Friedrich Posch: "Möchte Mitbürger zur Eigeninitiative ermuntern"

Friedrich Posch ruft zur Eigeninitiative auf. Mott: "Ich muss es tun, dann wird es besser". | Foto: Privat
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GOSAU. Seit Anfang Jänner ist Friedrich Posch Gosauer Bürgermeister. Die BezirksRundschau sprach mit ihm über aktuelle Projekte, politische Ziele und was die größten Zukunftsherausforderungen der Welterbe-Gemeinde sind.

BEZIRKSRUNDSCHAU: Sie sind seit 8. Jänner Bürgermeister von Gosau – wofür steht Friedrich Posch?
POSCH: Für kontinuierliche Verbesserung und positive Weiterentwicklung in allen Bereichen. Zum Beispiel in den Bereichen Tourismus, Wohnen, Verkehr, Arbeitsplätze, Bildung, Sicherheit, Kultur, Gemeinschaft, Gesundheit, usw.
Als Bürgermeister muss ich mich für alle Bereich interessieren, die es ausmachen, dass Gosau eine attraktive Gemeinde ist und bleibt – für die Einwohner und Gäste.

Was sind die wichtigsten Projekte, die derzeit in Gosau umgesetzt werden?
Da ist auf dem Wirtschaftssektor das "Leading Familyhotel Resort Dachsteinkönig" zu nennen. Mit 480 Betten und 120 Arbeitsplätzen bringt es das, was wir in Gosau besonders brauchen: Auslastung der bestehenden touristischen Infrastruktur, neue Arbeitsplätze, Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen und nicht zuletzt auch mehr kommunale Einnahmen.
Mit dem neuen Hotel und der bestehenden Hotelerie, den Privatzimmern und der Gastronomie können Seilbahnen, Heimathaus, Hallenbad, Urzeitwald, Rodelbahn, Almhütten und Ausflugsziele der ganzen Region auf einen besonderen Aufschwung hoffen.
Nicht ganz so spektakulär, aber nicht weniger zukunftsweisend ist der Zubau der Gosauer Schulen. Der ist praktisch fertig und bietet jetzt die modernsten Möglichkeiten für unsere Volksschüler und die Schüler der Neuen Musik-Mittelschule. Diese Investition steht für unser Engagement im Sinne der Familien. In Sachen Nachmittags- und Ferienbetreuung sind wir in Gosau unbestrittene Vorreiter.

Neben den offensichtlichen Bau-Projekten (wie z.B. Hotelbau) gibt es ja auch noch weitere Großprojekte, die von der Öffentlichkeit oft nicht so wahrgenommen werden, oder?
Kommunale Projekte wie die Renaturierung und Hochwasserertüchtigung des Gosaubaches im Bereich Vordertal werden oft erst geschätzt, wenn der Ernstfall eintritt. Dann geraten sie rasch wieder in Vergessenheit. Aber übersehen wir bitte nicht, dass es hier um die Sicherheit geht. Die Hochwassersituation 2002 und 2013 hat meinen Vorgängern und der WLV (Wildbach und Lawinenverbauung, Anm.) Recht gegeben, dass sie dieses Projekt gestartet haben. Es hat sich 2013 bewährt und steht vor der Gesamtfertigstellung. Damit konnten viele anstehende Probleme, wie Überflutungen, Hangwässer, Grundwasserabführung, Aufschließung von Grundstücken, Lawinenverbauung, usw. wesentlich verbessert werden.
Ein weiteres WLV-Großprojekt startet mit der Verbesserung der kritischen Hanglagen an der "Schattseite" vom Prielgraben bis zum Bäreiblgraben. Hier hat es in der jüngsten Vergangenheit öfters Probleme mit Muren und Überflutungen gegeben.

Und vergessen wir nicht: Neben neuen Projekten gilt es besonders die bestehende Infrastruktur zu erhalten, durch qualifizierte Instandhaltung. Dazu gehören besonders Straßen, Wege, Gehsteige, Brücken, Straßenbeleuchtung, Kanal usw.
Hier werden jährlich von der Gemeinde 250.000 Euro investiert.

