Die Übergabe beginnt im Kopf
SALZKAMMERGUT. Einer Studie der WKO zufolge stehen bis 2018 österreichweit 18 Prozent der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) vor der „Herausforderung Unternehmensübergabe“.
Sprich: Bei 57.000 Unternehmen steht demnächst ein Wechsel an der Unternehmensspitze an. Aber nicht nur das. Auch eine halbe Million Arbeitsplätze sind direkt davon betroffen. Somit wird die Suche nach einem geeigneten Nachfolger auch gesellschaftlich brisant.
Gut bekannt bei der Unternehmensübergabe ist der „Klassiker“: Senior (zumeist Vater) übergibt an Junior (zumeist Sohn). Da sich Ersterer in der Übergangsphase nicht gänzlich aus dem Unternehmen zurückzieht, weiterhin in Entscheidungsprozesse eingreift und sowieso immer alles schon besser wusste, kommt‘s früher oder später zum „Knatsch“.
Freilich: Ein Konflikt aus dem Lehrbuch, aber trotzdem vermeidbar: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, Übergeber und Übernehmer aus dem Alltagsgeschäft herauszuholen und sich mit ihnen, getrennt voneinander, zu besprechen“, sagt Stephanie Panzl von Donau Beratung. Das Linzer Unternehmen mit Bad Ischler Außenstelle hat sich auf Unternehmensübergaben spezialisiert. Allerdings unterstützen die Berater keineswegs nur in juristischer, steuerlicher und finanzieller Hinsicht. Mindestens ebenso großen Wert misst man dem Faktor „Zeit“ bei. „Eine Betriebsnachfolge nimmt mehr Zeit in Anspruch, als die meisten meinen“, sagt Panzl. Mindestens ein halbes Jahr sollte man für den Übergabeprozess veranschlagen – und um den Nachfolger „richtig“ aufzubauen seien zwischen drei und fünf Jahren einzuplanen.
Auszeit auf der Alm
Als „emotionalen Kontrapunkt“ zu den rechtlichen Details setzen die Übergabe-Experten dann auf Natur und Idylle. Auf der Bad Ischler „Auszeit-Alm“ lässt die Donau Beratung Alt- und Neo-Chefs aufeinandertreffen, um dort quasi die Unternehmensübergabe zu zelebrieren. Ein ungewöhnliches Rezept, aber erfolgreich: Im Zwei-Wochen-Rhytmus finden auf der Alm Übergaben statt.
Unterm Strich also, frei nach Hans Christian Andersen: Eine erfolgreiche Unternehmensübergabe beginnt zuallererst im Kopf.
Zur Sache: Expertenmeinung zur Unternehmensübergabe
Wichtig ist dabei, dass beim Thema Betriebsnachfolge neben dem fachlichen Teil –
• juristisch/notariell (Erbrecht, Scheidungsrecht, Mietrecht, Vertragsrecht, etc)
• steuerlich (geeignete Rechtsform, Betriebsaufgabegewinnermittlung, Wirtschaftsjahr umstellen, Verschiebung Gewinn ins nächste Kalenderjahr)
• finanziell (Absicherung Übergeber ohne Übernehmer zu gefährden, Vermögensabsicherung, etc)
• und weiteren Aspekten (Organisationsstrukturen anpassen, Zielkunden überdenken, Marketingauftritt, Patente, etc.)
– nicht auf die emotionalen Aspekte vergessen werden darf. Diese haben nämlich eine enorme Bedeutung im Übergabeprozess.
Traut man es dem Nachfolger wirklich zu? Muss es ein Nachfolger aus der Familie sein? Will der Nachfolger überhaupt übernehmen? Was wird aus meinem Unternehmen?, Was soll ich nach meinem Leben als Unternehmer tun?
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