Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 13. März von Christa Recheis-Kienesberger
Die Predigt für den 2. Fastensonntag, 13. März, stammt von Christa Recheis-Kienesberger: „Zum Augenblicke möcht ich sagen: Verweile doch, du bist so schön“
(Goethe, Faust II).
PINSDORF. Das Evangelium des 2. Sonntags in der Fastenzeit von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor hat eine bestürzende Aktualität. Jesu Freunde dürfen miterleben, wie in ihm einen kurzen Augenblick lang das Licht Gottes aufleuchtet, dass seine Kleidung weiß wie Schnee wird und sie hören eine Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“
Auf Jesus hören?
Die Freunde Jesu haben seine Botschaft lange genug gehört und seinen Umgang mit den Menschen seiner Zeit erlebt, um zu wissen: auf ihn hören heißt, seine Botschaft der Liebe nicht nur weitergeben, sondern leben – heißt, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, auch denen, die keine Anerkennung finden – heißt, radikal für alle da zu sein, denen das Leben übel mitspielt.
So weit, so gut.
Menschlich, allzu menschlich
Und was fällt den Freunden Jesu bei diesem sogenannten Verklärungserlebnis ein? Sie möchten Hütten bauen, sie möchten was Bleibendes schaffen – sie möchten das bewahren, was sie gerade erleben. Eigentlich sehr verständlich, sehr sympathisch. Wer möchte das nicht, dass Augenblicke des Glücks Bestand haben. Das war damals nicht anders wie heute. Das beschwört auch Goethe in seinem berühmten Zitat. Auch wir wollen Häuser für die Ewigkeit, wir wollen Dauer für unseren Wohlstand, wir wollen ein Leben in Frieden auf ewig - für alle oder zumindest für uns. Wir glauben manchmal fast, das Glück gepachtet zu haben, weils schon so lange dauert. Und eine Pandemie weckt in vielen nicht etwa Solidarität, sondern den Schrei nach Fortdauer des gewohnten Lebens.
„Dass nichts bleibt, wie es war“ (Hannes Wader)
Wir erleben im Moment ziemlich hautnah eine der schlimmsten humanitären Katastrophen seit langem. Menschen, die nur wenige hundert Kilometer von uns entfernt ein ruhiges Leben geführt haben, sind jetzt auf der Flucht in ein ungewisses Morgen. Oder sie kämpfen in ihrem Land einen zermürbenden Kampf gegen einen mächtigen Gegner, der vor nichts zurückschreckt. Es gibt jetzt viel Hilfsbereitschaft und Solidarität – und hoffentlich bleibt das so. Aber die Pandemie und der Krieg in der Ukraine machen uns in bestürzender Weise klar: das mit dem Hütten bauen und das Glück konservieren ist ein Wunschdenken, das an der Radikalität des Evangeliums vorbeigeht.
Was Jesus vorgelebt hat: der wichtigste Moment ist JETZT, der wichtigste Mensch ist der, der gerade meine Hilfe braucht und es ist unser Auftrag als Christinnen und Christen, dass wir da sind, wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, wenn nichts bleibt, wie es war.
Die Predigt stammt von Christa Recheis-Kienesberger von der Pfarre Pinsdorf.
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