sie selbst schuldig seien. Sie übernehmen im Laufe der Zeit die verzerrte Realität ihres Mannes. Die narzisstische Pathologie überträgt sich auf die Partnerin, und diese übernimmt nun viel zu viel Verantwortung und fühlt sich permanent schuldig.

Hier kann eine distanzierte Beobachterperspektive helfen. Fragen Sie sich immer wieder:

  • was würde ich einer guten Freundin raten, die mit einem derartigen Mann zusammen wäre?
  • welches Verhalten würde ich von einem gesunden erwachsenen Mann und dem Vater meines Kindes erwarten? Verhält sich mein Partner so? Wie hoch ist hier die Diskrepanz?
  • Wofür hat mein Partner Verantwortung? Wo gibt mein Partner Verantwortung ab? Wo spielt er mir (nicht gerechtfertigt) die Verantwortung zu? Wo und wie manipuliert er mir Schuldgefühle?

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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