Predigt von Sabine Pesendorfer

„Bitte kann ich das haben?“

Die Sonntagspredigt für den 16. Oktober stammt von Sabine Pesendorfer, Wortgottesleiterin und Begräbnisleiterin in Ohlsdorf, und beschäftigt sich mit Lukas 18, 1-8.

SALZKAMMERGUT. Waren sie schon einmal mit einem Kind einkaufen? Dann haben sie mit Sicherheit das schon erlebt: „Bitte, kann ich das haben? Bitte, bitte!“ Und trauherzige Augen sehen mich an. Krampfhaft suche ich dann nach Ausreden. Aber sie gibt nicht auf! „Ich wollte das immer schon haben. Ich versprech´s dir, ich bin auch ganz brav! Biiiiiitte!“ Wie kann ich da nein sagen? Im heutigen Evangelium geht es auch um ein hartnäckiges Bitten. Jesus schildert uns ein Gleichnis von einer Witwe und einem Richter. Witwen waren damals nicht unbedingt alte Frauen. Es gab viele die jung waren. Normalerweise hatte eine Witwe keinerlei Rechte. Sie war auf sich allein gestellt. War arm, bedeutungslos, auf Almosen angewiesen und schutzlos allem und jedem ausgeliefert. Niemand setzte sich für sie ein. Doch einer dieser Witwen geht vor Gericht und klagt ihr zustehendes Recht ein. Vermutlich geht es um eine Erbangelegenheit. Diese Witwe hat nichts mehr zu verlieren. Im Gericht steht sie einem Mann gegenüber! Einem Richter! Und ein Richter ist mächtig, er kann sich alles erlauben! Er hat viel Macht und Einfluss! Sein Wort ist Gesetz. Was er sagt geschieht! Jeder ist ihm ausgeliefert. Und gerade dieser Richter ist korrupt und ungerecht. Er will ihr nicht helfen.

Ist das gemein!

Ja, das Leben ist oft hart und ungerecht! Aber Jesus sagt uns mit dem Gleichnis: „Gib nicht auf! Sei mutig!“ Die Witwe gibt nicht auf! Immer und immer wieder bedrängt sie den Richter! Sie ist mutig und hartnäckig, denn sie will etwas haben. Und der Richter? Er wollte nicht nachgeben, doch dann wird es ihm zu viel. Er ist genervt von ihr und will seine Ruhe haben. Außerdem fürchtet er, dass die Witwe handgreiflich wird. Er lässt sich umstimmen. Hättest du gedacht, dass diese schwache Frau es schafft, obwohl alles so aussichtslos schien? Und warum erzählt uns Jesus dieses Gleichnis? Er will uns sagen, dass alle zu ihrem Recht kommen, die Tag und Nacht zu Gott rufen oder die ihn innigst um etwas bitten.

Haben wir Rechte vor Gott?

Jesus sagt ja! Also momentan fällt mir nicht ein, was ich für ein Recht haben könnte. Geht’s dir da auch so? Doch Jesus sagt es uns immer wieder: durch ihn haben wir ein Recht auf Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Wir haben das Recht auf Vergebung unserer Sünden, wir haben das Recht auf Auferstehung und dürfen weiter leben! Und das Schönste, wir haben das Recht einen liebenden Vater zu haben, denn wir sind alle seine Kinder. Aber wenn wir etwas wollen hilft nicht das drängende Bitten bei Gott. Das hast du sicherlich auch schon erlebt. Du betest immer und immer wieder. Aber nichts passiert. Es scheint Gott hört mich nicht. Aber Gott handelt. Wie Gott unsere Gebete und Bitten erhört und uns damit Recht schafft, das ist seine Sache. Geben wir nur nicht zu schnell auf. Gott führt uns auf verschiedene Wege und für jeden Menschen hat Gott andere Wege. Das andauernde Beten, die innigsten Bitten zu Gott können dazu führen, dass ich Kraft erfahre. Kraft, die Welt mit den Problemen auszuhalten. Darum ist es wichtig mit Gott zu reden, so wie es die hartnäckige Witwe gemacht hat. Und dann wird der Menschensohn Glauben bei uns vorfinden, wenn er kommt. Darum lasst uns nicht müde werden, immer wieder Gott um etwas zu bitten, für uns und für andere.