Weisses Rössl holt Lehrlinge aus Griechenland
AMS und Hoteliers rekrutieren griechische Jugendliche für Tourismus-Jobs im Salzkammergut.
ST. WOLFGANG/ATHEN. Im Salzkammergut fehlen Lehrlinge. Speziell der Tourismus klagt seit Jahren über Personalmangel. Nicht einmal mehr das altehrwürdige Weisse Rössl ist davor gefeit. Als vor Kurzem eine Lehrstelle ausgeschrieben wurde, fand sich trotz saftiger Draufgabe – das Rössl wollte die Kosten für den Führerschein des Lehrlings übernehmen – kein einziger Bewerber.
Das lässt Rössl-Wirtin Gudrun Trutmann-Peter am Arbeitswillen des heimischen Nachwuchses zweifeln: "Im Tourismus muss man noch wirklich arbeiten und das ist offensichtlich nicht interessant. Scheinbar geht es der Jugend zu gut", beklagt Trutmann-Peter. Nachsatz: "Schade eigentlich. Denn wir bieten einen sicheren Arbeitsplatz". Derzeit bildet das Weisse Rössl noch zwölf Lehrlinge in acht Berufen aus. In den besten Zeiten waren es aber auch schon 25.
"Offensichtlich hat die Lehre heutzutage einen geringeren Stellenwert als die Schule", mutmaßt AMS-Chefin Jacqueline Beyer und verweist auf die 136 offenen Lehrstellen im Bezirk. Seit Jahren versucht man beim AMS, diese Kluft mit Kursen und Programmen zu überbrücken – mit endenwollendem Erfolg. Der Personalbedarf nach Lehrlingen und Tourismusfachkräften steigt stetig.
Griechen-Rekrutierung
Doch statt der heimischen Jugend sollen nun Kellner und Köche aus Griechenland angeworben werden. AMS-Chefin Beyer und Alt-Rössl-Wirt Helmut Peter – die Ideengeber der Griechenland-Aktion – brechen in vier Wochen zur Vor-Ort-Rekrutierung nach Hellas auf.
Dort läuft bereits ein Auswahlverfahren des griechischen Arbeitsamtes, das eigens eine Salzkammergut-Jobbörse eingerichtet hat. Wie viele Arbeitskräfte – also Lehrlinge und touristische Fachkräfte – in Summe angeworben werden sollen, steht noch nicht fest. Aber alleine das Weisse Rössl will mindestens sechs Lehrlinge nach Österreich holen. Als Qualifikation gilt Deutsch in Wort und Schrift als Voraussetzung. "Das ist mit den griechischen Behörden so vereinbart", sagt Beyer.
Im Salzkammergut stößt der "Beyer-Peter-Plan" bei Hoteliers und Gastronomen auf großes Echo. Sieben weitere Betriebe haben bereits Bedarf angemeldet. Unter anderem hoffen der Gasthof Bader in Laakirchen, die Hotels Hornspitz Gosau und "Das Traunsee", der Goldene Ochs, die Go-gosau Almhütte und die Gasthöfe Sonnenalm und der Kirchenwirt auf griechische Arbeitskräfte.
Zur Sache: Arbeitsmarkt
Derzeit sind 53,8 Prozent der 15 bis 24-jährigen Griechen arbeitslos. Das sind 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In Österreich stieg die Arbeitslosigkeit auf 4,5 Prozent (EU-Definition). Im Bezirk waren Ende September 1579 Personen arbeitslos gemeldet (753 Frauen, 826 Männer), um 151 Personen mehr als im Vergleichszeitraum September 2011. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,7 % deutlich unter der Österreichquote von 6,1 Prozent (Österreich-Definition). Die Vormerkdauer der arbeitslosen Personen liegt mit 78 Tagen um vier Tage unter dem Vorjahreswert. Ein enormer Zuwachs ist bei den offenen Stellen zu verzeichnen. Es gibt um 189 mehr offene Stellen als im Vorjahr. Auch offene Lehrstellen gibt es im Bezirk um 46 mehr als im Vorjahr. Aktuell gibt es 136 offene Lehrstellen im Bezirk Gmunden – jedoch nur 58 Lehrstellensuchende.
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