Martina Kronberger im Gespräch
Das verzerrte Wahrnemungsbild der Landwirtschaft
Massentierhaltung, strapazenreiche Tiertransporte, Klimasünder. Begriffe die gerne mit der Landwirtschaft in Verbindung gebracht werden und so in den meisten Köpfen ein negatives Bild erzeugen. Doch trifft das überhaupt auf die Situation zu?
ST. KONRAD. Den Fehler den vermutlich die meisten Menschen machen ist, dass sie die globale Landwirtschaft mit der österreichischen in einen Topf werfen und so viele Irrtümer entstehen. In Österreich gibt es eine kleinstrukturierte Viehhaltung. Ein österreichischer Betrieb hat im Durchschnitt nur 24 Rinder (Info: Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus).
"Zilli, Fani und Sassi – nicht Massentierhaltung. Ein Betrieb, bei dem nicht jede Kuh einen Namen hat ist die Ausnahme", ist auch Martina Kronberger überzeugt. Sie ist Landwirtin in St. Konrad.
Branche unter Preisdruck
Diese Tatsache ist aber in Gefahr. Preisdruck durch Handelsketten und steigende Importe lassen heimische Kleinbetriebe verschwinden. Förderungen für diese Betriebe werden kritisiert, da das EU-Budget durch Agrarausgaben nach der Meinung vieler zu sehr belastet wird. Der Trend geht Kronberger zufolge in eine bedenkliche Richtung: "Lieber Handelsabkommen mit amerikanischen Ländern knüpfen, denn die helfen der Industrie und bringen Geld in die Kasse."Der Amerikaner fahre wiederum einen Volkswagen und österreichische Betriebe und deren Qualitätsstandards gehen zu Nichte. Denn ohne Gentechnikfreien Getreideanbau, Spritzmittelverbote, S-Klasse Qualität bei Milch, Spaltenbodenverbot bei Schweinen und Bewirtschaftung von Steilflächen lässt sich viel billiger produzieren. Selbst mit langen Transporten und deren Kosten sind die Preise im Supermarkt für den Käufer noch einiges attraktiver. "Dazu ein kurzer Denkanstoß: Tiere können billiger lebend transportiert werden, da dann keine Kühlung der Fracht notwendig ist", so Kronberger weiter.
Ihre Prognose: "Die österreichischen Betriebe mit den Bäuerinnen und Bauern, die meist mit Leidenschaft bis zu 70 Stunden in der Woche arbeiten, sind dadurch in Gefahr." Vor allem, weil die Bevölkerung auch die österreichische Landwirtschaft mit den oben genannten Begriffen in Verbindung bringt und so keine Unterstützung als notwendig gesehen wird.
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