Neben den inhaltlichen Schwerpunkten – was kann man als Bürgermeister in einer Gemeinde bewirken und wie wollen Sie die Bevölkerung erreichen?
Als neuer Bürgermeister möchte ich alle Gosauer ermuntern Eigeninitiative in allen Bereichen zu zeigen, bzw. in der Gemeinde mitarbeiten, bei Initiativen aktiv mitzutun. Es gibt so viele Möglichkeiten, in der politischen Gemeinde, in Arbeitsgruppen, in Vereinen, bei der Feuerwehr, Bergrettung, Rotes Kreuz, Musikkapelle, Kirchengemeinde, Sportverein, Schützenverein.
Es reicht nicht aus, dem Bürgermeister oder einem Obmann zu sagen: Da sollte man, da müsste man ... oder dahinzuraunzen, dass alles schlechter wird.
Aus meiner Sicht ist es uns noch nie so gut gegangen wie jetzt. Ich bin überzeugt, dass man mit einer optimistischen Lebenseinstellung weiter kommt als mit Pessimismus und Selbstmitleid. Mein Glaubenssatz geht in Richtung Eigeninitiative: "Ich" muss es tun, dann wird es besser.
In diesem Sinn werde ich in den nächsten Monate Bürgermeister-Stammtische abhalten und direkt mit der Bevölkerung kommunizieren. Ich will mir die Ideen der Gosauerinnen und Gosauer anhören und falls es Probleme gibt, möchte ich diese auch hören und zur Lösung beitragen.

Was kann man langfristig tun, um die Welterberegion und speziell Gosau "attraktiv" zu halten und die Abwanderung der Jungen zu stoppen?
Gosau muss ein attraktiver Heimatort bleiben. Wir sind da zuhause, wo andere Urlaub machen. Es muss uns gelingen, dass hier und in der näheren Umgebung attraktive Arbeitsplätze entstehen.

Was heißt das konkret?
Dazu gibt es mehrere Ansätze zur Verbesserung: Ich arbeite mit den Gemeinden des inneren Salzkammergutes im Projekt "Inkoba" zusammen. Hier geht es um interkommunale Betriebsansiedelung. Gemeinsam und mit dem Land OÖ wollen wir große Betriebsflächen erschließen, Betriebe ansiedeln und die Kommunalabgaben teilen. So sollen Betriebe zum Beispiel in Bad Goisern, Bad Ischl und Ebensee gegründet werden und dort entstehen dann Arbeitsplätze, die auch für Gosauerinnen und Gosauer attraktiv sind.
Ein weiterer Ansatz ist die Breitband-Initiative: Mit einer guten Datenanbindung können auch in Gosau attraktive Klein- und Mittelbetriebe entstehen und den großen europäischen Markt betreuen.

Und die Abwanderung...?
Dass wir immer wieder Jugendliche als Gemeindebürger verlieren ist schlecht. Es hängt damit zusammen, dass sie am Ausbildungsplatz (Stadt) meist „genötigt“ werden ihren Hauptwohnsitz dahin zu verlegen. So verliert die Heimatgemeinde somit Geld und Bewohner. Es ist aber gut, wenn die Jugend in die Welt hinauskommt und andere Lebensumstände kennen lernt.
Wichtig ist, dass wir ihnen in Gosau einen festen Anker bieten: Das Elternhaus, die Familie, die Musikkameraden, die Feuerwehrkameraden, die Freunde, die gute Lebensqualität und nicht zuletzt die Möglichkeit hierher zurückzukommen, hier zu wohnen, zu leben und zu arbeiten.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, besten Dank für das Gespräch.

Friedrich Posch ruft zur Eigeninitiative auf. Mott: "Ich muss es tun, dann wird es besser". | Foto: Privat
Friedrich Posch ist 8. Jänner Bürgermeistern von Gosau. | Foto: Gemeinde
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