Die Maßstäbe Gottes
Predigt für 23. Oktober von Christa Recheis-Kienesberger

Christa Recheis-Kienesberger | Foto: Pfarre Pinsdorf
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Die Predigt für Sonntag, 23. Oktober, stammt von Christa Recheis-Kienesberger. Sie ist Religionslehrerin und Gottesdienstleiterin in der Pfarre Pinsdorf. Die Predigt beschäftigt sich mit der Frohen Botschaft: Lk 18, 9 – 14.

SALZKAMMERGUT: In der Frohen Botschaft dieses Sonntags geht ein Schriftgelehrter in den Tempel und bedankt sich herzlich bei Gott, dass er nicht so ist wie andere Leute. Er ist kein
Räuber, kein Gottloser, kein Ehebrecher und schon gar nicht wie der Zolleinnehmer, der weiter hinten ebenfalls im Tempel betet. Und der Gelehrte betont auch noch, wie viel er den Armen gibt, um Gott zu gefallen. Anders der Zolleinnehmer, der ja einer verachteten Gesellschaftsschicht angehört: Er bittet Gott um Vergebung, weil vieles in seinem Leben schief läuft. Jesus meint, dass der Zolleinnehmer eigentlich Gott näher steht und ihn besser begriffen hat als der selbstgerechte Schriftgelehrte. Die Maßstäbe Gottes sehen anders aus als unsere.

Betrifft diese Botschaft auch uns?

„Zufällig“ fällt diese Botschaft heuer auf den Sonntag der Weltkirche – früher hieß dieser Tag „Weltmissionssonntag“ und es gibt immer noch viele, denen dieser Begriff sehr gefällt. Mission – das war schon was. Wir in der entwickelten ersten Welt konnten uns rühmen, bestens Bescheid zu wissen in Lebens- und Glaubensdingen. Drum ging es uns so gut, wir konnten uns viel leisten und mehrmals im Jahr haben wir halt für die armen Negerlein gespendet, wie das in meiner Kindheit so schön hieß. Da gab es so kleine Spardosen, die ein schwarzes Kind darstellten, in die wir als Kinder einen Schilling (heute ca. 7 Cent) hineinschmeißen konnten und dann nickte das kleine Negerkind dankbar.
Mittlerweile sind wir uns nicht mehr ganz so sicher, ob wir unseren Wohlstand wirklich nur unserer eigenen Tüchtigkeit verdanken. Viele Länder des Südens stöhnen über die gewissenlose Ausbeutung, mit der wir Braven, Frommen und angeblich Zivilisierten die sogenannten Entwicklungsländer beglückt haben. Entwicklung war jahrzehnte- wenn nicht jahrhundertelang die Entwicklung hier bei uns hin zu immer mehr Konsum, zu immer mehr Reichtum. Abgeholzte Regenwälder, brandgerodete Nutzflächen, räuberischer Abbau von Edelmetallen – wen kümmert`s? Wir stehen vorne im Tempel und wir leben nicht in den abgeholzten, brandgerodeten, ausgebeuteten Gebieten dieser Erde. Doch die Maßstäbe Gottes sehen anders aus.

Wo stehen wir?

Immer noch gefallen wir uns darin, in der Kirche vorne zu stehen wie der Schriftgelehrte in der Geschichte Jesu und uns zu rühmen, weil wir mit den sogenannten Wilden wenig bis gar nichts gemein haben. Noch immer glauben wir an einen Gott, der mit den Tüchtigen ist und dass alle, denen es schlecht geht, eigentlich selber schuld sind an ihrer Not. Und es daher gar nicht verdient haben, von Gott beachtet zu werden. Wie eben der Mann in der Geschichte, der sich ganz hinten im Kirchenraum hinstellt, weil er sich unwürdig fühlt im Angesicht Gottes.
Wollen wir wirklich diejenigen sein, die von sich glauben, besser zu sein, weil es uns besser geht?
Jesus ist vor mehr als 2000 Jahren gegen diese Überheblichkeit angetreten. Er hat der Geschwisterlichkeit das Wort geredet und dem Eintreten für eine Welt, in der die Menschen das teilen, was uns als Geschenk zugefallen ist. Die Schöpfung gehört allen und vielleicht werden wir irgendwann munter und beginnen zu teilen. Im Vertrauen darauf, dass Gott alle Menschen seiner Erde als seine Kinder betrachtet. Dann werden wir vielleich den Maßstäben Gottes gerecht. Schön wärs.

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